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Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Antonio Ciovani sowie dem Stadtchirurgus Antonio Albrici, dazu als Zeugen Zuane Calligaris und Santo Gabelli.
    Man sah den auf einem Bett ausgestreckten und völlig bedeckten Leichnam. Auf jeder Seite des Bettes zwei brennende Kerzen. Der Bargello deckte den Leichnam auf; er lag auf dem Rücken, Augen und Mund waren geschlossen, der Unterkiefer mit einem weißen Tuch hochgebunden, die Hände auf dem Bauch gekreuzt und mit Stücken blutiger Leinwand verbunden; der Körper war nackt, mit etlichen Verbänden auf Brust und Bauch. Er wurde von dem Bett aufgehoben und auf einen Tisch inmitten des Zimmers gelegt.
    Die Binden auf Brust und Bauch voller Blut. Als sie abgenommen waren und man zuerst den äußeren Befund feststellte, fand man sieben Wunden.
    Die Sachverständigen meinten, es sei eine Sektion nötig. Also wurde sie dem Stadtchirurgen Antonio Albrici anbefohlen.
    Nachdem auch der Herr Sanitätsphysikus Florian Enenkel und der Chirurgus Benedikt Fleck herzugekommen waren, sezierte der Stadtchirurgus Fabrici verschiedene Teile der Brust und des Bauches.
    Den Gelehrten wurde aufgegeben, ihr Gutachten schriftlich zu erstatten.
    Dem Mesner von San Sebastiano, Valentino Perusich, wurde befohlen, den Leichnam unter Vorbehalt anderer Rechte etc. zu bestatten.
    Dann zog sich das Kaiserlich-Königliche Gericht zurück.»
    «Am 10. Juni wurde von den Ärzten und Physici Domenico Gobbi und Antonio Ciovani sowie dem Chirurgus Antonio Albrici ihr schriftlicher Befund überreicht»:
    «Die Leiche, die sich in dem mit Nr.   10 bezeichneten Zimmer der Osteria Grande dieser Stadt vorfand, wurde von uns … auf Aufforderung dieses Hohen Kriminalgerichtes untersucht, und es wurden sieben Wunden an ihrer Körperoberfläche vorgefunden.
    Die erste befindet sich zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand; die zweite am Mittelglied des vierten Fingers der rechten Hand; die dritte an der linken Brustwarze. Die beiden ersten wurden ihrer Lage wegen als leicht beurteilt und ebenso die dritte, weil hier nicht viel mehr als die Brust verletzt war.
    Der vierte Wundkanal befindet sich in der rechten Brust, von wo aus er … in die Brusthöhle eingedrungen ist und die Lunge dieser Seite mit einer 1   ½ Zoll breiten und 1 Zoll tiefen Wunde an der Stelle getroffen hat, wo sie mit dem Brustfell zusammenstößt … Die Wunde wurde als tödlich angesehen, jedoch nicht als absolut tödlich und nicht als Ursache eines so schnellen Todes. Die fünfte Wunde, im unteren Ende des Brustbeins, reicht 1 Zoll tief durch die Knochensubstanz in das Gewebe des Mittelfells … Diese Wunde wurde ebenfalls als tödlich angesehen, aber nicht als Ursache eines so schnellen Todes.
    Die sechste, zwischen der ersten und zweiten falschen Rippe, reicht … bis zum Zwischenraum der sechsten und siebenten echten Rippe in die Brusthöhle, wo das Zwerchfell … in Form einer 2   ½ Zoll breiten Wunde durchbohrt wurde, entweder, weil der Mann nach vorn gebeugt war, oder das Zwerchfell höher – als sonst – lag.
    Der letzte Wundkanal durchdrang die Haut zwischen der zweiten und dritten falschen Rippe der linken Seite bis zum Zwischenraum der sechsten und siebenten echten Rippe, wo er mit breiter Öffnung in die Brusthöhle einmündete, und … er durchbohrte das Zwerchfell in einer Breite von 3 Zoll; durch diese Öffnung trat etwa der dritte Teil des Magens ein, der … seinerseits … bis in seine Höhlung durchbohrt war. Auf dieser Seite der Brusthöhle fanden sich etwa 5 Pfund Blut, und in der Bauchhöhle … etwa ebensoviel.
    Diese beiden Wunden haben wir wegen des großen und unvermeidlichen Blutverlustes, wegen der Unmöglichkeit der Atmung, wegen der Verletzung des Magens und seines Eintritts in die Brusthöhlung als absolut tödlich und als hauptsächliche Ursache des wenige Stunden nach der Verwundung eingetretenen Todes beurteilt.»
    Am 14. Juni erschien Francesco Richter, Wirt der Osteria Grande, vor Gericht.
    Ob er den Grund seiner Vernehmung wisse.
    «Ich wüßte keinen anderen Grund als den Vorfall, der sich am Morgen des letztvergangenen Mittwochs, dem 8. des Monats, gegen 10 Uhr in meiner Osteria zugetragen hat.»
    Aufgefordert, alles von Anfang bis Ende zu berichten, sagte er: «Vor ungefähr einem Jahr kam ein gewisser Francesco Angelis in meinen Gasthof. Er kam aus Venedig, wie er sagte, blieb zwei Wochen, zahlte pünktlich, und reiste, wie er sagte, wieder nach Venedig ab.
    Vor etwa vierzehn Tagen kam dieser Angelis wieder in

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