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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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geht?«, sagt Rico, und ich schere aus über den Rand des Basketballfeldes, als er sich hastig an mir vorbeischiebt. Manny zieht an Shaliyahs Hand, und die beiden folgen Rico. Ich wate durch eine Flut von Kindern an der Tür, die alle in Juniors Alter oder jünger sind und kleine Bonbons tauschen, die sie aus dem Wachspapier lecken, oder salzige Käsechips oder neonfarbene Getränke, von denen sie mit ihren kurzen, knochigen Fingern die Etiketten abgepult haben. Die Toiletten sind in einem Extragebäude hinter der Turnhalle, und ich renne dorthin.
    Auf der Toilette ist es dunkel, noch dunkler sogar als in der Turnhalle, und der Raum ist klein, mit nur einem Waschbecken und zwei dunkelgrünen Kabinen. Die Wände sind aus grauen Betonziegeln. Ich gehe in die Kabine, die am weitesten von der Tür entfernt ist, schließe hinter mir ab, pinkele in der Hocke und spüle, wische dann den Sitz ab und setze mich auf die Schüssel, die schmal genug ist, um sich wie ein Sitz anzufühlen. Ich stecke dieNase zwischen die Oberschenkel und atme. Mein Bauch und mein zusammengedrücktes T-Shirt fühlen sich an wie ein Kissen, das in meinen Schoß gequetscht ist. Ich wünschte, ich könnte es herausziehen. Meine Augen brennen. In meiner Brust schwingt eine Machete hin und her und hoch und runter, zerschlägt alles Lebendige, hinterlässt einen Pfad, auf dem das Grün breiig und tropfend liegen bleibt. Mein Gesicht auf meinem Bein ist nass. Ich bleibe so, bis es aufhört, bis die Toilette nicht mehr tickt, die Tür quietschend aufgeht und die Machete, die nach Lebenssaft und Metall riecht, eine Pause einlegt.
    Ich wische mir mit dem T-Shirt das Gesicht ab, mache die Kabinentür auf, und da steht er, zieht die Tür zum Flur hinter sich zu und versiegelt die Dunkelheit.
    »Hier ist das Damenklo«, sage ich lahm.
    »Hab an dich gedacht«, sagt Manny, und schon hat er mich in die Kabine zurückgeschoben, die Tür hinter uns geschlossen, meine Arme gepackt und uns umgedreht, sodass er auf der Toilette sitzt. Er öffnet den Reißverschluss seiner Hose, und ich fasse seinen Schwanz so hart an, dass es wehtun könnte. Es soll wehtun. Er zuckt nicht zusammen, er konzentriert sich ganz auf meine geöffneten Shorts. Er zieht mich zu sich hinunter, sodass ich auf ihm sitze, und dann ist er drin. Es ist leicht, feucht. Er packt meine Schultern, zieht mich fest nach unten, krümmt sich nach hinten, weg von mir, zieht mich noch tiefer, schiebt sein Gesicht in meine Brust. Zum ersten Mal hat er mich oberhalb der Taille angefasst, seine Hände näher an mein Gesicht gebracht. Mich berührt.
    »Warte«, sagt er, schiebt mich hoch, bis ich stehe, zieht mir Shorts und Unterhose aus und drückt mich wieder auf sich. Meine Klamotten verfangen sich an einem Knöchel und hängen dort wie halb angeklammerte Wäschestücke auf der Leine. So haben wir es noch nie gemacht. Seine Hände liegen auf meinem Arsch,und er will nach unten schauen, will alles sehen, aber das bringt unsere Gesichter ganz dicht zueinander. Schweiß bildet sich an seinem Haaransatz, bleibt in den roten Furchen von der Haarschneidemaschine kleben, die oben auf seiner Stirn verlaufen wie Ameisenstraßen. Er verzieht das Gesicht, schaut nach unten, dann weg, über meine Schulter, zur Decke.
    Ich packe sein Gesicht.
    In meinen Händen fühlt sich sein frisch rasiertes Kinn wie eine Katzenzunge an. Meine Finger sind auf seiner blasseren Haut so schwarz wie Borke.
    Er wird mich anschauen.
    Er zieht die Schultern hoch, wendet den Kopf zur Seite. Zuckt wie ein gefangener Fisch. Ich rolle die Hüften. Es ist einfach zu gut.
    Er wird mich anschauen.
    Er schnauft, legt den Kopf auf meine Schulter. Ich ziehe kräftig, und meine Hände gleiten über sein Gesicht. Ich packe erneut zu.
    Er wird mich anschauen.
    Er stöhnt, gräbt die Hände in meine schwitzende Taille. Seine Augen sind geschlossen. Seine Wimpern sind länger als die aller Mädchen, die ich kenne. Wunderschön. Die Daumen seiner langen Hände drücken sich in meinen Bauch, damit er mich noch einmal zu sich ziehen kann, aber dann geraten sie ins Stocken. Er drückt noch einmal fest zu: mein Bauch springt zurück. Er schaut nach unten und wieder hoch, Auge in Auge: Alles, was ich mir je gewünscht habe, hier. Er schaut. Er sieht mich, und seine Hände gleiten nach vorn und betasten die Honigmelonen-Rundung, die Schwellung, die mehr ist als nur eine Schwellung, das Fett, das kein Fett ist, das knospende Baby, und seine Augen sind so schwarz,

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