Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
und sah, dass Robert am Hals blutete. Mit Erleichterung erkannte er an der Form der Wunde, dass es sich um einen Streifschuss, und nicht um einen Biss handelte.
„Wir sollten verschwinden, ich habe dich am Hals getroffen“. Robert langte reflexartig an seinen Hals, starrte auf das Blut an seiner Hand und erwiderte: „Fahren wir. Die kriegen keinen Tropfen von mir!“ Sie setzten sich auf die Maschinen, Robert schaute kurz zu Alex: „Danke, Mann.“
„Keine Ursache, du wirst dich bald revanchieren können“, versprach er. „Gentlemen, start your engines!“ , sagte er säuerlich und los ging es.
Sie fuhren dem Röcheln und Schmatzen der Vampyre davon. Deren Geräusche steigerten sich zu einem enttäuschten Heulen, das ihnen kilometerweit nicht mehr aus den Ohren ging.
„Hoffentlich sind alle Vampyre die wir treffen vor Hunger fast bewegungsunfähig, sonst sehe ich schwarz. Hast du bemerkt wie viele das waren?“, fragte Robert.
„Leider ja. Die müssen den ganzen Planeten leer gesaugt haben, so viele Gerippe wie da am Rand lagen. Das waren mal Menschen … Menschen !“, sagte Alex entsetzt.
Spot wurde unruhig, aber die beiden Menschen merkten das nicht. Er drehte sich unbehaglich in der zu engen Tasche hin und her und starrte nach hinten. Er fiepte … aber die Motoren waren zu laut und die Menschen noch zu sehr in den grausamen Eindrücken gefangen, als dass sie es bemerken konnten. Er hechelte, er spürte etwas Fremdes. Der Stress des Hundes entlud sich in einem langgezogenen, verzweifelten Heulen.
Alex drehte sich zu ihm um „Was ist denn los, Kleiner?“ Er konnte weder etwas sehen noch hören. Spot hechelte und knurrte, wieder jaulte er laut.
„Was hat er denn?“ , fragte Robert.
„Keine Ahnung, ich kann nicht entdecken, was ihn aufregt“, entgegnete Alex.
Sie wurden beide langsamer, aber steuerten nicht an den Rand. Wenn sie schon anhalten mussten, dann wenigstens mitten auf der Straße. Alex stellte die Maschine ab, drehte den Oberkörper zu seinem Hund und streichelte ihn. Spot leckte ihm die Hand und fiepte. Robert sagte „Shit!“ und dann, wesentlich lauter und gehetzter: „Fahr, um Gottes Willen fahr, was die Kiste hergibt!!!“ Und er startete durch.
Alex schaute hinter sich, da sah er, was er mittlerweile auch hörte: Tausend schlagende Schwingen erzeugten ein unheimliches Rauschen in der Luft und in weiter Ferne sah er stecknadelkopfgroße, glühende Augen auf sie zufliegen … Vampyraugen!
Er packte den Lenker, ließ den laufenden Motor aufheulen und die Kupplung springen. Die Reifen krallten sich in den Asphalt und heulten gequält auf, während Motor und Auspuff ein infernalisches Gebrüll von sich gaben. Die Maschine schlingerte kurz, dann war die Kraft auf der Straße und Alex bemühte sich, so schnell als möglich hinter Robert herzukommen. Die Chopper waren ungefähr gleich schnell, sodass Robert mit ungefähr zwanzig Metern Vorsprung vor Alex dahin jagte. Die Fahrwerke schlugen auf dem schlechten Belag durch und mehr als einmal schleuderten die Maschinen aus der Spur und mussten eingefangen werden.
Die b eiden fuhren wie von tausend Teufeln gehetzt. Vielleicht war das, was hinter ihnen her war, auch schlimmer als jeder Teufel. Sie waren schnell, sie holten alles aus den Motorrädern heraus. Mit Entsetzen bemerkte Alex, dass sie mit über hundertsiebzig Kilometern pro Stunde durch die stockfinstere Nacht rasten, obwohl
selbst mit eingeschaltetem Fernlicht die Dunkelheit kaum zu durchdringen war. Die Straße verlief über weite Strecken ohne jegliche Kurve, und das war ihr Glück. Denn nur auf der Geraden konnten sie diese Geschwindigkeiten mit den schweren Maschinen halbwegs halten. Aber selbst das brachte nichts. Das Geräusch der Flügel wurde immer lauter und nun war auch wieder dieses unsägliche Geifern und Heulen zu hören.
„Sie kommen näher“, brüllte Alex gegen die Motoren an. Robert drehte den Kopf.
„Lass sie kommen“, sagte er mit erstaunlich fester und beherrschter Stimme.
Immer näher kamen sie, langsam begannen sie, das Heulen die Motoren zu übertönen. Alex zog instinktiv das Genick ein und versuchte, den Luftwiderstand zu minimieren. Bloß weg von diesen Dingern. Spot knurrte und bellte, leider schien das die Vampyre nicht zu beeindrucken. Sie kamen immer näher. Alex sah, wie Robert sich drehte. Er sah, wie seine Augen erst groß, dann zu Schlitzen wurden. Er
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