Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
entscheiden, was wir weiter mit ihm machen.“
„Ist das für dich okay?“ , fragte Robert. Ben nickte Stumm.
„Dann wasch dich, zieh dich an und komm an den Tisch, es gibt Essen!“ , sagte Alex.
Die Drei gingen an den Tisch während sich der Kleine reinigte. Ben war während des Essens stumm wie ein Fisch, langte aber ordentlich zu. Nach dem Essen schickten sie ihn in die kleine Küche und sperrten die Türe ab. Dann machten sie es sich auf dem Boden bequem.
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich werde aus ihm nicht schlau“, sagte Arnold nachdenklich.
„Na ja, kein Wunder“ sagte Alex. „Wenn seine Geschichte stimmt, muss er nicht nur den Verlust seiner Eltern verdauen, sondern erfährt durch drei Fremde auch noch eine wenig zimperliche Behandlung. An seiner Stelle hätte ich ganz schön Schiss und würde mich auch komisch benehmen.“
„Ich bleibe dabei: Er ist mir suspekt und ich traue ihm nicht. Die ganze Geschichte stinkt und ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll.“
„Der Morgen wird Weisheit bringen“, sagte Robert und drehte sich zum Schlafen um.
Der Morgen brachte keine Weisheit. Nachdem sie aufgestanden waren und die Küche aufgesperrt hatten, kam ihnen ein betretener Ben entgegen.
„Danke, dass ihr mich nicht umgebracht habt. Ich will wirklich niemandem etwas Böses und habe mich nur versteckt, weil ich Angst vor euch hatte. Ich dachte, ihr seid Vampyre und würdet kurzen Prozess mit mir machen, deshalb habe ich mich im Kamin versteckt.“
„Gar nicht mal so blöd“, sagte Arnold. „Aus welcher Stadt seid ihr ursprünglich gekommen?“
„Aus keiner Stadt. Wir lebten auf einem Bauernhof vier Tagesmärsche von hier. Mein Vater hatte den Waffen abgeschworen und bewirtschaftete den Hof. Erst als die Vampyre uns überfielen, benutzte er wieder Waffen um uns zu schützen. Wir lebten relativ versteckt, ohne Fernsehen oder Radio. Mein Vater sagte, das wäre Teufelszeug. Wir hatten alles was wir brauchten, und deshalb wenig Kontakt zu Anderen. So bekamen wir die erneuten Überfälle in der Nachbarschaft erst sehr spät mit, als unsere direkten Nachbarn betroffen waren. Mein Vater verdingte sich früher als Haunter, bis er erkannte, dass die Situation hoffnungslos war. Er liebte meine Mutter, war mit ihr aber nicht verheiratet. Damit man sie und mich nicht als Druckmittel gegen ihn einsetzen konnte, hielt er unsere Existenz geheim. Mein Vater wollte zu einer Festung, die hier in der Gegend sein muss. Unser Nachbar hatte ihm kurz bevor er starb erzählt, dass die Menschen sich sammeln.“
Ben schaute schüchtern und traurig mit hängenden Schultern in die Runde. „Wir kamen nur sehr langsam voran und versteckten uns in Höhlen, weil alles voller Vampyre war. Dann schafften wir es, uns von Hof zu Hof vorzuarbeiten, aber erst in den letzten Monaten kamen wir gut vorwärts. Mein Vater meinte, die Vampyre seien derart geschwächt sodass wir uns nun auf den Weg machten. Wir kamen bis zu dem Gasthof und warteten bestimmt ein halbes Jahr, wenn nicht ein Ganzes. Aber es kam niemand und so fing mein Vater an, die Gegend in Kreisen um das Gasthaus zu erkunden, aber er blieb nie über Nacht weg. Er nahm nie meine Mutter mit. Bis an diesem Morgen vor einigen Tagen und seither sind sie nicht mehr zurückgekommen.“ Der Junge saß wie ein Häuflein Elend auf der Bank und starrte auf den Boden. Tränen flossen über seine Wangen.
„Na komm, iss erst mal etwas, dann wird es dir besser gehen.“ Robert bot ihm Brot und Wurst an.
„Sie kommen nicht wieder, oder?“ Ben sah Alex flehentlich an in der irrsinnigen Hoffnung, einen Widerspruch zu hören.
„Es tut mir leid, ich glaube nicht, dass sie wieder kommen werden. Ich denke nicht, dass sie dich hier alleine zurückgelassen hätten, wenn sie noch am Leben wären. Die Welt da draußen ist grausam. Die Vampyre mögen geschwächt und langsam sein, aber sie sind immer noch gefährlich und tödlich. Es tut mir leid, Ben.“
Ben schluchzte. Sie ließen ihn in Ruhe in seiner Trauer, auch wenn seine Geschichte einige Ungereimtheiten aufwies und aßen. Der Morgen brach an und draußen wich die Nacht der ewigen Dämmerung. Arnold öffnete vorsichtig einen kleinen Schlitz im Tor und blickte hinaus. Es war nichts zu sehen. Sie packten ihre Sachen, nahmen noch etwas Proviant aus der Küche mit und machten sich zum Aufbruch bereit.
„Was machen wir jetzt mit Ben?“,
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