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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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fort. Wenn das Geständnis vorliegt, sag ich dir sofort Bescheid.
Okay. Herzlichen Dank, und
     
    Hier bricht die Aufzeichnung ab; die Verabschiedung habe ich nicht mehr mitgeschnitten. Aber auf dem Band ist noch ein zweites Gespräch festgehalten: Kaum hatte ich aufgelegt, da rief mich Borkenhagen an.
Ja…?
Doc, Sie?
Mensch, Borkenhagen! Na, Sie drehen ja dolle Dinger! Hab’s gerade gehört – brühwarm, von der Kripo.
Hübsche Story, was? Haarscharf am Tode vorbei. Das mußte gleich gefeiert werden. Wir… äh… ich bin ganz schön angesektet. Haben Sie auch…
Wir? Wer ist ,wir’?
Wir?
Ja: wir!
Ach so… Na, mein Ich und mein besseres Ich…
Sie haben schon schlagfertiger reagiert!
Das hat die Rosi heute nachmittag auch gesagt.
Wer ist denn nun wieder Rosi?
Eine… Na, ich schäme mich, das auszusprechen. Unter anderem hat sie auch dem lieben Max Nedomanski Orgasmen verkauft… Na, das tut nichts zur Sache. Auf alle Fälle hat sie mir den entscheidenden Tip gegeben. In Sachen Raabe, meine ich.
Aha. Und daraufhin sind Sie mit ihr ausgegangen?
Sagen Sie mal, was geht Sie eigentlich meine Intimsphäre an? Erzählen Sie mir lieber, was es bei der Mordkommission Neues gibt.
Auf Grund von Raabes Aussage haben sie Walter Nedomanski verhaftet.
Ja, du lieber Himmel – wie kommen die denn auf den?
Passen Sie auf: Also Raabe behauptet
    Stoptaste. Das brauch ich nicht noch mal zu hören, was mir Mannhardt gerade erzählt hatte. Lassen wir das Band mal ein paar Meter vorlaufen…
mir eigentlich nicht vorstellen, daß Walter Nedomanski der Täter ist. So, wie ich ihn auf der Geburtstagsparty kennengelernt habe… Ich kann mir übrigens auch nicht vorstellen, daß er diesen Guido Winkler niedergeschlagen hat.
Ich auch nicht… Ich habe ja lange mit ihm gesprochen, und was ich dabei erfahren habe, paßt auch nicht ins Bild. Sein Bruder Max war – na, sagen wir, er war die Kraft, die Walters Leben einen Sinn gegeben hat. Man muß nur die Dialektik dieses Lebens kennen.
Schön gesagt – heben Sie’s auf für unseren… Nee: für Ihren Artikel. Was machen wir jetzt?
Haben Sie Vorschläge?
Schließlich haben wir noch ein paar Kandidaten, nicht? Viel leicht knöpfen Sie sich Guido Winkler vor; ich könnte mich mal bei diesem Dreyer umsehen – okay?
Okay. Lassen Sie von sich hören, sobald
     
    Hier ist das Band zu Ende; Glück gehabt – es hat gerade gereicht. Andererseits… Also, wenn man den Schaden bei Licht besieht: Sehr ergiebig ist das nicht. Was haben wir denn noch? Ach ja… Gähnen. Gott, bin ich müde!
    Ich werde mir Wasser aufstellen für einen Kaffee – zum Schlafen komme ich sowieso nicht mehr – und inzwischen den nächsten Bericht lesen: Borkenhagens Gedächtnisprotokoll von seinem ersten Besuch bei Dreyer. Das ist – Moment mal… Ja: das ist wieder in der dritten Person geschrieben, aber seine ejakulative Stilepoche hat er offenbar hinter sich gebracht.
    Borkenhagen saß in seinem weinroten R 4 und fuhr zu Dreyer. Im Handschuhfach lag ein Zettel mit der Adresse: Walldürner Weg 83. Es war kurz vor 17 Uhr, und der Berufsverkehr hatte seinen Höhepunkt erreicht. So brauchte er eine ganze Weile.
    Endlich hielt er vor einem freistehenden Häuserblock. Sozialer Wohnungsbau auf den ersten Blick. Blonde Kinder, die gelangweilt auf dem Rinnstein hockten, bestaunten ihn; eine ältere Dame befestigte Gießkanne und Harke auf dem Gepäckständer und radelte langsam zum Friedhof hinüber. Ein kompakter Jüngling wusch hingebungsvoll einen Volkswagen.
    In der zweiten Etage war der Name Dreyer angebracht, weiß in schwarze Plastikfolie geprägt. Borkenhagen drückte auf den Klingelknopf. Drinnen schrillte es. Dann schlurfende Schritte, ein blaues Auge erschien im gläsernen Guckloch. Borkenhagen trat einen Schritt zurück. Das wußte er von seiner Tätigkeit als Interviewer: Immer so weit von der Tür zurücktreten, daß die Leute einen voll ins Blickfeld bekamen.
    „Wer ist denn da?“
    „Mein Name ist Borkenhagen…“
    „Ah, von der Illustrierten, ja? Ich weiß; mein Sohn hat mir schon erzählt, daß Sie kommen werden.“ Die Kette wurde zurückgeschoben, die Tür geöffnet.
    Elisabeth Dreyer, hager und grauhaarig, führte Borkenhagen in ihre gute Stube und ließ ihn die gerade angekommenen Versandhausmöbel bewundern. Wohnzimmerschrank, zwei Meter achtzig breit, Palisander furniert, natur mattiert, im Mittelteil links Barfach mit Spiegelrückwand… Der Fernseher lief; Frau Dreyer schaltete ab. Auf der Hör Zu

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