Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
Ge­ra­de in dem Au­gen­blick, in dem sei­ne Lord­schaft das Wort „Mu­mie“ aus­ge­spro­chen hat­te, hör­te ich in mei­nem Ge­päck ein Klap­pern, und ich wuss­te so­gleich, was es war: Eine Am­pho­re, die mir Pro­fes­sor Heer­wald vor der Ab­rei­se, qua­si als Be­lo­hung für mei­ne Auf­fin­dung des Sar­ko­phags, wie er es nann­te, über­reicht hat­te. Es war ein wert­vol­les Stück, ge­brann­ter Ton mit schwar­zem Lack, auf dem ein Vo­gel dar­ge­s­tellt war. Ich hat­te mir dar­über wei­ter kei­ne Ge­dan­ken ge­macht, nun aber, da Cum­ber­ton-Shoy­le da­von sprach und die Am­pho­re von ei­ner Rich­tungs­än­de­rung des Zugs zum Tö­nen ge­bracht wur­de, fiel mir auf, daß sei­ne Lord­schaft et­was von schwar­zen Vö­geln er­wähnt hat­te, die sein Schloss in Schott­land säum­ten.
    „ Sie wer­den nicht glau­ben, wenn ich Ih­nen da­von erzähle, wie wir den Fall in Lon­don lös­ten“, sag­te da Hol­mes.
    Ich fuhr von sei­nen Wor­ten vor Schreck zu­sam­men.
    „ Das Un­ge­heu­er, das die­ses Ge­bäu­de in der Es­sex Road heim­such­te, und die­ses Ge­bäu­de nie ver­ließ, konn­te nur eine Frau sein, nicht wahr?“
    „ Eine Frau?“ echo­ten wir alle.
    „ Die Mu­mie. Ein Haus­dra­chen, ge­wis­ser­maßen“, mein­te Hol­mes. Scherz­te er?
    „ Und die­sen Haus­dra­chen ha­ben wir in dem Sar­ko­phag, von dem hier die Rede ist“ – Hol­mes zeig­te auf die Ti­mes of Lon­don, die wir ge­ra­de am Bahns­teig er­stan­den hat­ten – „ein­fach ein­ge­schlos­sen. Das war die Lö­sung. Nun ist der Dra­che im Sarg, die Mu­mie un­ter dem Deckel, und Pan­do­ra wie­der in der Büch­se. Fall er­le­digt.“
    Lady Elin zuck­te zu­sam­men und in ih­ren Au­gen be­gann die Iris bei­der­seits vor An­span­nung zu pen­deln. Zick-zack gin­gen ihre Pu­pil­len hin und her, als sie un­ter höchs­ter An­span­nung frag­te: „In dem Sar­ko­phag be­fand sich eine Frau? Sie ha­ben die Frau ers­tickt?“
    Hol­mes nick­te. „Sie war ein Un­ge­heu­er.“ In dem Ab­teil ent­stand ein kur­z­es Schwei­gen, daß er dazu nutzte, un­ter ei­nem „Darf ich?“ sein Zi­ga­ret­te­ne­tui her­vor­zu­kra­men.
    „ Bloo­dy good“, mur­mel­te Cum­ber­ton-Shoy­le, um sich dann an sei­ne Frau zu wen­den: „Was willst du, es war eine ver­damm­te Mu­mie.“
    „ Eine Mu­mie, die at­me­te“, zisch­te die­se un­ter höchs­ter An­span­nung. Ihr Ehe­mann woll­te sie be­güti­gend um die Schul­tern neh­men, doch Elin schoss in die Höhe, warf Hol­mes einen ver­nich­ten­den Blick zu und ver­ließ das Ab­teil. Auch Cum­ber­ton-Shoy­le stand auf, ent­schul­dig­te sich und be­eil­te sich, sei­ner Gat­tin auf den Gang zu fol­gen.
    Ich be­trach­te­te Hol­mes, der sich be­müh­te, von dem Auf­tritt un­be­ein­druckt zu wir­ken. Viel­leicht war er es. Ich frag­te mich, was er mit dem Ge­spräch bezweck­te. Ich war au­ßer mir, da er sich für die Tat nicht ein­mal schäm­te, son­dern sie of­fen­bar ab­sicht­lich hin­aus­po­saun­te.
    „ Es geht doch um et­was, nicht wahr, Wat­son?“ frag­te er mich nun. „Es geht um ein Un­ge­heu­er, das sei­nen Op­fern den Kopf ab­biss.“
    „ Ja, das stimmt, Hol­mes.“
    „ Es geht um die Wahl der Waf­fen, Wat­son.“
    Ich nick­te. Und ver­stand gar nichts. Er kram­te in ei­ner Ta­sche und warf mir ein Bün­del von Pa­pie­ren hin, das mit ei­ner Schlei­fe ver­schnürt war.
    „ An­statt in Mär­chen­ge­schich­ten zu schmökern, soll­ten Sie sich mit den Fak­ten des vor­lie­gen­den Falls ver­traut ma­chen, lie­ber Wat­son“, sag­te er.
     
    Der Zug keuch­te seit heu­te mor­gen in zu­neh­mend men­schen­lee­res Ge­biet. Die Land­schaft war re­gen­grau, und wenn man das Fens­ter auf dem Gang öff­ne­te, drang ei­nem Feuch­tig­keit und Kühle bis in die Kno­chen. So ei­sig war es in Lon­don nicht ge­we­sen. Je wei­ter wir nach Nor­den ka­men, de­sto win­ter­li­cher wur­de es. Ich las bei Gas­licht, und als wir dann am Ende der Ei­sen­bahn­strecke in zwei ge­trenn­ten Kut­schen un­se­ren Weg fort­setzten, kam die Ge­le­gen­heit, das Ge­le­se­ne auch un­ter­ein­an­der zu be­spre­chen. Der Fall war we­nig er­gie­big, wie Hol­mes und ich uns rasch ei­ni­ge wur­den. Die Po­li­zei des eine

Weitere Kostenlose Bücher