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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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schließlich Vollmond.
Eben… Jedenfalls hat Raabe bei der Gegenüberstellung Walter Nedomanski sofort identifizieren können.
Hm… Sieht wohl schlecht aus für den Herrn Apotheker?
Das möcht ich meinen. Wir haben nämlich seine Fingerabdrücke sowohl auf dem Nachtschrank als auch auf dem Safe gefunden.
Tüchtig, tüchtig! Hat denn Raabe gesehen, daß Walter seinen Bruder gewürgt hat?
Nein, gesehen nicht. Aber gehört.
Wie…?
Raabe sagt, er ist schnell ins angrenzende Badezimmer geschlüpft, als Walter in der Nachttischschublade wühlte. Dort hat er dann den Lärm gehört – erstickte Schreie und so. Die Gelegenheit hat er dann benutzt, um ins Arbeitszimmer zu laufen, wo er dann Borkenhagen niedergeschlagen hat.
Was wiederum mit dessen Aussagen übereinstimmt.
Eben.
Gibt denn Walter Nedomanski den Zweikampf zu?
Ja.
Was…!?
Walter Nedomanski sagt, er ist in das Schlafzimmer seines Bruders gegangen, um dort nach dessen Testament zu suchen und es gegebenenfalls zu vernichten.
Warum denn das?
Das ist recht kompliziert.
Los, erzähl!
Na ja… Wir haben das Testament von Max Nedomanski inzwischen gefunden. Es lag nicht in der Nachttischschublade, sondern im Safe.
Aha. Und?
Max Nedomanski hat in seinem Testament seine gesetzlichen Erben von der Erbfolge ausgeschlossen und den Nachlaß dem Deutschen Roten Kreuz zukommen lassen.
Ach nee!
Hmhm… Maria und Walter Nedomanski sind also im vollen Sinne des Wortes enterbt worden. Begründung im Testament: ,Beide haben mir gegenüber stets eine abwehrende und feindselige Haltung ein genommen.‘
Was sich nicht leugnen läßt!
Nein. Und Walter Nedomanski wußte von der Absicht seines Bruders, ein Testament in diesem Sinne aufzusetzen – das hat er inzwischen zugegeben. Max hat es überall rumerzählt, um ihn damit zu reizen. Es gibt Zeugen genug. Er hatte auch damit geprahlt, daß er nachts im Bett – wenn er nicht schlafen konnte – an diesem Testament zu arbeiten pflegte. Und Walter war natürlich klar, was das bedeutete.
Mir ist es, offen gesagt, noch nicht ganz klar.
Ganz einfach: Walter mußte versuchen, das Testament zu vernichten, koste es, was es wolle. Wenn man nämlich überhaupt kein Testament gefunden hätte, wäre die gesetzliche Erbfolge eingetreten.
Ach so, ja. Natürlich!
Gesetzliche Erben sind immer die Verwandten des Erblassers und daneben die Ehefrau. Walter wäre gesetzlicher Erbe zweiter Ordnung gewesen, Maria gesetzlicher Erbe erster Ordnung. Sie hätte drei Viertel des Vermögens geerbt, Walter ein Viertel. Und zu vererben waren etwa zwanzig Millionen Mark in Geld- und Sachwerten.
Nicht schlecht!
Also fünfzehn Millionen für Maria Nedomanski und fünf Millionen für Walter.
Nun hat aber Max das Vermögen dem DRK vermacht…
Eben! Und es ergibt sich nun folgende Situation: Maria bekommt als Pflichtteilsberechtigte die Hälfte dessen, was sie sonst bekommen hätte, Walter Nedomanski aber keinen Pfennig, denn pflichtteilsberechtigt sind ausschließlich die Abkömmlinge des Erblassers – also sei ne Kinder und Kindeskinder – , der Ehegatte und die Eltern. Walter Nedomanski mußte also alles Interesse daran haben, das gerade abgefaßte Testament zu vernichten. Für ihn hieß die Frage: Fünf Millionen oder nichts!
Und er hat zugegeben, nach dem Testament gesucht zu haben?
Ja, sag ich doch! Er sagt, er war fest davon überzeugt, daß Max tot war. Er habe in der Nachttischschublade gewühlt, sagt er, und dann, als er dort nichts fand, versucht, den Safe über dem Bett seines Bruders zu öffnen. Max hätte wie tot dagelegen.
Und dann ist der ,Tote’ zum Leben erwacht, ja?
Ja. Er hat lauthals losgelacht. Walter ist zu Tode erschrocken, sagt er, ausgeglitten und auf den Körper seines Bruder gefallen. Genauer gesagt, der Bettvorleger ist ihm unter den Füßen weggerutscht… Er hat sich wieder aufgerappelt, obwohl Max versuchte, ihn festzuhalten, und ist aus dem Zimmer gerannt… Natürlich hat er keinem Menschen was erzählt von dieser Geschichte.
Klar. Tät ich auch nicht, an seiner Stelle.
Ach ja – und zu Bethge hat er noch gesagt, nicht er wollte Max mit dem Kissen ersticken, sondern umgekehrt…
Ach, da will er wohl auf Notwehr hinaus?.
Scheint so.
Fragt sich bloß, ob er genügend Kraft hat, einen Menschen mit einem Kissen zu ersticken. Schließlich ist seine linke Hand nicht ganz… eh, funktionstüchtig.
Wir haben seinen Arzt gefragt: So schlimm ist es gar nicht; er simuliert da ein bißchen.
Interessant…
Morgen früh setzen wir das Verhör

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