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Vorhang auf für eine Leiche

Vorhang auf für eine Leiche

Titel: Vorhang auf für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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finsteres Gesicht.
    »Wachtmeister Linnet hat mir gesagt, sämtliche Straßen rings um Bishop’s Lacey seien hoffnungslos blockiert«, fuhr der Vikar fort, »und dabei wird es wohl auch bleiben, bis die Straßenwacht aus Hinley vor der eigenen Haustür gekehrt hat. Das ist nun mal der Preis für unsere segensreiche Abgeschiedenheit, aber verflixt lästig ist es trotzdem.«
    Marion Trodd drängte sich durch den Tumult.
    »Miss Wyvern wäre dann so weit, Herr Vikar. Wenn Sie so freundlich wären …«
    »Aber selbstverständlich, meine Gute. Richten Sie ihr doch bitte aus, dass ich vor der Aufführung ein paar Sätze zu unserer Spendenaktion für das Kirchendach et cetera sagen werde, und dann gehört die Bühne ihr – ach, und natürlich Mr Duncan, versteht sich. Meine Güte, wir dürfen Mr Duncan natürlich nicht vergessen.«
    Als der Vikar nach vorn ging, kamen Vater, Feely und Daffy, angeführt von Tante Felicity, im Gänsemarsch in die Halle und nahmen ihre Plätze in der vordersten Reihe ein. Da Ned den Platz besetzte, der für mich gedacht war, blieb ich hinten stehen.
    Ich winkte Nialla mit wackelnden Fingern zu, und sie winkte zurück, tätschelte ihren Bauch und verdrehte sehr komisch die Augen.
    »Verehrte Damen und Herren, Freunde und Nachbarn und alle anderen, die ich damit womöglich übergangen habe …«
    Höfliches Gekicher belohnte den Vikar für sein geistreiches Späßchen.
    »Wir alle haben heute Abend den tobenden Elementen getrotzt, um die alte Weisheit zu veranschaulichen, dass Nächstenliebe im eigenen Hause beginnt. Wenn wir uns hier und jetzt im gemütlich warmen Stammhaus der Familie de Luce versammelt haben, dann verdanken wir das der überaus freundlichen Großzügigkeit von Colonel Haviland de Luce (»Jawoll!«, »Bravo!«), der es uns ermöglicht, bei einem derartig unwirtlichen Wetter zusammenzukommen, um das Dach von St. Tankred wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Doch jetzt möchte ich ohne viele weitere Worte Miss Phyllis Wyvern und Mr Desmond Duncan ankündigen. Miss Wyvern ist, wie ich Ihnen nicht zu erläutern brauche, ein weltberühmter Bühnen- und Leinwandstar. Sie hat uns alle bereits mit einer Vielzahl von Produktionen erfreut, wie zum Beispiel Nelly von Whitehall, Der geheime Sommer, Liebe und Blut, Das gläserne Herz … «
    Der Vikar unterbrach sich, um einen Zettel aus seiner Tasche zu ziehen, mit dem er zuerst seine Brille putzte und dann vorlas, was darauf stand: »Die Bahnwärtertochter, Grabenkrieg im Wohnzimmer, Königin der Liebe  … ähem … Sadie Thompson (an dieser Stelle gab es ein paar verlegene Lacher und einen eindeutig anzüglichen Pfiff) und schließlich Die Pfarrersfrau. «
    Diese Aufzählung wurde von allgemeinem Jubel begrüßt und von einem einzelnen Buhruf geschmäht.
    Cynthia saß stocksteif und mit zusammengekniffenen Lippen da und sah stur geradeaus.
    »Mr Duncan wiederum war erst kürzlich in Die Regeln des Krieges zu sehen. Und jetzt heißen wir ohne weitere Umstände zwei strahlende Gestirne der Leinwand bei uns willkommen – Miss Phyllis Wyvern, großartig unterstützt von Mr Desmond Duncan, in ihrer weltberühmten Interpretation einer Szene aus William Shakespeares Romeo und Julia. «
    Es gab keinen Vorhang, den man hätte aufziehen können, stattdessen wurde das Licht ausgeschaltet, und wir saßen einen Augenblick lang im Stockdunkeln.
    Dann bohrte sich ein Scheinwerfer durch die Finsternis und beleuchtete ein Wäldchen aus eingetopften Zitronenbäumen. Ein gemaltes Plakat auf einem Stativ verriet uns, dass wir uns im Garten der Capulets befanden.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der grelle weiße Strahl von dem Gerüst über der Tür kam und dass die über den Scheinwerfer gebeugte Gestalt Gil Crawford war.
    Da kam auch schon Romeo, verkörpert von Desmond Duncan, unter verhaltenem Applaus in den Garten spaziert. Er trug eine hautfarbene Strumpfhose und darüber eine eigenartig geschneiderte kurze Pumphose aus rotem Samt, die eher wie eine aufgeblasene Badehose aussah. Sein weißes, weites Bauernhemd hatte reichlich Rüschen und Spitzen an Halsausschnitt und Ärmeln, und sein fescher flacher Hut war mit einer Pfauenfeder verziert.
    Er streckte dem Publikum die geöffneten Hände hin und vollführte eine Reihe kunstvoller Verbeugungen, ehe er das erste Wort sprach.
    Mach hin!, dachte ich. Jetzt fang schon endlich an!
     
    »Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt.«
     
    Pause. Vereinzelter Applaus in

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