Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
ging es denn?«
»Er sagte, wenn ich persönlichen Meinungen erlaubte, meine Pflicht auch nur in der kleinsten Angelegenheit zu beeinflussen, dann wäre das genau wie, ein bisschen schwanger zu werden – dass die Konsequenzen sehr bald über meine Kräfte gingen.«
Vorkosigan lachte. »Oberst Negri ist ein sehr erfahrener
Mann. Aber ich kann Ihnen sagen, man weiß von ihm, dass
auch er – sehr selten – persönliche Meinungen entwickelt.«
»Aber die Sicherheitsabteilung wird die Kabine dort auf den Kopf stellen. Sie werden schließlich hier landen, indem sie einfach alles andere ausschalten. In dem Augenblick, wo es 174
irgendjemandem einfällt, meine Integrität in Zweifel zu ziehen, ist alles vorbei.«
»Nach einiger Zeit werden sie hier landen«, stimmte
Vorkosigan zu.
»Wie viel Zeit, was schätzen Sie?«
»Sie werden die Durchsuchung des Schiffes in ein paar
Stunden abgeschlossen haben.«
»Dann werden Sie einfach die Suchbemühungen
umdirigieren müssen. Erweitern Sie das Suchgebiet – haben
nicht einige Schiffe das Kommando verlassen in dem Zeitraum zwischen Vorrutyers Tod und der Bildung des
Sicherheitskordons?«
»Ja, zwei, aber…«
»Gut. Benutzen Sie da Ihren kaiserlichen Einfluss. Bieten
Sie alle Unterstützung freiwillig an, die Sie, als Oberst Negris getreuester Helfer, aufbieten können. Erwähnen Sie Negri oft.
Regen Sie an. Empfehlen Sie. Bezweifeln Sie. Bestechen oder drohen Sie nicht, das wäre zu offensichtlich, obwohl es auch dazu kommen kann. Ziehen Sie ihre Inspektionsprozeduren in Zweifel, lassen Sie Berichte verschwinden – was auch immer nötig ist, um die Wasser zu trüben. Holen Sie mir 48 Stunden heraus, Illyan. Das ist alles, worum ich bitte.«
»Alles?«, würgte Illyan.
»Ach ja. Versuchen Sie sicherzustellen, dass nur Sie und
niemand anderer das Essen und so weiter bringt. Und
versuchen Sie ein paar Extrarationen dazuzuschmuggeln.«
Vorkosigan entspannte sich merklich, als Illyan gegangen war, und wandte sich Cordelia mit einem traurigen und verlegenen Lächeln zu, das so gut tat wie eine Berührung. »Gut, dass wir uns wiedersehen, Lady.«
Sie salutierte andeutungsweise und erwiderte das Lächeln.
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»Ich hoffe, ich habe Ihnen die Dinge nicht zu sehr
vermasselt. Ihnen persönlich, meine ich.«
»Keineswegs. Tatsächlich haben Sie sie außerordentlich
vereinfacht«
»Ost ist West, oben ist unten, und fälschlicherweise in Arrest zu sein, dafür, dass jemand anderer Ihrem Kommandeur die Kehle durchgeschnitten hat, ist eine Vereinfachung. Ich bin wohl auf Barrayar. Ich nehme an, Sie wollen mir nicht erklären, was hier vor sich geht?«
»Nein. Aber ich verstehe endlich, warum es in der
Geschichte von Barrayar so viele Verrückte gegeben hat. Sie sind nicht die Ursache, sie sind die Folge.« Er seufzte und sprach so leise, dass er fast flüsterte. »0 Cordelia. Sie haben keine Vorstellung, wie sehr ich jemanden in meiner Nähe brauche, der geistig gesund und anständig ist. Sie sind wie Wasser in der Wüste.«
»Sie sehen gut aus… hm… Sie sehen aus, als hätten Sie
abgenommen.« Er sah. dachte sie, zehn Jahre älter aus als vor sechs Monaten.
«0 je.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe nicht daran gedacht, Sie müssen ja erschöpft sein. Wollen Sie schlafen oder sonst was?«
»Ich bin mir nicht sicher ob ich schon schlafen kann. Aber ich würde mich gerne waschen. Ich dachte, ich sollte nicht die Dusche laufen lassen, während Sie nicht hier waren, für den Fall, dass die Kabine überwacht wird.«
»Ein guter Gedanke. Nur zu!«
Sie rieb mit der Hand über ihren empfindungslosen
Schenkel, wo der schwarze Stoff vor Blut klebrig war. »Hm, haben Sie Kleider für mich zum Wechseln? Die hier sind versaut. Außerdem gehörten sie Vorrutyer. Ich mag sie nicht«
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ist das Ihr Blut?«
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»Ja. Vorrutyer spielte den Chirurgen. Es tut nicht weh. Ich habe dort keine Nerven mehr.«
»Hm.« Vorkosigan berührte seine Narbe und lächelte leicht
»Ja, ich glaube, ich habe genau das Richtige für Sie.«
Er öffnete mit einem acht Ziffern langen Zahlencode eine
seiner Schubladen, griff nach der untersten Schicht und holte zu Cordelias Erstaunen die Arbeitsuniform des Erkundungsdienstes heraus, die sie auf der General Vorkraft zurückgelassen hatte. Sie war gereinigt ausgebessert, gebügelt und ordentlich zusammengelegt. »Ich habe die Stiefel nicht bei mir und die Abzeichen sind veraltet aber ich
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