Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Wasserschloss kamen. Die Parklandschaft, die nun begann, erinnerte mich an unsere Heimatstadt, denn auch hier treidelten Frachtschiffe wie an der Themse, dicht bepackt mit Hopfenballen, die von hier, der oberfränkischen Bierstadt, hinaus in alle Herren Länder gebracht wurden, um dort Bier zu brauen, und der Park hatte nichts Französisches, sondern war wild und tief wie englische Gärten. Als wir merkten, dass es immer unwirtlicher wurde, drehten wir um und kehrten in die Stadt zurück. Kaum aber hallten unsere Absätze auf den Holzstegen im Mühlenbereich und schob sich das Rathaus ins Blickfeld, das zu meiner Verblüffung mitten aus dem Fluss herausragte, umgeben von Bug und Kiel zahlreicher Schiffe, die hier flußab gegen den Main schwammen, trat der altdeutsche Charakter der Stadt mit seinen Fachwerkbauten klar in den Vordergrund. Nun fragten wir die Einheimischen, die eher dazu neigten, blicklos an uns vorbeizuhasten, doch genauer aus, und konnten so in wenigen Schritten in der Lugbank stehen, einer kleinen, kurzen Gasse von vielleicht dreißig Metern Länge.
Wir bauten uns vor einem rosa getünchten Haus auf, in dessen Mauer einen weiße Rose eingelassen waren. Darunter fand sich die Jahreszahl 1541. Holmes zog seinen Notizblock und schrieb diese Ziffer ein, weshalb ich ihn fragte: „Glaubst du, das hat eine Bedeutung?“
Er zuckte mit den Achseln. „Eine Rose auf der Mauer und eine Rose in den Händen einer Toten, und dazwischen liegen knapp dreieinhalb Jahrhunderte“, sagte er. „Zufall oder Zeichen, das kann man nicht entscheiden. Aber man kann konstatieren, daß die Leidenschaft unseres Gastgebers für Symbolik nicht unangebracht erscheint. Umso erstaunlicher, daß er uns nicht darauf hingewiesen hat und es stattdessen vorzog, uns Sehenswürdigkeiten zu zeigen und dabei allgemeine Betrachtungen über die Rose anzustellen.“
„ Wir wollten doch Spekulationen Abstand nehmen“, erinnerte ich ihn, „und nichts als den Mordfall behandeln. Es wurde eine Tote gefunden, meinetwegen mit einer Rose in einer Hand vor einem Haus, das zufällig eine Rose aus Stuck aufweist. Kann es dafür nicht eine prosaische Erklärung geben, daß die Erdolchte eine Rose in den gefalteten Händen festgeklammert hielt? Vielleicht eine religiöse Geste, den klammen Gliedern aufgezwungen von jemand anderem? Es könnte doch einfach eine fromme Seele gewesen sein, die vorüberkam, die Tote hier liegen sah, ihr die Augen zudrückte, sie mit der Rose schmückte und ein Gebet sprach? Das wäre doch eine Erklärung.“
„ Ausgezeichnet, Watson!“ rief Holmes, der mit ironisch hochgezogener Augenbraue meinen Wortschwall begleitete.
„ Nun gut. Wir wollen doch einen Mörder finden“, fuhr ich irritiert fort. „Ohne den Mörder ist alles nichts, und der Fall könnte so banal und idiotisch sein wie das Leben. Vielleicht war es einfach ein Betrunkener, der einmal was mit der Kaiserin gehabt hatte und von ihr enttäuscht worden war, und das ist alles.“
„ Ein G’schpusi, wie man in Österreich sagt?“ fragte Holmes spöttisch.
„ Ich kann kein Österreichisch, Holmes.“
„ Eine Liebelei, Watson.“
„ Eine Affäre, meinetwegen, die mit einem schlechten Nachgeschmack geendet hatte“, fuhr ich unbeirrt fort. „Eine plötzliche Aufwallung von Zorn erfasste den Mann, als er die Dienstbotin sah, ein Dolch war schnell zur Hand und die Ärmste bezahlte ihre Unverfrorenheit, die Garderobe ihrer Herrin nachts spazieren zu führen, mit dem Leben.“
„ Ach, es geht Ihrer Ansicht nacht bei dem Ganzen um Elisabeth“, meinte er.
„ Ja, warum nicht? Ist denn nicht die Tatsache, daß die österreichische Kaiserin in diese Angelegenheit verwickelt ist, der Schlüssel zu allem?“
„ Ich
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