Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Inneren etwas kahl und kühl, doch der Tee, der uns dort auf Rokokomobilar serviert wurde in der nähe eine Bullerofens, schmeckte ausgezeichnet, wie auch die süßen Speisen, die man dazu reichte.
„ Die Bäume dort draußen“, zeigte Holmes auf die Umfriedung des Rosengartens, dessen Stöcke jahreszeitbedingt allerdings wenig eindrucksvoll waren, „das sind doch Linden, nicht wahr?“
Ich nickte. „Mag sein.“
„ In Germanien, Watson, bezeichneten Lindenkreise heilige Bezirke. Auf jedem Thingplatz stand eine Linde, aber wo man diesen mit Linden sogar umringte, wurde es richtig feierlich“, meinte Holmes.
Ich schwieg dazu. Wir waren der Lösung des Falls nicht näher gekommen. Das schien Holmes nicht zu stören, denn er fuhr fort: „Es wäre interessant, zu ergründen, ob die Schöpfer diese Anlage, die ja einige Jahrhunderte nach dem Dom errichtet wurde, zufällig oder durch Absicht der Rose neuerlich so großen Raum einräumten. Es ist schon erstaunlich, wie wichtig dieses Gewächs für diese Stadt geworden ist, und umso erstaunlich, daß wir im Dom selbst auch nicht ein rosenartiges Ornament auffinden konnten, vor allem, wenn es heißt, die Rosenkreuzer hätten hier ihre Symbole eingearbeitet, meinen Sie nicht, Watson?“
Ich zuckte mit den Achseln.
„ Dieser Garten soll um das Jahr 1750 errichtet worden sein, ist also erst einige Generationen alt. Das kann sich mit dem 700jährigen Abstand der älteren Anteile dieses Platzes nicht messen. Der Bauherr war aber auch hier die Kirche, und dieser Rosengarten bildet einen festen Teil der Umfriedung des heiligen Bezirks, dieses Vatikans des Nordens, den wir hier sehen, und er überblickt die Stadt, als wollte man damit sagen: Die Rosen gehören uns, sind ein Teil von uns, der römisch-katholischen Kirche. Nun gut“, straffte er sich, „wir müssen uns von dem Thema lösen, obwohl es schwierig ist, das Bild der Blutspur, die unser armer Gastgeber heute versprühte, auszulöschen. Hatten Sie nicht auch den Eindruck, daß er mit seiner Kleidung und seinen Schuhen eine Rose auf den Steinboden des Doms malen wollte?“
„ Wenn man das malen nennen kann“, meinte ich vorsichtig, aber auch mir hatte sich das Bild vor dem inneren Auge eingegraben.
„ Nun, er malte eine Rose vor dem Reiterstandbild“, sagte Holmes.
In diesem Augenblick trat ein Bote an unseren Tisch und überreichte uns eine Nachricht. Holmes entfaltete das Schreiben und zog die Stirne kraus. „Es ist von unserem Gastgeber, dem Professor“, sagte er. „Er bittet uns, zu ihm zu kommen. Wo ist das?“ fragte er den Boten, ein kleines, verwachsenes Männlein, das schon etliche Jahre zählen mochte. Es hob seinen krummen Finger und zeigte durch das Fenster auf den benachbarten Hügel, auf dem sich eine mächtige Kirche erhob.
„ Da oben?“ fragte Holmes, der seinen Oberkörper verrenkte, um auf den Hügel blicken zu können.
„ Ja. Bürgerspital“, krächzte der Mann.
„ Ich sehe nur eine Kirche.“
„ Ja, ja, Bürgerspital“, wiederholte der Bote und kratzte sich auf dem Kopf.
Holmes nickte, gab dem Männlein eine Münze in die Hand und das Männlein zog sich folgsam vom Tisch zurück. Ich blickte zu den düsteren Mauern der Kirche hinüber, die Kern eines alten Klosters gewesen sein mochte, denn sie war von zahlreichen Nebenbauten umgeben, und ein unangenehmes Gefühl beschlich mich. Es ist mir in Deutschland öfter so gegangen, gerade an nebligen Herbsttagen oder bei Gewitterstimmung.
„ Dann trinken wir eben aus“, meinte ich, und leerte meine Tasse.
Wir bezahlten und beschlossen dann, nach unserem Gastgeber zu sehen. Der Weg führte uns den Domplatz hinauf durch eine Gegend, die ihren mittelalterlichen Charakter noch gewahrt hatte und in der
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