Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
Gegenteil von Nagar. Ein Hüne, der alle im Königreich an Größe überragte. Ein Berg von einem Mann mit Muskeln, wie man es noch nicht gesehen hatte. Dazu sehr belesen und natürlich als Thronfolger in allen Belangen gut ausgebildet. Man war
sich im Königreich nicht einig, ob nun die immensen Muskeln den außergewöhnlichen Geist überragten, oder ob es anders herum gewesen ist. Sprich, Ahmed war der Liebling der Maßen und der ganze Stolz seines Vaters.“
Elias sah Alex kurz an, dann fuhr er fort. „Die Tochter hieß Alika. Dies bedeutet „sehr liebreizend“ und war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Alika war das schönste und grazilste Wesen im gesamten Königreich und sicher auch darüber hinaus. Sie war nur ein Jahr jünger als Ahmed und somit zwei Jahre jünger als Nagar. Trotzdem hatte sich ihre Schönheit und Weiblichkeit bereits voll entfaltet und sie verzauberte jeden, der Ihres Anblicks gewahr wurde.“
„Elias, kann es sein, dass du sie kanntest?“ , fragte Christine neckisch, „Du kommst ja aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus!“
„Ja, das ist wahr. Ich kannte sie und ich trug die Schuld an ihrem grausamen Schicksal“, beantwortete Elias die Frage trocken, ohne mit der Wimper zu zucken.
Christine konnte nur ein überraschtes „Oh“ hervorbringen.
Elias fuhr fort: „Nun war es Brauch, dass die Tochter des Herrschers keinen übermäßigen Kontakt zur Außenwelt hatte. Sie war einem mächtigen Kalifen versprochen worden und sollte ihn ehelichen, noch bevor sie ihren 18. Sommer gesehen hatte.“
Nun nahm sein Gesicht einen bitteren Zug an. „Ich war der Hauptmann der königlichen Wache und direkt für ihr Wohlergehen zuständig. Ich beschützte sie, wenn sie einen der seltenen Ausflüge außerhalb des Palastes machen durfte und stand ihr zur Seite, wenn ihre Anwesenheit bei Empfängen oder Veranstaltungen gewünscht war. Und dies war häufig der Fall. Denn wenn etwas ihre Schönheit nahe kommen konnte, dann der Klang ihrer reinen, glockenhellen Stimme. Und um Fragen vorzubeugen: Ja ich liebte sie. Von ganzem Herzen. Doch ich war mir meines Standes und ihres Ehegelöbnisses bewusst und verschloss meine Empfindungen in meinem Herzen. Sie zeigte mir gegenüber eine ehrliche Freundschaft, aber nie etwas Tieferes. Ihr zukünftiger Gemahl war einverstanden, dass ich sie an seinen Hof begleiten konnte. So war ich mir sicher, bis zu meinem Lebensende in ihrer Gegenwart bleiben zu können. Das war mir Lebensinhalt genug.“
Elias erzählte dies alles mit einem an den Boden gehefteten Blick und ohne dass sich irgendwelche Regungen in seinem Gesicht abzeichneten. Ganz anders als bei dem impulsiven Nagar.
„Tragisch“, warf Alex ein.
„Das war bis dahin nicht tragisch. Die Tragödie nahm erst mit Nagar ihren Lauf. Es geschah auf einem der seltenen Ausflüge der Prinzessin in die Stadt. Sie war eine gute Seele und gab den Armen Almosen, wenn sie durch die Stadt wandelte. Auch dieses Mal wollte sie ein Armenviertel besuchen. Es handelte sich um ein be sonders verrufenes Viertel, das sie bisher nicht besucht hatte. Trotz meiner Einwände und auch der Fürsprache des Herrschers ließ sie sich nicht davon abbringen. Vielleicht war ihr Dickkopf noch mächtiger ausgeprägt als ihre Schönheit.“
Schmerzvoll schaute er in den Himmel. „So brachten wir sie also in ihrer Sänfte tief in die Souks. Wir waren gut bewaffnet. Zwölf Krieger und vier muskulöse Sänftenträger, die ebenfalls in der Kunst des Tötens bewandert waren. Wir waren wachsam und zunächst lief auch alles gut. Die Menschen liebten ihre Prinzessin und nahmen dankbar die Gaben entgegen, die sie aus ihrer Sänfte verteilte. Wir waren auf einem kleinen Platz angekommen, und wollten gerade weiterziehen. In diesen Platz mündeten vier Straßen und mit einem Mal wurden alle vier Straßen durch umstürzende Fässer blockiert. Wir saßen in der Falle. Die Menschen waren feige, und ließen ihre Prinzessin im Stich, die sie eben noch reich beschenkt hatte. Nach ein paar Augenblicken erschienen die Angreifer und wir hatten Verständnis für die Fliehenden.
Wir wurden von den Askari überfallen. Die Askari waren eine ehemalige Elitetruppe des vorherigen Herrschers gewesen. Dieser war gewaltsam aus seinem Amt entfernt und wie es Sitte war, gevierteilt worden. Seine verbliebenen Anhänger hatten Blutrache geschworen und terrorisierten das Land, ohne dass uns bisher
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