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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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schmuck­lo­se Ku­geln, an­de­rer­seits aber um Tier­chen in Ku­gel­form oder Pflan­zen, die ge­run­det wa­ren. Dann gab es Ku­geln mit Or­na­men­ten an der Ober­fläche. Ich konn­te kein Sys­tem er­ken­nen, und das schi­en auch Hol­mes auf­ge­fal­len zu sein, denn er sag­te: „Hät­te man es nicht bei ei­nem Schmuck­werk be­las­sen kön­nen?“
    „ Se­hen Sie, Herr Hol­mes, das ist ge­ra­de das, wo­von ich spre­che. Es wa­ren hier Ro­sen­kreu­zer am Werk. Sie sind der Schlüs­sel zu al­le­dem, da bin ich mir si­cher.“
    „ Ro­sen­kreu­zer? Ich glau­be, es gibt so eine Art Ge­heim­bund, der sich die Ro­sen­kreu­zer nennt, nicht wahr?“
    „ Ein Ge­heim­bund, ja. Der so ver­schwie­gen ist, daß man sehr we­nig von ihm weiß. Im­mer­hin aber wis­sen wir, daß un­se­re Fa­mi­lie sich von je­nem Mann ab­lei­tet, der beim Neu­bau des Doms für die Fassa­den­ge­stal­tung ver­ant­wort­lich war, der Stein­metz Ga­la­thon Becks­tein. Er leb­te von 1167 bis 1225. Es heißt, sein Ri­va­le, der franzö­si­sche Stein­metz Gor­ge von Reims, habe ihn er­mor­det.  Un­strit­tig ist die Tat­sa­che, daß die Fi­gur des Bam­ber­ger Rei­ters, das Meis­ter­werk mei­nes Vor­fah­ren, kur­ze Zeit später von die­sem Gor­ge als ei­ge­ne Schöp­fung frei­ge­ge­ben wur­de. Sei­ne Be­trü­ge­rei­en und das hart­näcki­ge Ge­rücht, er habe Ga­la­thon Becks­tein ver­gif­tet, führ­ten dazu, daß er schließ­lich die Stadt ver­las­sen mußte.“
    „ Das ist al­les sehr in­ter­essant“, un­ter­brach ihn Hol­mes, „aber es han­delt sich doch wohl um hi­sto­ri­sche Tat­sa­chen, die kei­ner­lei Be­deu­tung für den Fall ha­ben, den wir auf­zu­klären ver­su­chen, nicht wahr?“
    Pro­fes­sor Becks­teins Ge­sicht ver­färb­te sich. Of­fen­bar hat­ten wir ihn in sei­ner Fa­mi­li­eneh­re ge­kränkt. „Da sind Sie schwer im Irr­tum, Herr Hol­mes. Die­se Tat­sa­chen ha­ben viel­mehr die größte Be­deu­tung.“
    „ Er­klären Sie sich näher.“
    Mit un­ter­drück­tem Zorn fuhr der alte Herr fort: „Ich habe ge­ra­de da­mit be­gon­nen, Ih­nen zu er­klären, was es  mit die­ser Fassa­den­ge­stal­tung auf sich hat. Nun, es ist of­fen­sicht­lich, daß man für das ober­fläch­li­che Auge eine per­fek­tes Gleich­ge­wicht der Li­ni­en und Bö­gen er­reicht hat. Der ge­naue­re Be­trach­ter aber merkt, daß die­ses Gleich­ge­wicht trü­ge­risch ist. Die Fassa­de scheint zu le­ben. Es ist, als habe sich die Na­tur hier ver­schwo­ren, eine Ka­the­dra­le zu er­rich­ten, die je­der­zeit wie­der zur Wild­nis aus­ein­an­der­bre­chen kann. Auf kei­ne Ver­zie­rung, auf kei­nen Sims kann man sich ver­las­sen, denn es gibt im Klei­nen kei­ne Ord­nung.“
    „ Zu­ge­ge­ben“, mein­te Hol­mes.
    „ Im In­ne­ren wer­den Sie die Sa­che bes­ser verste­hen“, mein­te Pro­fes­sor Becks­tein, den der Zu­spruch leicht be­ru­hig­te, des­sen Ge­sicht aber gleich­wohl einen bläu­li­chen Schim­mer zeig­te.
    „ Schau­en Sie sich nun um. Se­hen Sie die Säu­le dort?“
    Er wies auf eine ver­wit­ter­te, aus Sand­s­tein ge­trie­be­ne Sta­tue des Lei­dens­man­nes auf dem Kreuz.
    Wir nick­ten.
    „ Sie bil­det das Zen­trum des so­ge­nann­ten Bam­ber­ger Kir­chen­kreu­zes. Die­se Tat­ter­mann­säu­le, wie sie der Volks­mund nennt, liegt im ge­nau­en Kreuzungs­punkt der Li­ni­en, mit de­nen man auf den be­nach­bar­ten Hü­geln lie­gen­de Kir­chen mit­ein­an­der ver­bin­den kann. Kom­men Sie mit!“ rief er.
    Wir folg­ten ihm ins In­ne­re der Kir­che, wo er eine ver­bor­ge­ne Tür öff­ne­te, die in ein stei­les Trep­pen­haus führ­te. Wir be­gan­nen, uns die Trep­pen hoch zu quälen. Bald merk­te ich, daß es hier in einen der vier Tür­me ging, mit de­nen die Ka­the­dra­le ge­schmückt war. Mehr­mals mußte Pro­fes­sor Becks­tein, den gleich­wohl ein Dä­mon zu quälen schi­en, während des Auf­s­tiegs keu­chend ste­hen blei­ben, und ich war ernst­haft um ihn be­sorgt, da sich sei­ne Haut von der An­stren­gung und see­li­schen Er­re­gung im­mer wei­ter ver­färb­te, doch er dräng­te wei­ter und wei­ter, und schließ­lich stan­den wir ganz oben und blick­ten durch Lücken im Mau­er­werk auf das wei­te

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