Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Blick nach draußen freigab.
„Ist das nicht ein schöner Ort?“, fragte Elvira in einer Stimmlage, als spräche sie mit einem vierjährigen Kind. „Du musst jetzt schön aufpassen, Niklas. Was du hier siehst, war einmal ein Terrarium. Nicht so ein kleines, lächerliches Terrarium aus Glas, das sich die Leute in ihr Wohnzimmer stellen, nein, das hier war eine etwas größere Anlage. Und es hat ein wunderbar tiefes Becken.“
Die Videokamera wanderte durch den Raum nach vorne und schwenkte die Glasfront hinunter in ein wasserloses, zehn Meter langes und fünf Meter tiefes Becken, welches in die Erde eingelassen war und dessen Wände senkrecht abfielen. Links am Boden stand ein mannshoher Käfig, in dem Martin und Niklas Sarah entdeckten. Ihre Hände waren über dem Kopf an die Gitterstäbe gefesselt, sodass sie den Boden nur mit ihren Zehen berühren konnte. Sie hatte große Mühe, ihre geschundenen Handgelenke und Arme zu entlasten, an denen ihr ganzes Körpergewicht hing, sobald sie die Balance verlor. Sarahs Gesicht war schmerzverzerrt, schmutzig und von ihren Tränen verschmiert.
„Sarah“, stieß Martin erstickt hervor und auch Niklas Herz raste. Ihm war klar, dass dieser Anblick erst der Anfang war, dass Elvira erst mit ihrer Vorstellung begonnen hatte. Wie zur Bestätigung ertönte wieder die Stimme der Vampirin:
„Ich hatte ja überlegt, ob ich dich an Rachel und Sarahs Gewimmer und Geheule teilhaben lasse, Niklas. Doch wie du sicher bereits bemerkt hast, habe ich den Ton gelöscht, damit du nicht abgelenkt wirst und dich an meiner Stimme erfreuen kannst.“
Elvira schlenderte ins Bild. Ohne Vorwarnung trat sie, zwischen die Gitterstäbe hindurch, mit voller Wucht gegen Sarahs rechten Unterschenkel. Beide, Martin und Niklas schrien entsetzt auf. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie Sarahs Kopf vor Schmerz nach hinten flog und sie ihren Halt verlor. Wehrlos, mit weit aufgerissenen Augen, hing sie an dem Käfig, während Tränen über ihre Wangen liefen.
„Ups, das Bein ist wohl gebrochen“, kommentierte Elvira ungerührt ihre Tat.
„Ich bring dich um!“, schrie Niklas und donnerte seine Faust gegen die Wand neben dem Bildschirm. „Ich bring dich um, du Miststück!“
Martins Beine versagten ihren Dienst, weswegen er sich mit einem unterdrückten Schluchzer auf einen Bürostuhl sinken ließ.
„Ich bin noch nicht fertig“, säuselte Elvira, woraufhin die beiden Männer ihr widerwillig weiter zuhörten und zusahen.
Die Vampirin sprang mit einem lässigen Satz auf den Käfig. Mit ihrem Messer schnitt sie Sarahs gefesselte Hände los, sodass diese wegen ihres gebrochenen Beines haltlos zu Boden stürzte. Obwohl die Männer Sarahs Schmerzensschrei und ihre keuchenden Atemzüge nicht hören konnten, fuhr ihre Qual ihnen durch Mark und Bein.
„Lass sie ihn Ruhe, bitte“, stieß Niklas erstickt hervor. Er war bereit, für die Freilassung von Sarah und Rachel vor Elvira auf den Knien zu rutschen und alles zu tun, was sie verlangen würde - genauso wie Martin. Doch das bezweckte Elvira nicht mit ihrer Aktion, das war den beiden beängstigend klar. Sie wollte keinen Austausch, Elvira wollte sie töten. Jeden Einzelnen von ihnen. Langsam und qualvoll.
Elvira deutete auf die gegenüberliegende Seite des Käfigs. Dort war, nur wenige Zentimeter über dem Beckenboden, eine kleine Metalltür in der Wand.
„Was glaubst du, was hinter der Tür ist, Niklas?“
Die Vampirin sprang von dem Käfig zum Beckenrand und betätigte dort einen Schalter. Gleich darauf fuhr die Metalltür nach oben. Die beiden Männer starrten gebannt auf die Tür und als sie sahen, was sich daraus hervorzwängte, setzte ihr Herzschlag aus.
„Bin ich nicht großzügig, Niklas?“
Elviras Stimme triefte vor Hohn.
„Ich habe deine süße Freundin in diesen Käfig gesperrt, damit sie in Sicherheit ist. Schließlich möchte ich nicht, dass Oskar sie auffrisst. Oder besser ausgedrückt, noch nicht auffrisst.“
Niklas schlang die Arme um seinen Körper, da ihm schlagartig eiskalt wurde. Entsetzt beobachteten er und Martin, wie sich ein drei Meter langes, lauchgrünes Krokodil in das Becken schob. Mit weit aufgerissenem Maul stürzte es sofort zum Käfig und Sarah wich, mit einem Gesicht, in dem pure Panik stand, zurück. Sie schob sich mit ihrem gesunden Bein nach hinten und versuchte, weder rechts noch links zu nahe an die Gitterstäbe zu kommen. Die Stäbe des Käfigs waren jedoch so dick und stabil, dass das Krokodil nicht an seine Beute
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