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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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bis­schen die Chro­no­lo­gie. Wir wa­ren hin­ab in das Kir­chen­in­ne­re ge­stie­gen, als Pro­fes­sor Becks­tein einen An­fall be­kam. Er würg­te, und dann hus­te­te er nur mehr, und je mehr er hus­te­te, de­sto stär­ker blu­te­te er, und es ent­stand da­bei in­mit­ten der Neu­gie­ri­gen und Gläu­bi­gen, die das Kir­chen­in­ne­re säum­ten, eine große Un­ru­he. Ich konn­te dem al­ten Herrn nicht hel­fen, die Blu­tung drang aus sei­ner Lun­ge, man konn­te ihn ei­gent­lich nur dazu auf­for­dern, nicht mehr zu hus­ten, um den Reiz zu stil­len, und ich saß ge­krümmt über dem lei­chen­blass ge­wor­de­nen Greis in­mit­ten ei­nes Krei­ses von Blut, den er mit sei­nen fast wie in ei­nem De­li­ri­um zucken­den Stie­feln ge­zeich­net hat­te. Es war di­rekt un­heim­lich, als schließ­lich eine Drosch­ke ge­ru­fen wor­den und Pro­fes­sor Becks­tein zum Bür­ger­spi­tal ge­schafft wor­den war, das nahe ge­le­gen an dem von der Mi­chae­lis­kir­che ge­krön­ten Hü­gel prang­te, die­sen Kreis aus Blut näher zu be­se­hen. Teils durch Un­ru­he, teils, weil er sich von mir ge­fes­selt fühl­te, hat­te sich der Blu­ten­de um die ei­ge­ne Kör­pe­r­ach­se ge­wun­den und da­bei einen ro­ten, rund­li­chen Be­zirk in di­rek­ter Nähe des Bam­ber­ger Rei­ters auf den Bo­den ge­malt. Mit et­was Phan­ta­sie konn­te man dar­in so et­was wie Ab­sicht er­blicken, denn wir wa­ren ge­dank­lich so stark auf das Bild ei­ner Rose vor­be­rei­tet, daß wir na­tür­lich zwangs­läu­fig in dem Ge­schmie­re die­se Pflan­ze er­blick­ten. Warum es nun ge­ra­de vor dem Rei­ter­stand­bild zum Par­oxys­mus ge­kom­men war? Ich er­in­ne­re mich, daß Pro­fes­sor Becks­tein die Sta­tue be­schrie­ben hat­te. Es han­delt sich da­bei um die na­tur­ge­treue Dars­tel­lung ei­nes Rei­ters auf ei­nem Pferd, le­bens­groß und bis ins De­tail dar­ge­s­tellt im 13. Jahr­hun­dert, aber so le­bens­nah, daß man den Ein­druck hät­te, es hand­le sich um einen le­ben­di­gen Schau­spie­ler, der da oben saß. Früher, so un­ser Gast­ge­ber und Frem­den­füh­rer, sei die Fi­gur auch be­malt ge­we­sen. So, wie sie da stand, hat­te sie in ei­ner Kir­che nichts zu su­chen, und das war es, so Pro­fes­sor Becks­tein, was ihn auf die Idee ge­bracht hat­te, die­se Ge­stalt sei der Schlüs­sel zu al­lem. Und dann sag­te Hol­mes: „Ist Ih­nen ei­gent­lich auf­ge­fal­len, daß der Sockel, auf dem die Fi­gur steht, wie Wur­zel­werk wirkt, aus dem ein Gnom her­vor­blickt?“
    In dem Mo­ment war es um den al­ten Mann ge­sche­hen. Er be­gann zu hus­ten, und dann er­litt er die­sen dra­ma­ti­schen Blut­sturz, der uns alle er­schreck­te und einen Auf­lauf von Men­schen um uns her­um er­zeug­te.
    Was aber war zu­vor noch ge­sche­hen? Wir hat­ten auf die Decke des Doms ge­st­arrt, wo zwei Mas­ken prang­ten, wie von Kin­der­hand ge­malt. Sie streck­ten die Zun­gen her­aus, und Pro­fes­sor Becks­tein sprach die fes­te Über­zeu­gung aus, auch dies sei ein Hin­weis da­mit, daß mit dem Dom et­was nicht stim­me. Die Mas­ken hät­ten kei­ne christ­li­che Be­deu­tung – warum aber ver­höhn­ten sie uns? Soll­te da­mit aus­ge­drückt wer­den, daß Gott uns ver­lach­te und die­se Kir­che nur Schein sei und kei­nen Schutz bie­ten kön­ne?
     
    Als wir vor dem Bau stan­den und uns um­blick­ten, ging eine Grup­pe von Frem­den an uns vor­bei und es fiel das Wort „Ro­sen­gar­ten“. Wir er­kun­dig­ten uns bei ei­nem Ein­hei­mi­schen, was da­mit ge­meint sei, und er be­trach­te­te uns wie Dumm­köp­fe und dreh­te dann schwei­gend den Dau­men in die Rich­tung der „Neu­en Re­si­denz“. Als wir dort durch das Tor ge­kom­men wa­ren, be­grif­fen wir, warum er sich über un­se­re Be­griffs­stüt­zig­keit ge­wun­dert hat­te. Im In­nen­hof war die­ser Ro­sen­gar­ten durch eine Mau­er ab­ge­trennt und über­blick­te die Stadt. Die Ro­sen­bee­te, die ihm den Na­men ga­ben, wa­ren jah­res­zeit­lich ab­ge­blüht, ver­küm­mert und leer. Trotz­dem war der Gar­ten auch im No­vem­ber ei­ner der schöns­ten Aus­blicks­punk­te, und es gab dort im Pa­vil­lon auch ein Café, in dem wir uns la­ben konn­ten. Zwar war es in sei­nem

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