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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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verste­he, eine Ver­ket­tung von Zu­fäl­len“, sag­te Hol­mes, „Nr. 1: Die Be­diens­te­te, die heim­lich in der Nacht im Prun­kor­nat spa­zie­ren geht und sich da­bei einen Wunsch er­füllt, den Traum, Kai­se­rin zu sein für eine Nacht. Nr. 2: Die Stra­fe des Him­mels in Ge­stalt ei­nes Man­nes, der von Schuld be­la­den ist, die Kai­se­rin phy­sisch ent­ehrt zu ha­ben, ein Ehe­bre­cher und Ha­lun­ke, der ge­blen­det von Gott­lo­sig­keit und Wahn das himm­li­sche Straf­ge­richt als Exe­ku­ti­ons­in­stru­ment her­bei­führt und da­bei zum Mör­der wird. Nr. 3: Die from­me See­le mit der Rose, die dem Ge­sche­hen eine über­na­tür­li­che Aura ver­leiht: Ver­ge­bung des Him­mels, Scho­nung der Kai­se­rin, die in ef­fi­gie, qua­si als Wachs­fi­gur ge­meu­chelt wird als War­nung und Auf­for­de­rung des großen und ein­zi­gen Got­tes zur Reue und Ein­kehr, als drin­gen­der Ap­pell des Schirm­herrn der ös­ter­rei­chisch-un­ga­ri­schen Mon­ar­chie an Eli­sa­beth, ihre Sen­dung als Mut­ter der Völ­ker zu er­fül­len, an­statt in der Welt­ge­schich­te her­um zu stra­wan­zen, und das mit der Rose vor dem Ro­sen­haus, die­sem Sym­bol der Lie­be, der Un­schuld, der Schön­heit, die ei­ner Herr­sche­rin von Got­tes Gna­den eig­net. Und nun eine wei­te­re Ver­ket­tung von Sym­bo­lik: all dies ge­schieht dort, wo die An­ti­po­den gött­li­cher Da­men­haf­tig­keit zur Schlacht­bank ge­führt wer­den, die He­xen, als Hin­weis dar­auf, daß Sis­si der Ab­sturz droht von der Er­ha­ben­heit ih­rer Rol­le an der Sei­te des Kai­sers zur Ge­sell­schafts­hu­re, die sich im Dreck suhlt wie Ab­schaum und zur Hexe mu­tiert, ein Fa­nal, er­satz­wei­se exe­ku­tiert an ih­rem Dienst­mäd­chen. Großar­tig, Wat­son, eine my­tho­lo­gisch-kri­mi­no­lo­gi­sche Tour de For­ce, die Sie da ab­ge­zogen ha­ben. Ich gra­tu­lie­re Ih­nen aus gan­zem Her­zen.“
    „ Aber auch für die­se The­se fehlt je­der Be­weis“, gab ich zu. Er nick­te. Wir wand­ten uns nach links und tra­ten in die Ka­ro­li­nen­stras­se. Es stand dort ein Ge­bäu­de, das man das Bi­bra­haus nann­te. Über sei­nem Por­tal prang­te eine Sta­tue der Im­ma­cu­la­ta, der un­be­fleck­ten Emp­fäng­nis, also Ma­ria, die Mut­ter Got­tes. Rechts und links vom Por­tal wa­ren Sta­tu­en von Ce­res und Flo­ra zu se­hen, rö­mi­schen Na­tur­göt­tin­nen, de­ren Be­deu­tung, wie mich Hol­mes in­for­mier­te, der von Ma­ria gleich­zu­set­zen wa­ren. In bei­den Fäl­len han­del­te es sich um Sym­bo­le der Frau schlecht­hin, näm­lich der Ge­bä­re­rin und Er­näh­re­rin, je­doch der un­schul­di­gen Frau, die wie die Erd­kru­me je­den Sa­men, der in sie fällt, an­nimmt und dar­aus Le­ben schöpft.
    „ Das gibt schon zu den­ken“, sag­te er, „denn es geht in der gan­zen Ge­schich­te doch um die Rose, und wir ha­ben hier ein an­de­res Kon­zept, nicht wahr? Wie­der geht es um die Frau, dies­mal aber nicht um die Zau­be­rin oder Ver­füh­re­rin, son­dern um die Frau als Ba­sis der Ge­sell­schaft, als so­zia­ler Kitt, als je­nes We­sen, das den Lauf der Welt in Schwung hält. Nun aber be­ach­ten Sie, was wir hier oben für Zei­chen ha­ben, Wat­son“, for­der­te er mich auf, und wies auf das Schild über dem Por­tal. Dort war ein Tier in Stuck ab­ge­bil­det, das man zwei­fel­los als Bi­ber iden­ti­fi­zie­ren konn­te. Rechts da­von sah man drei Mu­scheln.
    „ Mu­scheln sind doch Ja­kob­s­zei­chen, oder?“ mein­te ich, „vom hei­li­gen Ja­kob dem Äl­te­ren, der in San­tia­go di Com­pos­te­la be­gra­ben liegt?“
    „ In der Tat.“
    „ Im Mit­tel­al­ter konn­te ein Wall­fah­rer“, setzte ich fort, „wenn er es bis in den ferns­ten west­lichs­ten Win­kel Spa­ni­ens ge­schafft hat­te, die völ­li­ge Ab­so­lu­ti­on er­lan­gen, so die Wei­sung des Paps­tes. Nach­dem Je­ru­sa­lem und die hei­li­gen Stät­ten der Chris­ten­heit un­zu­gäng­lich ge­wor­den wa­ren, stand San­tia­go als Er­satz für das Hei­ligs­te ein. Selbst ein Mör­der er­fuhr dort völ­li­gen Schu­ler­lass, so er denn be­reu­te.“
    „ Großar­tig, Wat­son. Un­ser Gast­ge­ber erzähl­te mir, daß durch Bam­berg einst ei­ner der

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