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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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In­ne­ren et­was kahl und kühl, doch der Tee, der uns dort auf Ro­ko­ko­mo­bi­lar ser­viert wur­de in der nähe eine Bul­ler­ofens, schmeck­te aus­ge­zeich­net, wie auch die süßen Spei­sen, die man dazu reich­te.
    „ Die Bäu­me dort drau­ßen“, zeig­te Hol­mes auf die Um­frie­dung des Ro­sen­gar­tens, des­sen Stöcke jah­res­zeit­be­dingt al­ler­dings we­nig ein­drucks­voll wa­ren, „das sind doch Lin­den, nicht wahr?“
    Ich nick­te. „Mag sein.“
    „ In Ger­ma­ni­en, Wat­son, be­zeich­ne­ten Lin­den­krei­se hei­li­ge Be­zir­ke. Auf je­dem Thing­platz stand eine Lin­de, aber wo man die­sen mit Lin­den so­gar um­ring­te, wur­de es rich­tig fei­er­lich“, mein­te Hol­mes.
    Ich schwieg dazu. Wir wa­ren der Lö­sung des Falls nicht näher ge­kom­men. Das schi­en Hol­mes nicht zu stören, denn er fuhr fort: „Es wäre in­ter­essant, zu er­grün­den, ob die Schöp­fer die­se An­la­ge, die ja ei­ni­ge Jahr­hun­der­te nach dem Dom er­rich­tet wur­de, zu­fäl­lig oder durch Ab­sicht der Rose neu­er­lich so großen Raum ein­räum­ten. Es ist schon er­staun­lich, wie wich­tig die­ses Ge­wächs für die­se Stadt ge­wor­den ist, und umso er­staun­lich, daß wir im Dom selbst auch nicht ein ro­sen­ar­ti­ges Or­na­ment auf­fin­den konn­ten, vor al­lem, wenn es heißt, die Ro­sen­kreu­zer hät­ten hier ihre Sym­bo­le ein­ge­ar­bei­tet, mei­nen Sie nicht, Wat­son?“
    Ich zuck­te mit den Ach­seln.
    „ Die­ser Gar­ten soll um das Jahr 1750 er­rich­tet wor­den sein, ist also erst ei­ni­ge Ge­ne­ra­tio­nen alt. Das kann sich mit dem 700­jäh­ri­gen Ab­stand der äl­te­ren An­tei­le die­ses Plat­zes nicht mes­sen. Der Bau­herr war aber auch hier die Kir­che, und die­ser Ro­sen­gar­ten bil­det einen fes­ten Teil der Um­frie­dung des hei­li­gen Be­zirks, die­ses Va­ti­kans des Nor­dens, den wir hier se­hen, und er über­blickt die Stadt, als woll­te man da­mit sa­gen: Die Ro­sen ge­hören uns, sind ein Teil von uns, der rö­misch-ka­tho­li­schen Kir­che. Nun gut“, straff­te er sich, „wir müs­sen uns von dem The­ma lö­sen, ob­wohl es schwie­rig ist, das Bild der Blut­spur, die un­ser ar­mer Gast­ge­ber heu­te ver­sprüh­te, aus­zu­lö­schen. Hat­ten Sie nicht auch den Ein­druck, daß er mit sei­ner Klei­dung und sei­nen Schu­hen eine Rose auf den Stein­bo­den des Doms ma­len woll­te?“
    „ Wenn man das ma­len nen­nen kann“, mein­te ich vor­sich­tig, aber auch mir hat­te sich das Bild vor dem in­ne­ren Auge ein­ge­gra­ben.
    „ Nun, er mal­te eine Rose vor dem Rei­ter­stand­bild“, sag­te Hol­mes.
    In die­sem Au­gen­blick trat ein Bote an un­se­ren Tisch und über­reich­te uns eine Nach­richt. Hol­mes ent­fal­te­te das Schrei­ben und zog die Stir­ne kraus. „Es ist von un­se­rem Gast­ge­ber, dem Pro­fes­sor“, sag­te er. „Er bit­tet uns, zu ihm zu kom­men. Wo ist das?“ frag­te er den Bo­ten, ein klei­nes, ver­wach­se­nes Männ­lein, das schon et­li­che Jah­re zählen moch­te. Es hob sei­nen krum­men Fin­ger und zeig­te durch das Fens­ter auf den be­nach­bar­ten Hü­gel, auf dem sich eine mäch­ti­ge Kir­che er­hob.
    „ Da oben?“ frag­te Hol­mes, der sei­nen Ober­kör­per ver­renk­te, um auf den Hü­gel blicken zu kön­nen.
    „ Ja. Bür­ger­spi­tal“, kräch­zte der Mann.
    „ Ich sehe nur eine Kir­che.“
    „ Ja, ja, Bür­ger­spi­tal“, wie­der­hol­te der Bote und kratzte sich auf dem Kopf.
    Hol­mes nick­te, gab dem Männ­lein eine Mün­ze in die Hand und das Männ­lein zog sich folg­sam vom Tisch zu­rück. Ich blick­te zu den düs­te­ren Mau­ern der Kir­che hin­über, die Kern ei­nes al­ten Klos­ters ge­we­sen sein moch­te, denn sie war von zahl­rei­chen Ne­ben­bau­ten um­ge­ben, und ein un­an­ge­neh­mes Ge­fühl be­schlich mich. Es ist mir in Deutsch­land öf­ter so ge­gan­gen, ge­ra­de an neb­li­gen Herbst­ta­gen oder bei Ge­wit­ters­tim­mung.
    „ Dann trin­ken wir eben aus“, mein­te ich, und leer­te mei­ne Tas­se.
     
    Wir be­zahl­ten und be­schlos­sen dann, nach un­se­rem Gast­ge­ber zu se­hen. Der Weg führ­te uns den Dom­platz hin­auf durch eine Ge­gend, die ih­ren mit­tel­al­ter­li­chen Cha­rak­ter noch ge­wahrt hat­te und in der

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