Vorkosigan 13 Komarr
Schwiegermutter eingeschlossen.« Tuomonen wartete steif, um zu sehen, wie Miles auf diese Information reagieren würde.
»Aha, Sie haben also eine Einheimische geheiratet?«
»Vor fünf Jahren.«
»Wie lange sind Sie schon in Serifosa stationiert?«
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»Etwa sechs Jahre.«
»Wie gut für Sie!« Ja! Damit bleibt für uns anderen eine weitere Barrayaranerin zum Heiraten übrig. »Ich schließe daraus, dass Sie mit den Einheimischen gut auskommen.«
Tuomonen entspannte sich. »Zum größten Teil. Außer
mit meiner Schwiegermutter. Aber ich glaube, das hat nicht ausschließlich politische Gründe.« Tuomonen unterdrückte ein leichtes Grinsen. »Aber unsere kleine Tochter hat sie jetzt ganz in der Hand.«
»Verstehe.« Miles erwiderte sein Lächeln. Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln drehte er die Box um, holte sein Auditorensiegel aus der Tasche und öffnete den Behälter. »Hat Ihre Analyseabteilung in diesen Unterlagen etwas für mich besonders markiert?«
»Ich bin die Analyseabteilung von Serifosa«, gab Tuomonen etwas verhalten zu. Er fasste Miles schärfer ins Auge. »Wie ich gehört habe, waren Sie selbst früher einmal beim KBS, Mylord. Ich glaube, ich lasse Sie es erst einmal durchlesen, bevor ich Kommentare abgebe.«
Miles zog die Augenbrauen hoch. Vertraute Tuomonen
seinem eigenen Urteil nicht, hatte die Ankunft zweier kaiserlicher Auditoren in seinem Sektor ihn verunsichert, oder ergriff er lediglich die Gelegenheit zu etwas gemeinsamem Brainstorming? »Und was für ein Dossier haben Sie über einen gewissen Miles Vorkosigan aus dem Netz geholt und schnell gelesen, bevor Sie vorhin Ihr Büro verließen?«
»Eigentlich habe ich das schon vorgestern gemacht,
Mylord, als man mir mitteilte, Sie würden in Serifosa eintreffen.«
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»Und was ergab Ihre Analyse meines Dossiers?«
»Etwa zwei Drittel Ihrer Karriere unterliegt der Geheimhaltung, und für den Zugriff braucht man die Erlaubnis vom KBS-Hauptquartier in Vorbarr Sultana. Aber Ihre öffentlich vermerkten Auszeichnungen und Dekorationen erscheinen in einem statistisch signifikanten Muster, das angeblichen routinemäßigen Kuriermissionen folgt, die Ihnen vom Büro für Galaktische Angelegenheiten übertragen wurden. Mit ungefähr fünfmal so vielen Auszeichnungen wie der am zweitmeisten dekorierte Kurier in der Geschichte des KBS.«
»Und Ihr Schluss daraus, Hauptmann Tuomonen?«
Tuomonen lächelte schwach. »Sie waren nie ein
verdammter Kurier, Hauptmann Vorkosigan.«
»Wissen Sie, Tuomonen, ich glaube, es wird mir Spaß machen, mit Ihnen zu arbeiten.«
»Das hoffe ich, Sir.« Er blickte auf, als der Professor –
flankiert von Tien Vorsoisson – das Wohnzimmer betrat.
Vorthys wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab und stopfte sie geistesabwesend in seine Tasche, dann begrüßte er Tuomonen mit einem Händedruck und stellte seinen Schwiegerneffen vor. Als alle wieder saßen, sagte Miles: »Tuomonen hat uns die Identifizierung unserer zusätzlichen Leiche gebracht.«
»Ach, gut«, erwiderte Vorthys. »Wer war denn der arme Kerl?«
Miles beobachtete, wie Tuomonen Tien beobachtete und sagte: »Seltsamerweise, Administrator Vorsoisson, handelt es sich um einen Ihrer Angestellten. Dr. Barto Radovas.«
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Tiens graues Gesicht wurde noch eine Nuance blasser.
»Radovas! Was zum Teufel hatte er dort oben zu suchen?«
Die Bestürzung und das Erschrecken auf Tiens Gesicht waren echt und die Überraschung in seiner Stimme ungeheuchelt, hätte Miles schwören können.
»Ich hoffte, Sie könnten vielleicht dazu etwas sagen, Sir«, erklärte Tuomonen.
»Mein Gott. Nun… war er an Bord des Schiffes oder der Station?«
»Das haben wir noch nicht festgestellt.«
»Ich kann Ihnen über diesen Mann wirklich nicht viel sagen. Er war in Soudhas Abteilung. Soudha hat sich nie über seine Arbeit bei mir beschwert. Er bekam alle seine leistungsbezogenen Gehaltserhöhungen ganz nach Plan.«
Tien schüttelte den Kopf. »Aber was, zum Teufel, hat er dort gemacht…» Er blickte Tuomonen beunruhigt an.
»Genau genommen ist er nicht mein Angestellter, wissen Sie. Er hat vor einigen Wochen gekündigt.«
»Fünf Tage vor seinem Tod, nach unseren Berechnungen«, bemerkte Tuomonen.
Tien zog die Augenbrauen zusammen. »Tja… dann
konnte er nicht an Bord dieses Erzfrachters gewesen sein, oder? Wie hätte er die ganze Strecke zum zweiten
Asteroidengürtel kommen und an Bord des Schiffes gehen können, bevor er Komarr überhaupt verlassen
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