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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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er nachdenklich die Stirn und blickte Vorkosigan an. »Hm. Nun ja, es kam ihm sehr gelegen.
    Er hat in den letzten fünf Monaten mehr Ratten aus ihren
    Löchern gejagt als in den letzten zwanzig Jahren. Man konnte praktisch die Fortschritte der Säuberung der Ministerien nach seinen medizinischen Bulletins abhaken. In der einen Woche: Zustand sehr ernst. In der nächsten Woche: wieder ein stellvertretender Minister der Unterschlagung überführt.« Er wurde wieder ernst. »Aber diesmal ist es echt. Du musst ihn heute besuchen. Morgen könnte es zu spät sein. In zwei Wochen ist es bestimmt zu spät.«
    Vorkosigan presste die Lippen zusammen. »Wofür will er
    mich haben? Hat er das gesagt?«
    «Ach … ich glaube, er hat einen Posten für dich in petto für die bevorstehende Regentschaftsregierung. Über den du bei eurem letzten Treffen nichts hören wolltest.«
    Vorkosigan schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es einen Posten in der Regierung gibt, der mich verlocken könnte, diese Arena noch einmal zu betreten. Nun, vielleicht… – nein.
    Nicht einmal das Kriegsministerium. Das ist verdammt noch
    mal zu gefährlich. Hier habe ich ein schönes, ruhiges Leben.«
    Sein Arm umfing schützend Cordelias Taille. »Wir werden
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    eine Familie haben. Ich möchte sie nicht den Gefahren dieser Gladiatorenpolitik aussetzen.«
    »Ja, ich kann dich mir richtig vorstellen, wie du deinen
    Lebensabend verbringst – im Alter von vierundvierzig. Ha!
    Trauben pflücken, mit deinem Boot segeln – dein Vater hat mir von deinem Segelboot erzählt. Ich habe übrigens gehört, man wird zu deinen Ehren das Dorf in Vorkosigan Sousleau umbenennen …«
    Vorkosigan prustete los, und sie verbeugten sich ironisch
    voreinander. »Wie dem auch sei, du wirst es ihm selber sagen müssen.«
    »Ich bin – neugierig, den Mann kennen zu lernen«, murmelte Cordelia. »Wenn es wirklich die letzte Chance ist.«
    Vortala lächelte ihr zu, und Vorkosigan gab widerstrebend
    nach. Sie kehrten in sein Schlafzimmer zurück, um sich fertig zu machen. Cordelia zog ihr formellstes Nachmittagskleid an, Vorkosigan seine grüne Ausgehuniform, die er seit ihrer Hochzeit nicht mehr getragen hatte.
    »Warum so nervös?«, fragte Cordelia. »Vielleicht möchte er nur von dir Abschied nehmen oder so.«
    »Denk daran, wir reden über einen Mann, der sogar seinen
    eigenen Tod für seine politischen Absichten einsetzen kann.
    Und wenn es einen Weg gibt, Barrayar von jenseits des Grabes aus zu regieren, dann kannst du darauf wetten, dass er ihn gefunden hat. Wann immer ich mit ihm zu tun hatte, nie war ich ihm überlegen.«
    In dieser Ungewissheit flogen sie mit dem Premierminister
    zurück nach Vorbarr Sultana.
    Die kaiserliche Residenz war ein altes Bauwerk. Fast ein
    Museumsstück, dachte Cordelia, als sie die abgetretenen
    Granitstufen zum östlichen Säulengang hinaufstiegen. Die
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    lange Fassade war mit vielen Steinplastiken verziert, mit jeder Figur als einem eigenständigen Kunstwerk, das ästhetische Gegenteil der modernen, gesichtslosen Gebäude der Ministerien, die ein, zwei Kilometer weiter östlich aufragten.
    Man führte sie in einen Raum, der halb wie ein Hospital,
    halb wie eine Antiquitätenausstellung wirkte. Hohe Fenster gewährten einen Blick auf die architektonischen Garten-und Rasenanlagen auf der Nordseite der Residenz. Der eigentliche Bewohner dieses Raums lag in einem riesigen, aus Holz geschnitzten Bett, dem Erbstück eines Prunk liebenden Vorfahren; an seinen Körper waren an einem Dutzend Stellen die hilfreichen Plastikschläuche angeschlossen, die ihn am Leben hielten.
    Ezar Vorbarra war der bleichste Mann, den Cordelia je
    gesehen hatte, so weiß wie seine Bettlaken, so weiß wie sein Haar. Seine weiße Haut war über seinen eingefallenen Wangen gerunzelt. Seine Augenlider waren weiß, schwer und zusammengekniffen über nussbraunen Augen; dergleichen Augen hatte sie einmal zuvor schon gesehen, undeutlich in einem Spiegel. Seine Hände waren weiß, auf den Handrücken
    traten die blauen Adern hervor. Wenn er sprach, dann hoben sich seine Zähne elfenbeingelb von ihrem blutlosen Hintergrund ab.
    Vortala, Vorkosigan und – nach einem Augenblick der
    Unsicherheit – Cordelia beugten neben dem Bett ihr Knie. Der Kaiser bedeutete mit einem kurzen, mühevollen Rucken eines Fingers seinem betreuenden Arzt, er solle den Raum verlassen.
    Der Mann verbeugte sich und ging hinaus. Sie standen auf,
    Vortala war dabei ziemlich

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