Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
Cum­ber­tons, und vor der Tür ein Pol­tern und Aus­ru­fe. Man hör­te auch schon die schar­ren­den Pan­tof­feln her­bei­ei­len­der Dienst­bo­ten. Als ich vor die Tür kam, war ich noch so schlaf­trun­ken, daß ich kaum glau­ben konn­te, was ich vor mir sah: Hol­mes und un­ser Gast­ge­ber in ei­nem Hand­ge­men­ge in­mit­ten flackern­den Fackel­scheins. Sei­ne Lord­schaft war bei­na­he un­kennt­lich in ei­ner Art Rit­ter­ko­stüm und ging ge­ra­de mit vol­ler Wucht mit dem Schwert ge­gen Hol­mes vor, der schüt­zend vor der Tür der Fürs­tin stand und eine Fackel, die er aus Not­wehr von der Wand ge­ris­sen hat­te, nun als Keu­le be­nutzte. Er schlug sei­ner Lord­schaft da­mit auf den Schwert tra­gen­den Ober­arm, wo­bei die­ser vor Schreck und von den Flam­men einen Schrei aus­s­tieß und die Waf­fe fal­len ließ. Hol­mes bück­te sich so­gleich da­nach, und als sich auch Cum­ber­ton-Shoy­le nach vor­ne warf, emp­fing ihn ein Fußtritt, der ihn au­ßer Ge­fecht setzte. „Rasch, Wat­son“, keuch­te Hol­mes her­vor, und schon hat­te ich mich bäuch­lings auf un­se­ren zucken­den Gast­ge­ber ge­wor­fen, der da­bei wirr auf­schrie. Ich pack­te sei­ne Arme, dreh­te sie auf dem Rücken zu­sam­men, und Hol­mes, der sei­ne Lord­schaft der Schnür­sen­kel ent­le­digt hat­te, ver­schnür­te ihm da­mit die Hand­fes­seln. Bar­fuss und sich win­dend wie ein Wurm lag Cum­ber­ton-Shoy­le auf dem Bo­den in sei­nem Rit­ter­ko­stüm, die Au­gen ver­dreht mit weiß­li­chen Au­gäp­feln, den Mund gei­fernd. So sah ihn sei­ne Die­ner­schaft, die im gel­ben, flackern­den Licht auf dem Gang an­ge­tre­ten war, stumm und hilf­los. Ich hör­te, wie Hol­mes an der Tür von Myla­dy klopf­te, und als sie sich hin­ter dem Tür­holz mel­de­te, war ihre Stim­me klein wie die ei­nes Mäd­chens. Die Tür ging auf und Hol­mes trat ein, ich aber merk­te mit ei­nem Mal einen kal­ten Hauch und einen Ge­ruch, der mich da­von ab­hielt, ihm zu fol­gen. Ich be­trach­te­te die Die­ner­schaft und emp­fand mit ei­nem Mal Angst. Ich war noch nicht wach, und die man­gel­haf­ten Licht­ver­hält­nis­se am Gang spie­gel­te mir al­ler­lei vor. So schi­en mir zum Bei­spiel, als hand­le es sich um kei­nen wirk­li­chen Gang in ei­nem schot­ti­schen Schloss, son­dern um ein Traum­bild, und die Dienst­bo­ten sei­en Un­to­te, die durch einen Im­puls aus ih­ren Grä­bern ver­trie­ben wor­den sei­en, um Le­ben zu su­chen. Sie um­stan­den mich rat­los, doch es schi­en mir, als sei ich von ih­nen um­zin­gelt und müss­te im nächs­ten Mo­ment blitz­ar­tig aus die­ser gelb­lich tei­gi­gen Mas­se mich ei­ner von ih­nen an­fal­len und sich in mei­nem Fleisch ver­bei­ßen. Ich schüt­tel­te mich, um wach zu wer­den, und be­sann mich auf mei­ne ärzt­li­che Auf­ga­be, wies auf Cum­ber­ton-Shoy­le, der sicht­lich von Sin­nen war und be­fahl dem But­ler, der mir am nächs­ten stand: „Hebt ihn auf! In mei­ne Kam­mer! Auf das Bett, los!“
     
    Zö­ger­lich nur war­fen sie ihre schla­fen­de, be­droh­li­che Träg­heit ab, ihre Au­gen und Mie­nen be­leb­ten sich, als wie­der so et­was wie Wil­le in sie zu­rück­kehr­te, und die neu­en Ge­räusche, mit de­nen sie ih­ren Herrn pack­ten, auf­ho­ben und in mein Schlaf­ge­mach schlepp­ten, wa­ren hilf­reich für alle. Es war wohl jene Stun­de, die zu Recht als furcht­bar gilt: Die Stil­le vor dem Mor­gen­grau­en, jene Zeit, in der das Le­ben in der Ebbe an­ge­kom­men ist und neue Kraft sam­melt, jene Zeit, zu der die meis­ten Men­schen ster­ben. Ich hat­te ge­ra­de da­mit be­gon­nen, dem im­mer noch Kon­vul­si­ven so­dann auf mei­nem Bett ein Se­da­ti­vum ein­zuf­lös­sen, als mich die Stim­me von Hol­mes auf den Gang hin­aus und ich die Kam­mer Lady El­ins rief. Ich wies den But­ler an, mein Amt wei­ter aus­zuü­ben und ging dann zu mei­nem Freund. Dort emp­fing mich ei­ner der merk­wür­digs­ten An­blicke, de­nen ich je­mals ge­wahr ge­we­sen war. Auf dem Bo­den lag et­was Wei­ßes, das die Ge­stalt ei­nes über­di­men­sio­na­len mensch­li­chen Kör­pers hat­te. Es glich der Sta­tue ei­nes Schwert­kämp­fers, die in der Mit­te aus­ein­an­der­ge­bro­chen war. Als ich näher trat, merk­te

Weitere Kostenlose Bücher