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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sein Päckchen unter den Arm. »Madame
    Vorsoisson, glauben Sie mir eins: Nadelgranaten sind Unfälle. Das vorhin war nur eine amüsante Unannehmlichkeit.« Doch dann glitt das Lächeln von seinen Lippen, sein Gesicht erstarrte und er atmete scharf ein. »Ich sollte erwähnen«, fügte er schnell hinzu, »dass ich in letzter Zeit von gelegentlichen Anfällen heimgesucht werde. Ich falle in Ohnmacht und habe Krämpfe. Das dauert etwa fünf
    Minuten und geht dann vorbei, und ich wache auf, ohne dass mir etwas passiert ist. Wenn das eintreten sollte, dann geraten Sie bitte nicht in Panik.«
    »Werden Sie jetzt gleich einen Anfall haben?«, fragte sie erschrocken.
    »Ich habe plötzlich ein seltsames Gefühl«, gab er zu.
    In der Nähe stand eine Bank am Weg. »Hier, setzen Sie sich…« Sie führte ihn hin. Er setzte sich abrupt nieder und barg das Gesicht in den Händen. Wegen der feuchten Kälte 143
    begann er zu zittern, wie sie auch, doch sein Schauder war lang und tief und ging durch seinen ganzen kleinen Körper.
    Begann jetzt ein Anfall? Sie betrachtete ihn voller Schrecken.
    Nach ein paar Minuten beruhigte sich seine raue
    Atmung. Er rieb sich kräftig übers Gesicht und blickte auf.
    Er war extrem blass, fast grau im Gesicht. Sein aufgesetztes Lächeln war so offensichtlich unecht, als er sich ihr zuwandte, dass es ihr fast lieber gewesen wäre, er hätte ein finsteres Gesicht gemacht. »Es tut mir Leid. So etwas habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht, zumindest nicht im wachen Zustand. Tut mir Leid.«
    »War das ein Anfall?«
    »Nein, nein. Ganz und gar falscher Alarm. Eigentlich war es ein… äh… eine lebhafte Erinnerung an einen
    Kampf, genau genommen. Ungewöhnlich lebhaft. Entschuldigung, ich tue gewöhnlich nicht… ich habe nicht…
    normalerweise tue ich so etwas nicht.« Seine Worte kamen etwas durcheinander und zögernd, völlig anders als sonst bei ihm, und es gelang ihnen nicht. Ekaterin zu beruhigen.
    »Soll ich Hilfe holen?« Sie war sich sicher, sie musste ihn so bald wie möglich irgendwohin bringen, wo es wärmer war. Er sah aus, als befände er sich in einem Schockzustand.
    »Ha. Nein. Viel zu spät. Nein, wirklich, in ein paar Minuten bin ich wieder in Ordnung. Ich muss darüber einen Augenblick nachdenken.« Er schaute sie von der Seite her an. »Ich war nur von einer Einsicht überwältigt, für die ich Ihnen danke.«
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    Sie krampfte die Hände im Schoß zusammen. »Entweder hören Sie auf, dummes Zeug zu reden, oder Sie hören auf, überhaupt zu reden«, versetzte sie leicht bissig.
    Sein Kinn tat einen Ruck nach oben, und sein Lächeln wurde etwas echter. »Ja, Sie verdienen eine Erklärung. Falls Sie sie haben wollen. Ich warne Sie, sie ist etwas hässlich.«
    Ekaterin war inzwischen so aus der Fassung gebracht und wütend, dass sie ihm am liebsten Erklärungen aus seiner rätselhaften kleinen Kehle hervorgewürgt hätte. Sie nahm Zuflucht zum Possenspiel der Förmlichkeit, das ihnen so nobel aus dem Teich geholfen hatte. »Wenn es Ihnen beliebt, Mylord!«
    »Ach ja, nun … Dagoola IV. Ich weiß nicht, ob Sie viel davon gehört haben…?«

»Ein wenig.«
    »Es handelte sich um eine Evakuierung unter Beschuss.
    Ein verfluchtes Durcheinander. Shuttles stiegen auf, mit Leuten vollgepfercht. Die Einzelheiten spielen jetzt keine Rolle, eine ausgenommen. Da war eine Frau, Sergeant Beatrice. Sie war größer als Sie. Wir hatten Schwierigkeiten mit der Lukenrampe unseres Shuttles, sie ließ sich nicht mehr einziehen. Es war unmöglich, die Luke zu schließen und über die Atmosphäre aufzusteigen, solange wir die Rampe nicht abgestoßen hatten. Wir waren schon in der Luft, ich weiß nicht, wie hoch, es herrschte dichte Bewölkung. Es gelang uns. die beschädigte Rampe zu
    lösen, aber Sergeant Beatrice fiel hinterher. Ich griff noch nach ihr. Berührte noch ihre Hand, verfehlte sie jedoch.«
    »Ist sie… ist sie umgekommen?«
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    »O ja.« Sein Lächeln war jetzt ausgesprochen eigenartig.
    »Inzwischen waren wir schon sehr hoch. Aber sehen Sie…
    da ist etwas, was ich bis vor fünf Minuten nicht gesehen habe. Ich bin fünf, sechs Jahre mit diesem Bild in meinem Kopf herumgelaufen. Nicht die ganze Zeit, verstehen Sie.
    nur wenn ich zufällig daran erinnert wurde. Wenn ich nur ein wenig schneller gewesen wäre, ein bisschen fester zugepackt hätte, nicht danebengegriffen hätte, dann hätte ich sie vielleicht hereinziehen können. Immer wieder lief diese Szene wie auf einem

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