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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Rohrstöckchens die Umrisse ei-
    ner Festungsanlage in den Sand des Weges. Dann kniete er
    sich hin und scharrte kleine Haufen von Sand zusammen,
    die offenbar Bastionen vorstellen sollten. Nachdem er dar-
    auf einige Blätter von einem Strauch in der Nähe abgeris-
    sen hatte, steckte er sie als Miniaturfahnen in die Häufchen,
    und all das geschah höchst ernsthaft und ohne daß er sich
    durch die ihm zusehenden Personen im geringsten beirren
    ließ.Das Ganze war ein Kinderspiel, nur hätte ein Kind dabei
    nicht diesen Ernst und die charakteristische Gleichgültig-
    keit für alles andere gezeigt.
    »Er ist also wohl ganz wahnsinnig?« fragte Graf d’Artigas,
    der trotz seiner gewohnten Unerregbarkeit doch einige Ent-
    täuschung zu fühlen schien.
    »Ich hatte Ihnen schon mitgeteilt, Herr Graf, wie es mit
    ihm steht.«

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    »Wäre er auch nicht imstande, uns einige Aufmerksam-
    keit zu widmen?«
    »Es dürfte schwerfallen, ihn dazu zu bewegen.«
    Dann wandte er sich an den Pfleger.
    »Sprechen Sie ihn an, Gaydon, vielleicht bringt Ihre
    Stimme ihn dazu, eine Antwort zu geben.«
    »Ja, mir wird er sicherlich antworten, Herr Direktor«,
    sagte Gaydon.
    Bei diesen Worten berührte er die Schulter des Kran-
    ken.»Thomas Roch?« rief er recht sanft.
    Dieser richtete den Kopf auf, sah aber von allen anwe-
    senden Personen ohne Zweifel nur seinen Pfleger, obgleich
    Graf d’Artigas, Kapitän Spade und der Anstaltsdirektor ei-
    nen Kreis um ihn her bildeten.
    »Thomas Roch«, fuhr Gaydon in englischer Sprache fort,
    »hier sind Besucher, die Sie zu sehen wünschen . . . sie inter-
    essieren sich für Ihr Wohlergehen . . . für Ihre Arbeiten . . .«
    Das letzte Wort war das einzige, das die Aufmerksamkeit
    des Erfinders zu wecken schien.
    »Für meine Arbeiten?« erwiderte er ebenfalls englisch,
    das er geläufig sprach.
    Darauf faßte er, wie ein Knabe seinen Ball, einen Kie-
    selstein mit Daumen und Zeigefinger und schleuderte ihn
    nach einem der Sandhäufchen, das er dadurch zerstörte.
    Ein Freudenruf drang aus seinem Mund.
    »Vernichtet! . . . Weggefegt! . . . Mein Fulgurator! . . . Ich
    habe alles mit einem einzigen Schlag zerstört!«
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    Thomas Roch hatte sich erhoben, das Feuer des Tri-
    umphs leuchtete aus seinen Augen.
    »Da sehen Sie es«, sagte der Direktor zu Graf d’Artigas,
    »der Gedanke an seine Erfindung weicht nie von ihm . . .«
    »Und wird auch mit ihm sterben«, versicherte der Pfle-
    ger Gaydon.
    »Könnten Sie ihn nicht dazu bewegen, von seiner Erfin-
    dung, von seinem Sprengstoff und seinem Zünder zu spre-
    chen, Gaydon?«
    »Wenn Sie das möchten, Herr Direktor . . .«
    »Ja, ich will es, denn ich glaube, das dürfte Graf d’Artigas
    vor allem interessieren . . .«
    »In der Tat«, fiel der Besucher ein, ohne daß sein kalter
    Gesichtsausdruck etwas von den Empfindungen erkennen
    ließ, die ihn bewegten.
    »Ich laufe aber Gefahr, damit einen neuen Anfall hervor-
    zurufen«, bemerkte der Pfleger.
    »Sie werden das Gespräch abbrechen, wo Sie es für ange-
    zeigt halten. Sagen Sie Thomas Roch, ein Fremder möchte
    mit ihm über den Ankauf seiner Maschine verhandeln . . .«
    »Fürchten Sie denn nicht, daß ihm sein Geheimnis dabei
    entschlüpft?« versetzte Graf d’Artigas.
    Das stieß er so hastig hervor, daß Gaydon sich nicht ent-
    halten konnte, ihn mit mißtrauischen Blicken zu messen,
    was den unerschütterlichen Graf freilich nicht zu beunru-
    higen schien.
    »Das ist nicht zu befürchten«, antwortete der Pfleger;
    »kein Versprechen vermöchte Thomas Roch sein Geheim-
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    nis zu entlocken! . . . Solange man ihm nicht die Millionen
    ausgehändigt hat, die er fordert . . .«
    »Die hab’ ich leider nicht bei mir«, antwortete Graf
    d’Artigas sehr ruhig.
    Gaydon trat seinem Pflegebefohlenen etwas näher und
    berührte, wie vorher, leicht dessen Schulter.
    »Thomas Roch«, sagte er, »hier sind Fremde, die Ihren
    Fulgurator kaufen möchten . . .«
    Thomas Roch richtete sich auf.
    »Meinen Fulgurator . . .«, rief er, »den Fulgurator Roch!«
    Eine zunehmende Aufregung deutete schon auf das Be-
    vorstehen eines Anfalls hin, von dem Gaydon bereits ge-
    sprochen hatte und den Fragen dieser Art stets auslösten.
    »Für wieviel wollten Sie ihn erwerben . . . für wieviel . . .
    wieviel . . .«, fuhr der französische Erfinder fort.
    Es war gar nicht gewagt, ihm eine noch so ungeheure
    Summe zu bieten.
    »Wieviel bieten Sie . . . wieviel?«

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