Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
Vom Netzwerk:
gewesen. Am Ende hatte ich eine Adresse in Bloubergstrand. Das wunderte mich nicht, denn es ist der Vorort von Kapstadt, in dem die Reichen und Superreichen residieren. Von hier genießt man den schönsten Blick auf den Tafelberg. Wie gigantische Wellen wälzten sich Wolkenungetüme über den Berg, um auf der anderen Seite in Nullkommanichts von der Sonne aufgelöst zu werden. An diesem schönen Fleckchen Erde lebte der Internethändler Dusty Parker, einer der Erfolgreichsten seiner Zunft.
    In seiner Villa dominierte die Farbe weiß: Weiße Wände, weiße Bilder in weißen Rahmen, weiße Teppiche, weiße Ledergarnituren und auch der Hausherr begrüßte mich in Weiß. In meinen Wüstenklamotten kam ich mir fehl am Platz vor. Doch Dusty war ein höflicher Mensch und nahm mir rasch die Illusion, dass ihn nur eines interessierte, nämlich schnöder Mammon. Nein, mehr noch interessierte ihn seine Jacht. Sie sei ganz neu, erzählte er mir, natürlich weiß, und sie warte darauf, ihn hinaus auf den glitzernden Atlantik zu tragen. Deshalb wolle er gerne wissen, was es mit meinem Besuch so auf sich habe. Ich gebe zu, am Telefon hatte ich mich ein wenig verstellt und mich für einen Kaufpartner ausgegeben. Als ich jetzt mit der Wahrheit herausrückte und ihn fragte, weshalb er Hoodia in die ganze Welt verkaufe, ohne sicher zu sein, dass die Heilpflanze auch wirke, erwischte ich ihn keineswegs auf dem falschen Fuß.
    „Unsere Philosophie ist klar“, sagte er. „Die Leute sollen unsere Produkte probieren und dann selbst entscheiden, ob sie davon profitieren.“
    „Was ist, wenn sie es nicht tun?“
    „Wir bieten eine hundertprozentige Geld-zurück- Garantie. Wer unzufrieden ist, den kostet die Ware keinen Cent.“
    „Sie meinen, Jim Grant aus East Haddam, Connecticut, USA, der 160 kg auf die Waage bringt, schickt seine vier Döschen Hoodia nach Südafrika zurück, weil er kein Gramm abgenommen hat?“
    „Wir können diesen Service nur anbieten. Wie der Kunde entscheidet, liegt bei ihm.“
    „Was ist, wenn die Hoodia Mister Grant schadet? Schließlich ist nicht einmal das geklärt.“
    „Das glauben wir nicht. Und was unsere Kunden außer Hoodia zu sich nehmen, können wir nicht kontrollieren. Deshalb liegt das außerhalb unserer Verantwortung.“
    Dusty Parker war so glatt und geschmeidig wie ein Politiker vor dem Untersuchungsausschuss.
    „Also gut“, sagte ich, des Katz-und-Maus-Spiels überdrüssig. „Was ist drin in Ihren Produkten? Eselsmist?“
    Falls ich gedacht hatte, dass Dusty sich von mir provozieren ließe, hatte ich falsch gedacht.
    „Unsere Bezugsquellen sind eindeutig und nachweisbar“, sagte er lässig. „Wir unterstützen sogar die Khoi San, obwohl wir das gar nicht müssten.“
    Er sah aus dem Fenster, wo seine Jacht und die salzige Luft des Atlantiks lockten. Drinnen saß nur ich und irgendwie verging mir die Lust, einem Mann auf den Zahn zu fühlen, der es geschafft hatte, zwei Kulturen auszunutzen: die der Khoi San, die ohnehin nicht überleben wird, und die westliche Konsumwelt, bei der das auch nicht sicher ist. Ich trank meinen Orangensaft, das einzig nichtweiße Objekt in Dustys Haus. Dann fragte ich: „Was waren Sie von Beruf, bevor Sie die Dicken der Welt beglückten?“
    Auf einmal senkte sich ein Schatten über Dustys Gesicht. „Pilot“, antwortete er. „Und wissen Sie was? Ich wäre heute noch Pilot, wenn meine Gesundheit mitgemacht hätte. Hat sie aber nicht. Damals hätte ich jede Pille geschluckt, wenn sie mir Hoffnung gegeben hätte.“
    Das ist es: Mit dem Prinzip Hoffnung lässt sich viel Geld verdienen. Dusty Parker hatte seine Lektion gelernt. Seine Kunden auf der ganzen Welt glaubten an ihn. Denn allein der Glaube versetzt oft Berge. Auf einmal fühlte ich mich erschöpft. Wir waren schon seit einer halben Ewigkeit unterwegs, und ich hatte das Gefühl, dass ich Urlaub brauchte. Und zwar sofort, ohne Umschweife. Ich erhob mich, wünschte Dusty einen schönen Tag und machte mich vom Acker.

7. Von Kapstadt nach Hamburg und wieder zurück
    Südafrika ist ein ideales Urlaubsland, nicht nur zu Zeiten einer Fußball-Weltmeisterschaft, und Kapstadt der optimale Ausgangspunkt für eine Fahrt ins Blaue. Rolf und ich schlenderten durch die Einkaufspassagen der Victoria und Alfred Waterfront in Kapstadt, Bigy hatten wir in einem Schuhladen verloren. Zu Hundertschaften kamen uns hübsche Frauen entgegen, die ebenfalls dort eingekauft hatten, und uns mit ihren neuen Stilettos die

Weitere Kostenlose Bücher