Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
ich, daß die­ses Ge­bil­de aus Eis ge­formt war, ge­nau­er ge­sagt, aus Schnee­bat­zen, wie man sie manch­mal im späten Win­ter fin­det, mit Rän­dern aus Eis. Es lag reg­los auf dem Bo­den. Ein Arm lag aus­ge­streckt und hat­te ein Schwert er­grif­fen, das eben­so weiß und zer­split­tert die Mar­morflie­ßen be­deck­te. Man hat­te den Ein­druck ei­ner Skulp­tur, die auf dem Bal­kon­ein­gang ge­stan­den ha­ben moch­te und vorn­über ge­kippt zer­schellt war. Ge­nau­er ge­sagt: Man hat­te den Ein­druck, eine der­ar­ti­ge Sta­tue sei durch den Bal­kon­ein­gang in das Zim­mer ge­schwebt und dann in der Mit­te leb­los in sich zu­sam­men­ge­bro­chen. Ich blick­te auf Myla­dy hin, die un­ver­sehrt in ih­rem Nacht­ge­wand in der ent­fern­tes­ten Ecke des Raum­es auf ei­nem Stuhl saß. Dort am Feu­er glomm noch Glut, und warf einen dun­kel­ro­ten Schein auf die reg­lo­se Ge­stalt. Hol­mes ging zum Bal­kon und schloss das Fens­ter. Er wies einen Dienst­bo­ten an, sich um Lady Elin zu küm­mern, und als die­se in ein an­de­res Ge­mach ge­bracht wur­de (sie sprach nicht und folg­te wil­len­los wie ein Kind), an des­sen Tür er Wa­chen auf­zus­tel­len be­fahl, schloss Hol­mes die Kam­mer von au­ßen ab. Wir sa­hen nach Cum­ber­ton-Shoy­le, der mitt­ler­wei­le reg­los und nicht er­weck­bar auf mei­nem Bett lag. Die Dienst­bo­ten brach­ten ihn in sein Bett, das auf der an­de­ren Sei­te des Zim­mers von Hol­mes lag. Dort wur­de ein Dienst­bo­te ab­ge­s­tellt, sei­nen Schlaf zu über­wa­chen und in der Kam­mer ein­ge­schlos­sen. Dar­auf gin­gen wir in die Bi­blio­thek, die un­weit von un­se­rer Schlaf­ge­mächern den Gang hin­ab und ein Stock­werk höher ge­le­gen war. Wir tru­gen die Pho­to­ka­me­ra samt Sta­tiv hin­ab und fer­tig­ten, während ich mit­hil­fe ei­ner Ma­gne­si­um­lam­pe aus­rei­chen­de Licht­ver­hält­nis­se zu schaf­fen ver­such­te, meh­re­re Bil­der von dem Ko­loss an, der be­reits zu schmel­zen be­gon­nen hat­te. Da­nach ent­fern­te Hol­mes einen Rah­men aus Draht, den er um den Durch­gangs­be­reich der Bal­kon­tür ge­zogen hat­te und führ­te mich ne­ben­an in sein Schlaf­ge­mach, das dem ih­rer La­dy­schaft auf der an­de­ren Sei­te be­nach­bart war. Dort zog er einen Ver­bin­dungs­draht zu­rück, der an ei­ner Elek­tri­sie­rungs­ma­schi­ne be­fes­tigt war, und wir pack­ten die­se Ma­schi­ne samt den an­de­ren Uten­si­li­en zu­rück in den Kof­fer, dem sie ent­nom­men wa­ren. Die Ma­schi­ne hat­te Hol­mes, wie er mir nun er­klär­te, in ei­ner Kam­mer im Schloss ge­fun­den, sie ge­hör­te ei­nem Phy­si­ker na­mens Pyle, der sie schon vor sieb­zehn Jah­ren hier­her ge­bracht hat­te im Ver­such, das Phäno­men der Wol­ken­for­ma­tio­nen zu stu­die­ren. Ich war vol­ler Fra­gen, vor al­lem aber er­leich­tert, daß Hol­mes bei die­ser Un­ter­su­chung das Heft in die Hand ge­nom­men und kei­nes­wegs sei­ne Zeit mit Al­bern­hei­ten ver­bracht hat­te. Ob­wohl ich ver­wirrt war und über­mü­det, spür­te ich nun, daß ich mich um das wei­te­re Schick­sal des jun­gen Hol­mes kei­ne Ge­dan­ken mehr zu ma­chen brauch­te. Er wuss­te, was er tat, auch wenn er mir noch we­ni­ger dar­über erzählen wür­de als sein äl­te­rer Bru­der. Ich war also nicht nur schockiert und auf­ge­wühlt, ich war zu­gleich er­leich­tert.
    „ Scho­nen Sie Ihre Kräf­te, lie­ber Freund“, sag­te mir Hol­mes, be­vor ich den Mund öff­nen konn­te. „Wir wer­den sie mor­gen brau­chen.“
    Und mit die­sen Wor­ten wur­de ich ins Bett ge­schickt und schlief dank­bar einen traum­lo­sen Schlaf.
     
    8
    Am fol­gen­den Mor­gen schi­en die Son­ne und es war un­ge­wöhn­lich hell. Ich be­gab mich nach dem Früh­stück, das von ei­nem über­näch­ti­gen und sicht­lich mit­ge­nom­me­nen Dienst­mäd­chen am Bett ser­viert wur­de, so­gleich in die Bi­blio­thek. Es war mir et­was ein­ge­fal­len, das eine Er­klärung für die Vor­gän­ge der letzten Nacht bie­ten konn­te, und ich woll­te mei­ne Ver­mu­tun­gen gleich vor Ort über­prü­fen. In den Auf­zeich­nun­gen un­se­res Vor­gän­gers Shiff­ko­witz gab es näm­lich eine viel­sa­gen­de Be­mer­kung. Ich hat­te ihr

Weitere Kostenlose Bücher