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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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dar­auf er­tön­te ein Fau­chen, und dann noch ein Schuss. Da bal­ler­te ich eben­falls los, fast blind, in das Dun­kel, aus dem nun ein Röhren zu hören war, oder eher ein lau­tes Seuf­zen und et­was Knor­pe­li­ges, dann ein schwe­rer Fall, ein Kra­chen und Pol­tern, und es war still. Im nächs­ten Mo­ment kniff ich die Au­gen zu­sam­men, als es im La­den elek­trisch hell wur­de. Wie eine Wild­kat­ze sprang da Hol­mes vom Licht­schal­ter nach vor, wo auf dem Bo­den der große, reg­lo­se Leib ei­nes aus­ge­stopf­ten Leo­par­den lag. Des­sen Bei­ne wa­ren an ei­nem halb­run­den Stand­holz be­fes­tigt, was schon auf den ers­ten Blick be­wies, daß uns die Ner­ven durch­ge­gan­gen wa­ren und wir auf eine aus­ge­stopf­te Pup­pe ge­bal­lert hat­ten. Ich stell­te mich also be­schämt und zu­gleich noch ziem­lich au­ßer Atem ne­ben Hol­mes, der sich vor das Präpa­rat auf den Bo­den ge­hockt hat­te und sich ge­ra­de nach­denk­lich am Kopf kratzte. Und nun ge­sch­ah das Un­er­war­te­te: Aus den Schuss­löchern im Leo­par­den­fell tropf­te eine Flüs­sig­keit. Blut? Nein. Es schi­en sich um et­was öli­ges Bräun­li­ches zu han­deln, das man of­fen­bar beim Aus­stop­fen ver­wen­det, und das einen schwe­ren, läh­men­den Ge­ruch ver­ström­te. Mir droh­ten da­von die Sin­ne zu schwin­den, und auch Hol­mes schi­en blass, als er die­se Flüs­sig­keit mit ei­ner Phio­le auf­zu­fan­gen ver­such­te. An­schlie­ßend dreh­te er einen Ver­schluss auf die Phio­le, schob sie in die Ta­sche und wies mich kurz an­ge­bun­den an, das Tier wie­der auf den Sockel he­ben zu hel­fen, von dem es durch un­se­re Schüs­se ge­pol­tert war. Dann ver­wisch­ten wir un­se­re Spu­ren, lösch­ten das Licht und ver­lie­ßen den Tat­ort.
Am fol­gen­den Sonn­tag­mor­gen er­wach­te ich spät nach traum­lo­sem Schlaf und be­gab mich so­gleich in die Ba­ker Street, um mit den Ge­brü­dern Hol­mes die Vor­fäl­le der ver­gan­ge­nen Nacht zu be­spre­chen.
     
    3
    Ich fand mei­nen Freund Sher­lock in auf­ge­räum­ter Stim­mung vor. Er hielt mir, kaum war ich ein­ge­tre­ten, einen ab­ge­grif­fe­nen Band hin, der, wie ich dem Um­schlag ent­nahm, die Er­kennt­nis­se des großen Ägyp­to­lo­gen Sa­mu­el B. Heer­wald bein­hal­te­te.
“Ihr seid in der ver­gan­ge­nen Nacht ein schö­nes Stück wei­ter­ge­kom­men, Wat­son“, tri­um­phier­te Hol­mes, des­sen Zei­ge­fin­ger auf ei­ner Stel­le ruh­te, wo jene Es­sen­zen ver­merkt wa­ren, mit de­nen im al­ten Ägyp­ten Ein­bal­sa­mie­run­gen vor­ge­nom­men wur­den, dar­un­ter auch das Öl der Por­phy­reia, ei­ner nu­mi­di­schen Klet­ter­pflan­ze, wie Hol­mes ne­ben­bei er­wähn­te.
“Sie den­ken doch nicht etwa...“ be­gann ich, und er nick­te.
“Ich habe es be­reits durch Che­mo­ana­ly­se schlüs­sig be­wei­sen kön­nen, daß es sich tat­säch­lich um Por­phy­rei­aöl han­delt“, gab er zu Ant­wort. „Die Wir­kung ist, wie Heer­wald schreibt, nicht nur ad­strin­gie­rend, son­dern auch un­ter bes­timm­ten Tem­pe­ra­tur­ver­hält­nis­sen phä­lo­ki­sie­rend und in Ver­bin­dung mit Schwe­fe­lä­thyl­sa­li­cylat so­gar sa­ran­gio­dal. Por­phy­rei­aöl hat­te im Al­ter­tum vie­ler­lei An­wen­dun­gen bei Mensch und Tier. So diente es den Rö­mern un­ter an­de­rem als Po­tenz­mit­tel. Bei den Sta­dion­ren­nen ver­lieh es den Renn­tie­ren nicht nur glän­zen­des Haar und ver­mehr­te Mus­kel­kraft, son­dern sorg­te auch für große Schnel­lig­keit der Tie­re. Da es zu­gleich den Al­te­rungs­pro­zess be­schleu­nig­te, fand es al­ler­dings nur bei Kurz­strecken­renn­tier­ren­nen An­wen­dung. Ab­ge­stor­be­nes Ge­we­be be­hält un­ter Por­phy­rei­aöl sei­ne na­tür­li­che Far­be durch einen Oxi­da­ti­ons­pro­zess, wirkt da­bei le­ben­sähn­lich ro­sig und gut durch­blu­tet. Das Wich­ti­ge die­ser Er­kennt­nis­se: Die Präpa­ra­te in dem La­den sind kei­nes­wegs aus­ge­stopft, sie bein­hal­ten das ur­sprüng­li­che Ge­we­be der Tie­re, ein­bal­sa­miert mit Por­phy­rei­aöl. Es sind also Mu­mi­en. Und wie alt sie sind, das steht da­hin. Viel­leicht wa­ren es Op­fer­bei­ga­ben in al­ten Grä­bern. Es könn­te

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