Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Cumbertons, und vor der Tür ein Poltern und Ausrufe. Man hörte auch schon die scharrenden Pantoffeln herbeieilender Dienstboten. Als ich vor die Tür kam, war ich noch so schlaftrunken, daß ich kaum glauben konnte, was ich vor mir sah: Holmes und unser Gastgeber in einem Handgemenge inmitten flackernden Fackelscheins. Seine Lordschaft war beinahe unkenntlich in einer Art Ritterkostüm und ging gerade mit voller Wucht mit dem Schwert gegen Holmes vor, der schützend vor der Tür der Fürstin stand und eine Fackel, die er aus Notwehr von der Wand gerissen hatte, nun als Keule benutzte. Er schlug seiner Lordschaft damit auf den Schwert tragenden Oberarm, wobei dieser vor Schreck und von den Flammen einen Schrei ausstieß und die Waffe fallen ließ. Holmes bückte sich sogleich danach, und als sich auch Cumberton-Shoyle nach vorne warf, empfing ihn ein Fußtritt, der ihn außer Gefecht setzte. „Rasch, Watson“, keuchte Holmes hervor, und schon hatte ich mich bäuchlings auf unseren zuckenden Gastgeber geworfen, der dabei wirr aufschrie. Ich packte seine Arme, drehte sie auf dem Rücken zusammen, und Holmes, der seine Lordschaft der Schnürsenkel entledigt hatte, verschnürte ihm damit die Handfesseln. Barfuss und sich windend wie ein Wurm lag Cumberton-Shoyle auf dem Boden in seinem Ritterkostüm, die Augen verdreht mit weißlichen Augäpfeln, den Mund geifernd. So sah ihn seine Dienerschaft, die im gelben, flackernden Licht auf dem Gang angetreten war, stumm und hilflos. Ich hörte, wie Holmes an der Tür von Mylady klopfte, und als sie sich hinter dem Türholz meldete, war ihre Stimme klein wie die eines Mädchens. Die Tür ging auf und Holmes trat ein, ich aber merkte mit einem Mal einen kalten Hauch und einen Geruch, der mich davon abhielt, ihm zu folgen. Ich betrachtete die Dienerschaft und empfand mit einem Mal Angst. Ich war noch nicht wach, und die mangelhaften Lichtverhältnisse am Gang spiegelte mir allerlei vor. So schien mir zum Beispiel, als handle es sich um keinen wirklichen Gang in einem schottischen Schloss, sondern um ein Traumbild, und die Dienstboten seien Untote, die durch einen Impuls aus ihren Gräbern vertrieben worden seien, um Leben zu suchen. Sie umstanden mich ratlos, doch es schien mir, als sei ich von ihnen umzingelt und müsste im nächsten Moment blitzartig aus dieser gelblich teigigen Masse mich einer von ihnen anfallen und sich in meinem Fleisch verbeißen. Ich schüttelte mich, um wach zu werden, und besann mich auf meine ärztliche Aufgabe, wies auf Cumberton-Shoyle, der sichtlich von Sinnen war und befahl dem Butler, der mir am nächsten stand: „Hebt ihn auf! In meine Kammer! Auf das Bett, los!“
Zögerlich nur warfen sie ihre schlafende, bedrohliche Trägheit ab, ihre Augen und Mienen belebten sich, als wieder so etwas wie Wille in sie zurückkehrte, und die neuen Geräusche, mit denen sie ihren Herrn packten, aufhoben und in mein Schlafgemach schleppten, waren hilfreich für alle. Es war wohl jene Stunde, die zu Recht als furchtbar gilt: Die Stille vor dem Morgengrauen, jene Zeit, in der das Leben in der Ebbe angekommen ist und neue Kraft sammelt, jene Zeit, zu der die meisten Menschen sterben. Ich hatte gerade damit begonnen, dem immer noch Konvulsiven sodann auf meinem Bett ein Sedativum einzuflössen, als mich die Stimme von Holmes auf den Gang hinaus und ich die Kammer Lady Elins rief. Ich wies den Butler an, mein Amt weiter auszuüben und ging dann zu meinem Freund. Dort empfing mich einer der merkwürdigsten Anblicke, denen ich jemals gewahr gewesen war. Auf dem Boden lag etwas Weißes, das die Gestalt eines überdimensionalen menschlichen Körpers hatte. Es glich der Statue eines Schwertkämpfers, die in der Mitte auseinandergebrochen war. Als ich näher trat, merkte
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