Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
Robert hob gerade bewusst theatralisch zu einer epischen Rede über den Wert des Feuers für die Entwicklung der Menschheit und der Zivilisation im Allgemeinen an, als etwas passierte.
Denn plötzlich war aus dem Kamin ein verzweifeltes Quieken zu hören. Etwas fiel mit lautem Krachen von oben mitten auf die brennenden Holzscheite. Spot fiepte erschreckt und nahm die Beine in die Hand und die Rute zwischen die Hinterläufe. Er sprang so schnell er konnte einige Meter vom Kamin weg, drehte sich herum und bellte erschrocken in das Feuer.
Alex und Robert hatten die Katanas gezogen, Arnold beide Colts zur Hand. Die Scheite waren in alle Richtungen geflogen und lagen leicht brennend auf der Seite. Die im Kamin liegende, alte Asche war aufgewirbelt worden und füllte den ganzen Brennraum aus. Aus der Asche erhob sich langsam und ächzend eine Gestalt. Schwankend richtete sie sich auf und stöhnte erbärmlich.
Spot bellte sie an.
„Geh mir aus dem Weg, damit ich schießen kann!“, brüllte Arnold zu Robert.
„Moment, erst will ich sehen, auf was du schießen willst!“ Der alte Kämpe bewahrte die Nerven. Er ging von der Seite auf die Gestalt zu, die nun von einem Asche-Nebel umschlossen unbeholfen aus dem Kamin stolperte. Robert sprang blitzschnell auf sie zu und brachte sie mit einem Fußfeger zu Fall. Sie landete krachend und vor Schmerzen schreiend auf dem Boden.
„Das kann kein Vampyr sein“, murmelte Arnold und holte einen Holzeimer, der hinter dem Tresen stand. Di eser war mit Wasser gefüllt, das ihm dazu gedient hatte, den Tisch und die Bänke an denen sie saßen, vom Staub zu befreien. Er lief zu der sich am Boden windenden Gestalt und kippte ihr den Eimer kurzerhand über den vor Asche staubigen Kopf. Die Gestalt quittierte dies zwar mit einem Husten und pfeifenden Atemgeräuschen, aber nun konnten sie zumindest sehen, was da vor ihnen auf dem Boden lag.
Es handelte sich um einen fünfzehn- vielleicht sechzehnjährigen Burschen. Er war schlaksig, ungefähr einen Meter siebzig groß und hatte kurze, braune Haare.
Zumindest würden diese wieder braun sein, wenn man sie vollständig von der Asche gesäubert hätte. Er war etwas bleich und lag mit schmerzverzerrtem Gesicht und vor Schrecken weit aufgerissenen Augen auf dem Boden.
„Tut mir nichts, bitte, bitte saugt mich nicht aus! Bitte tut mir nichts!“, rief er in seiner Panik.
Die drei Freunde sahen sich etwas ratlos an. „Was sollen wir mit ihm machen?“, fragte Alex.
„ Erst mal sehen, ob das nicht doch ein Vampyr ist“, sagte Arnold, holte eine silberne Patrone aus seiner Tasche und stopfte sie grob mit einem Ruck in den Mund des Jungen.
„Drin behalten“, sagte er und der Junge gehorchte wortlos mit starren Augen.
„Hmm, er verdampft nicht, er explodiert nicht und er schmilzt nicht … scheint kein Vampyr zu sein“, grübelte Arnold.
„Das wäre der erste Vampyr, der vor Angst schlotternd auf dem Boden liegt und Silberkugeln kaut“, sagte Robert.
Er reichte dem Kleinen die Hand „Komm her mein Jung“
„Nein!“ , schrie Arnold, aber bevor er etwas tun konnte hatte Robert dem Jungen aufgeholfen und dieser spuckte die Patronen auf den Boden.
Dieser stand nun zitternd mit hängenden Schultern und triefenden Haaren vor ihnen. „Wer bist du, was willst du und was zum Teufel hast du hier verloren?“ , herrschte ihn Arnold ärgerlich an.
„Ich bin Ben“, sagte der Kleine. Meine Eltern und ich sind vor den Vampyren geflohen und ich habe mich hier versteckt.“ Er zog geräuschvoll den Rotz hoch.
„Erzähl mir keinen Blödsinn, wo sind deine Eltern denn jetzt?“ Arnold war nicht wirklich guter Laune.
„Sie sind vor mehreren Tagen hinausgegangen um andere Menschen zu suchen Seither sind sie nicht wieder gekommen.“ Die Augen des Jungen füllten sich mit Tränen.
Arnold verpasste ihm eine Backpfeife: “Erzähl mir keinen Stuss! Niemand geht freiwillig vor die Tür, wenn er hier Vorräte für Jahre hat. Niemand lässt sein Kind alleine und vor allem: Seit Jahren ist niemand hier mehr unterwegs! Die nächsten Siedlungen sind Tagesmärsche von hier entfernt, ihr wärt nicht einmal durch die erste Nacht gekommen!“
„Mein Vater war Gregor O`Leary, ein Haunter, er konnte uns beschützen….“ schniefte Ben und fing sich gleich die nächste Backpfeife von Arnold ein.
„O`Leary? Es gibt seit Jahren keine
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