Voodoo Holmes Romane (German Edition)
zurückzuziehen, um den Alten zu schonen. Ich war schon unter dem Lachen zurückgewichen, und als dann noch das zweite Auge aufzuplatzen schien, und mich doch zugleich rot fixierte, stand ich schon beinahe an der Tür des Krankensaals. Wirklich erleichtert aber war ich erst, als ich an Holmes’ Seite das Gebäude verlassen hatte und wir über den Innenhof des Bürgerspitals ins Freie strebten.
Biber & Co und das Haus mit den Fratzen
„ Ist das noch eine Krankheit oder was sollen wir davon halten?“ fragte ich Holmes auf dem Rückweg in die Stadt entgeistert. „Ist es denn zu glauben, dass es sich noch um den rüstigen Greis handelt, der uns gestern im Zug seine Aufwartung machte? Nun, es gibt Fälle von Tuberkulose, bei der das Gehirn angegriffen wird, es soll furchtbare Kopfschmerzen verursachen. Aber ich habe noch nie gehört, das darüber jemand den Verstand verloren hätte“, plapperte ich aufgeregt, um den Druck über das Erlebte loszuwerden.
„ Gerade noch war er gesund“, meinte Holmes, „wissen Sie Watson, die Angelegenheit wird sehr merkwürdig. Und dazu tritt noch eines.“ Er zeigte mir den Schlüssel, und ich erkannte mit Erschrecken das mittlerweile schon unvermeidliche Zeichen, unter dem ich seit Monaten lebte. Es war in diesem Fall aus Eisen getrieben, wirklich gute Handarbeit. Die Rose glänzte, da der Schlüssel schon sehr abgegriffen war. „Wahrscheinlich, weil er für ein Haus in der Rosengasse gefertigt wurde“, vermutete Holmes.
„ Ich werde dort heute keineswegs schlafen“, bekannte ich. „Ich könnte kein Auge zu tun.“
„ Das ist auch meine Meinung“, sagte er.
„ Sagen Sie, Holmes, sollten wir nicht die ganze Angelegenheit auf sich beruhen lassen? Unser Auftraggeber ist sichtlich erkrankt und scheint weniger an einer Aufklärung des Falls interessiert als an irgendwelche mystischen Spekulationen.“
„ Unser Auftraggeber?“ fragte er mit spöttischem Unterton zurück. „So respektlos bezeichnen Sie Kaiser Franz Joseph, einen der mächtigsten Männer des Erdballs?“
„ Sofern er tatsächlich persönliches Interesse an der Sache hat“, murmelte ich.
„ Wenn man die Nachlässigkeit betrachtet, mit der die königliche Kommission zu ihrem Schluss gekommen ist“, sagte Holmes entschieden, „halte ich es für eine Frage der Berufsehre, den Fall der Rosentoten aufzuklären. Wir werden das Rätsel lösen, Watson. Aber wir wollen nun wirklich damit anfangen, uns einen eigenen Überblick zu verschaffen.“
Wir kehrten über den Domplatz in die Stadt zurück und gerieten dabei in eine Gasse mit mehren Gaststuben. In einer davon wurde uns Rauchbier und Gehacktes serviert wurde. Ich war müde, und die schläfrige Gemütlichkeit des Bierkellers tat mir wohl. Holmes schien es ähnlich zu gehen. Wir hatten dann im Laufe der nächsten Stunden dem etwas gewöhnungsbedürftigen, nach Wurst schmeckenden Bier dann doch deutlicher zugesprochen als ursprünglich geplant. Der Trick dabei war offenbar der, daß man davon so durstig wurde, daß einen nur die alkoholische Lähmung des Arms daran hindern konnte, ein weiteres Krügel zu bestellen, und das war erst nach zwanzig oder dreißig Gläsern der Fall. Da wir es nicht so weit kommen lassen wollten, mußten wir dort letztendlich genauso durstig, wie wir gekommen waren, wieder abziehen.
In all der Zeit, aber, in der wir uns in der Gaststätte aufhielten, hatte Holmes das Gespräch mit den Bürgern der Stadt aufgenommen. Es waren durchwegs Männer im besten Alter, bärtig die meisten, und mit folkloristischen Elementen ausgestattet. So gab es relativ viele Lederhosenträger und Männer mit Hüten, die von einem Gamsbart geschmückt wurden. Es bildete
Weitere Kostenlose Bücher