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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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insofern außer Kontrolle, weil sie jemand gesehen hat. Destang wird seinen Leuten am Morgen die Hölle heiß machen.«
    »Die Polizei?« Mark packte seinen Betäuber fester. In seinem Gesicht kämpfte eine Furcht mit einer anderen.
    »Ja. Wir könnten es versuchen und in diesem Turm Verstecken spielen, bis die Polizei schließlich hier eintrifft – wann auch immer.
    Oder wir könnten auf das Dach hinaufgehen und uns sofort von einem Luftwagen der Dendarii mitnehmen lassen. Ich weiß, was ich lieber täte. Wie steht es mit dir?«
    »Dann wäre ich dein Gefangener«, flüsterte Mark. In seiner
    Stimme waren Furcht und Ärger zu hören. »Jetzt tot oder später tot, wo ist da der Unterschied? Ich habe mir schließlich zusammengereimt, wofür du einen Klon brauchen könntest.«
    Mark sah sich also wieder als lebende Organbank. Miles seufzte.
    Er blickte auf sein Chrono. »Nach Galens Zeitplan habe ich noch elf Minuten, um Ivan zu finden.« Auf Marks Gesicht erschien ein listiger Ausdruck. »Ivan ist nicht oben, Er ist unten. Dort, wo wir hergekommen sind.«
    »Ach so?« Miles riskierte einen schnellen Blick in das Liftrohr.
    Wer immer hochgeklettert war, war in eine andere Ebene hinausgestiegen. Die Jäger waren gründlich bei ihrer Suche. Sobald 308
    sie sich hier hochgearbeitet haben würden, wären sie sich ihrer Beute völlig sicher.
    Miles trug noch das Gurtwerk mit dem Seil. Sehr leise langte er nach dem Greifhaken und befestigte ihn, sorgfältig jedes Klirren vermeidend, an der Sicherheitsschranke. Dann prüfte er, ob er hielt.
    »Du willst also nach unten, nicht wahr? Das kann ich einrichten.
    Aber dann sollte auch wirklich stimmen, was du über Ivan sagst.
    Denn wenn er stirbt, dann werde ich dich höchstpersönlich sezieren. Herz und Leber, Steaks und Schnitzel.«
    Miles beugte sich vor, überprüfte seine Verbindungen und regulierte die Drehgeschwindigkeit der Spule und den Haltepunkt.
    Dann ging er unter der Schranke in Positur, bereit zum Sprung.
    »Kletter auf mich drauf!«
    »Bekomme ich keine Gurte?«
    Miles blickte über die Schulter und grinste. »Du springst besser als ich.«
    Mark blickte äußerst mißtrauisch drein. Er steckte seinen Betäuber wieder in den Gürtel, trat neben Miles und schlang zögernd seine Arme und Beine um Miles' Körper.
    »Du solltest dich lieber fester anhalten. Die Abbremsung unten wird ziemlich heftig sein. Und schrei nicht, wenn's hinabgeht. Das würde nur die Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
    Marks Griff krampfte sich fest. Miles hielt noch einmal nach unerwünschter Gesellschaft Ausschau – das Rohr war immer noch leer – und warf sich hinab.
    Ihr doppeltes Gewicht verlieh ihnen einen schrecklichen
    Schwung. Nahezu lautlos fielen sie ungehindert vier Stockwerke tief – Miles kam es vor, als wäre sein Magen in den Hals gerutscht –, dann jaulte die Seilspule auf und drehte sich nicht mehr. Die Gurte schnitten in Miles' Leib, und Marks Hand-zu-Hand-Griff über Miles' Schlüsselbein begann sich zu lösen. Miles' rechte Hand schnellte hoch und packte Marks Handgelenk. Wenige Zentimeter über dem Boden des Liftrohrs kamen sie zum Halt, wieder tief im Bauch des Bergs aus Synthabeton. Miles spitzte die Ohren.
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    Das Geräusch ihres Abstiegs war Miles' geschärften Sinnen
    gewaltig vorgekommen, aber in den Öffnungen über ihnen erschienen keine überraschten Gesichter, und es knisterten keine Waffen. Miles und Mark schlüpften aus der Blickrichtung des Rohres in die kleine Vorhalle neben dem inneren Zugangskorridor der Gezeitenbarriere. Miles löste per Knopfdruck den Greifhaken und ließ die Spule zurückrollen; das dünne Seil machte beim Fallen keinen Lärm, aber der Greifhaken klirrte, als er auf dem Boden aufschlug, und Miles zuckte zusammen.
    »Diesen Weg zurück«, sagte Mark und zeigte nach rechts.
    Nebeneinander liefen sie den Korridor hinab. Eine tiefe, rollende Vibration begann die leichteren Geräusche zu verschlucken. Die Pumpstation, die geblinkt und gesummt hatte, als Miles das erstemal hier vorbeigekommen war, arbeitete jetzt und hob Themsewasser durch verborgene Rohrleitungen zum Flutpegel empor.
    Die nächste Station, die zuvor dunkel und still gewesen war, war jetzt beleuchtet und bereitete sich darauf vor, in Aktion zu treten.
    Mark blieb stehen. »Hier.«
    »Wo?«
    Mark zeigte: »Jede Pumpkammer hat eine Zugangsluke, für
    Reinigung und Reparatur. Wir haben ihn da reingesteckt.«
    Miles fluchte.
    Die Pumpkammer hatte etwa die Größe eines großen

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