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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Kir­che stan­den. Beim so­ge­nann­ten Tor­schnei­der ver­ließ man dann den klei­nen, von ei­ner Burg­mau­er um­frie­de­ten Kir­chen­staat und fand sich ei­ner der Kir­chen ge­gen­über, die das so­ge­nann­te Kir­chen­kreuz bil­de­ten. Rechts hin­ab ging es an ei­nem Gym­na­si­um vor­bei, in dem wir das von Pro­fes­sor Becks­tein ge­nann­te Auf­see­sia­num er­kann­ten.
    „ Guck an“, mein­te Hol­mes, „un­ser Freund ar­bei­tet in un­mit­tel­ba­rer Nähe des Doms, fast am Fuße des Ro­sen­gar­tens. Man kann sich vors­tel­len, daß die­se geo­gra­phi­sche Nähe auch eine ge­fühl­te An­nähe­rung be­wirkt. Ich fra­ge mich be­reits, ob es nicht bes­ser wäre, un­se­re Nach­for­schun­gen un­be­glei­tet und noch ein­mal ganz von vor­ne zu be­gin­nen. Es ist manch­mal ein Feh­ler, zu­viel über eine Sa­che wis­sen zu wol­len. Ich glau­be, die­sen Vor­wurf darf man un­se­rem Gast­ge­ber ma­chen.“
    Durch eine schma­le Gas­se ge­lang­ten wir einen neu­en klei­nen Tem­pel­be­zirk hin­auf, des­sen Mau­ern das so­ge­nann­te Bür­ger­spi­tal bil­de­te. Es um­gab einen großen In­nen­hof, der zu der wei­te­ren, präch­ti­gen Kir­che führ­te, die wir vom Ro­sen­gar­ten aus ge­se­hen hat­ten. Be­vor wir uns beim Pfört­ner vors­tel­len, gin­gen wir un­will­kür­lich auf die­se zu und klet­ter­ten die Frei­trep­pe hoch. Die­se ehe­ma­li­ge Klos­ter­kir­che, die dem Erz­en­gel Mi­cha­el ge­weiht war, stand dem Dom an Größe und Aus­stat­tung nur we­nig nach. Ihr In­ne­res, das durch zahl­rei­che Sei­ten­al­tä­re auf­fiel, trug reich­hal­ti­gen ba­rocken Schmuck und die Decke leuch­te­te far­big von ei­ner Viel­zahl von Pflan­zen. Nach­dem wir uns kurz um­ge­se­hen hat­ten, ba­ten wir an ei­ner Sei­ten­pfor­te um Ein­lass und fan­den nach we­ni­gen Er­kun­di­gun­gen den Kran­ken­saal, in dem man Pro­fes­sor Becks­tein un­ter­ge­bracht hat­te. Es war ein rie­si­ger, kah­ler Raum, in dem der Pa­ti­ent al­lei­ne in ei­nem win­zi­gen Bett­chen ge­steckt wor­den war. Of­fen­bar woll­te man ihn auf­grund der An­s­teckungs­ge­fahr iso­lie­ren, der Ef­fekt aber war der ei­ner To­ten­kam­mer, wozu auch die ge­fal­te­ten Hän­den und das wachs­blei­che Ge­sicht ge­hör­te.  Er schi­en zu schla­fen, als wir uns im flackern­den Schein der Ker­zen näher­ten, und es war drau­ßen mitt­ler­wei­le so dun­kel ge­wor­den, daß der leich­te Luft­zug, der in dem Raum herrsch­te, und das Flackern den Ein­druck er­weck­ten, al­les be­we­ge sich und sei be­seelt. An­ders kann ich mir die Stim­mung nicht er­klären, die mich be­fiel. Von Angst zu spre­chen wäre viel­leicht über­trie­ben, es war eine ge­wis­se Be­un­ru­hi­gung und Be­klom­men­heit. Kaum hat­te ich den Saal be­tre­ten, woll­te ich ihn am Liebs­ten schon wie­der ver­las­sen.
    „ Er schläft“, flüs­ter­te ich Hol­mes zu und be­deu­te­te ihm, um­zu­keh­ren. Er aber ging schnur­stracks auf den reg­lo­sen Kör­per zu, und klatsch­te dann ei­ni­ge Male in die Hän­de wie ein un­ge­dul­di­ger Gast, der nach der Be­die­nung ruft. Der Don­ner­hall, den er in dem kah­len Raum da­mit aus­lös­te, tat auch prompt sei­ne Wir­kung. Er hät­te da­mit Tote wecken kön­nen, und viel­leicht ge­lang es ihm ja auch, denn schon schlug Pro­fes­sor Becks­tein ein Auge auf. Ja, es war ein Auge, und der Ef­fekt war sehr ku­ri­os. Die­ses Auge wirk­te böse, und dazu pass­te auch noch et­was in dem Ge­sicht, ein klei­nes Ver­zie­hen des Mund­win­kels und der ab­war­ten­de Ge­sichts­aus­druck, der et­was Ver­schla­ge­nes hat­te, als sähe er hin­ter un­se­ren Häup­tern eine große Ge­fahr und war­te nur dar­auf, daß sie uns ver­nich­te. Es war eine An­we­sen­heit in dem Raum. Der Ein­fach­heit hal­ber nen­ne ich ihn einen Dä­mon. Viel­leicht soll­te man auch von Käl­te und Gra­bes­ge­ruch spre­chen, der in der­glei­chen al­tem Ge­mäu­er häu­fi­ger fest­zus­tel­len ist. Und et­was da­von war in die schwa­che, sterb­li­che Hül­le des Grei­ses zu stecken, der nach dem Blut­sturz bleich und ent­kräf­tet vor uns un­ter La­ken lag.
    „ Ver­ehr­ter Herr Pro­fes­sor“,

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