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Vorhang auf für eine Leiche

Vorhang auf für eine Leiche

Titel: Vorhang auf für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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konnte sie von mir durchaus noch das eine oder andere lernen!
     
    Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Feely stand vor einem Beistelltisch und trug das grüne Seidenkleid, das sie in der Rolle der Becky Sharp bei der Theaterklub-Aufführung von Jahrmarkt der Eitelkeiten getragen hatte. Sie legte einen Brief auf den Tisch, nahm ihn wieder in die Hand und legte ihn wieder hin.
    Sie verwendete große Sorgfalt auf diese Handlung, hielt mit einem kleinen Ruck über der Tischplatte inne – und legte den Brief dann mit einer letzten, energischen Geste hin, als könnte sie seinen Anblick nicht länger ertragen. Sie probte ihren Auftritt, oder besser gesagt, den Auftritt ihrer rechten Hand, in Der Schrei des Raben.
    »Ich habe mit Phyllis geplaudert«, sagte ich beiläufig, wobei ich die Wahrheit ein wenig strapazierte. »Sie und Desmond Duncan führen am Samstagabend eine Szene aus Romeo und Julia auf, hier bei uns in der Eingangshalle. Um Geld für einen guten Zweck zu sammeln.«
    »Da kommt doch keiner«, entgegnete Daffy mürrisch. »Erstens ist es kurz vor Weihnachten, zweitens ist das alles viel zu kurzfristig. Und drittens geht bei diesem Wetter kein Mensch ohne Schneeschuhe und einen Bernhardiner aus dem Haus.«
    »Da wette ich jederzeit dagegen«, sagte ich. »Einen Sixpence, dass das ganze Dorf hier auftaucht?«
    »Abgemacht!« Daffy spuckte in ihre Handfläche und schlug ein.
    Es war der erste Körperkontakt mit meiner Schwester seit jenem Tag vor ein paar Monaten, an dem sie und Feely mich gefesselt und in den Keller verschleppt hatten, um mich dort bei Kerzenschein zu verhören.
    Ich zuckte die Achseln und ging zur Tür, wo ich mich mit einem Blick über die Schulter vergewisserte, dass die rechte Hand von Becky Sharp den Brief immer noch wie ein aufgezogenes Uhrwerk aufnahm und wieder ablegte.
    Ihr Tun hatte etwas Mitleiderregendes, aber ich kam einfach nicht darauf, warum.
     
    Draußen im Flur wurde ich auf zornige Stimmen aus der Halle aufmerksam. Natürlich blieb ich sofort stehen und lauschte. Ich bin mit Harriets überfeinem Gehör sowohl gesegnet als auch geschlagen und habe dieser geradezu übernatürlichen Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen schon manches Mal gedankt, habe sie aber auch schon verflucht, wobei sich immer erst im Nachhinein herausstellte, worauf es hinauslaufen würde.
    Ich erkannte sofort, dass sich da Val Lampman und Phyllis Wyvern stritten.
    »Ich schere mich einen Dreck darum, was du denen versprochen hast«, sagte der Regisseur. »Dann musst du ihnen eben erklären, dass es nicht geht.«
    »Und mich lächerlich machen? Überleg doch mal, Val. Was kostet es uns denn? Ein paar Stunden am Abend, an dem wir sowieso nicht drehen. Ich mache es in meiner Freizeit und Desmond auch.«
    »Darum geht es nicht. Wir liegen ohnehin schon hinter dem Zeitplan zurück, und es wird alles nur noch schlimmer. Patrick … Bun … und wir sind erst einen Tag hier! Ich kann niemanden entbehren, der die Kisten durch die Gegend schiebt, nur damit du die Märchenprinzessin geben kannst.«
    »Du herzloser Unmensch«, sagte sie. Ihre Stimme war kalt wie Eis.
    Val Lampman lachte.
    »Das gläserne Herz, Seite neununddreißig, wenn ich mich nicht irre. Du vergisst nie einen Text, stimmt’s, altes Mädchen?«
    Ich traute meinen Ohren nicht, aber sie lachte.
    »Jetzt sei kein Spielverderber, Val. Zeig ihnen, dass dein Herz kein seelenloser Muskel ist.«
    »Tut mir leid, meine Liebe«, erwiderte er. »Diesmal geht es wirklich nicht.«
    Einen Augenblick lang blieb es still. Ich bedauerte, dass ich ihre Gesichter nicht sah, aber ich konnte nicht näher herangehen, ohne mich zu verraten.
    Phyllis Wyvern senkte die Stimme. »Mal angenommen, ich würde Desmond von deinem kleinen Abenteuer in Buckinghamshire erzählen?«
    »Ich warne dich!«, zischte er. »Das würdest du nicht wagen! «
    »Ach nein?«
    Sie war wieder obenauf.
    »Der Teufel soll dich holen, Phyllis!«, kam es von ihm.
    Es war wieder still – diesmal sogar noch länger. Dann sagte Val Lampman unvermittelt:
    »Na schön. Du sollst deine Vorstellung haben. Im Grunde stört die Aufführung den Ablauf nicht weiter.«
    »Vielen Dank, Val. Ich wusste doch, dass du es dir noch mal überlegst. So ist es doch immer. Wollen wir nach oben zu den anderen gehen? Sie warten bestimmt schon.«
    Ich hörte ihre Schritte auf der Treppe, wartete noch ein paar Sekunden und wollte gerade weitergehen – da stand plötzlich jemand im Flur.
    Bun Keats!
    Sie hatte

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