Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
wird dich unter Hausarrest stellen. Wenn er dich enterbt, nun ja, dann ist das Schlimmste vorüber, und zwar schnell. Wenn er sich dafür entscheidet, dich laufen zu lassen… dann wirst du einen stillen Unterstützer haben, den selbst Richars bei größter Böswilligkeit nicht übertrumpfen kann.«
Dono lehnte sich an Pierres Spiegelkommode und
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trommelte mit den Fingern auf die staubige Platte. Die Orchideen lagen jetzt als vergessener Haufen da. Verwelkt, wie Ivans Träume. Dono schürzte die Lippen. »Kannst du uns in den Palast bringen?«, fragte er schließlich.
»Ich… äh… ich… äh…«
Donos Blick wurde drängender, bohrend. »Morgen?«
»Äh…«
»Morgen früh?«
»Nicht früh«?«, protestierte By schwach.
»Früh«, beharrte Dono.
»Ich werde… sehen-was-ich-tun-kann«. brachte Ivan
schließlich hervor.
Donos Gesicht erhellte sich. »Ich danke dir!«
Dass ihm dieses zögerliche Versprechen entlockt
worden war. hatte eine wohltuende Nebenwirkung: die
Vorrutyers waren bereit, ihren Zuhörer gehen zu lassen, damit Ivan nach Hause eilen und Kaiser Gregor anrufen konnte. Lord Dono bestand darauf, seinen Wagen und einen Fahrer abzukommandieren, um Ivan die kurze
Strecke zu seinem Apartment zu transportieren. Damit
machte er Ivans schwache Hoffnung zunichte, er könnte in einer von Vorbarr Sultanas Gassen überfallen und ermordet werden und auf diese Weise den Konsequenzen der Enthüllungen dieses Abends entgehen.
Als er glücklicherweise allein im Fond des Bodenwagens saß, bat Ivan in einem kurzen Gebet den Himmel, dass Gregors Zeitplan zu eng sein möge, um das vorgeschlagene Gespräch zuzulassen. Aber wahrschein - 300 -
licher war, der Kaiser würde so geschockt sein über Ivans Bruch mit seiner Gewohnheit, möglichst unauffällig zu bleiben, dass er dem Fall sofort Zeit einräumen würde.
Nach Ivans Erfahrung war für solche unschuldigen
Zuschauer wie ihn nur eines gefährlicher als Gregors Zorn zu erregen: nämlich seine Neugier zu wecken.
Als Ivan sich wieder sicher in seiner kleinen Wohnung
befand, sperrte er die Tür gegen alle Vorrutyers aus der Vergangenheit und Gegenwart ab. Gestern hatte er sich die Zeit damit vertrieben, sich vorzustellen, wie er die sinnliche Lady Donna hier zu Gast hatte… was für eine Verschwendung! Nicht, dass Lord Dono keinen passablen
Mann abgab, aber Barrayar brauchte keine weiteren
Männer mehr. Ivan überlegte, ob man vielleicht Donnas
Trick umkehren und die überschüssige männliche
Bevölkerung nach Kolonie Beta schicken könnte, wo sie
dann in die angenehmere Form umgewandelt werden
würde … ihn schauderte bei dieser Vision.
Mit einem Seufzer des Widerstrebens holte er die
Sicherheitskarte hervor, deren Benutzung zu vermeiden
ihm in den letzten paar Jahren gelungen war, und zog sie durch den Leseschlitz seiner Komkonsole.
Sofort antwortete Gregors Pförtner, ein Mann in
unauffälliger Zivilkleidung, der sich nicht identifizierte –
wenn man diesen Zugang hatte, dann sollte man wissen,
um wen es sich handelte. »Ja? Aha, Ivan.«
»Ich würde gerne Gregor sprechen, bitte.«
»Verzeihen Sie, Lord Vorpatril, aber haben Sie diesen
Kanal absichtlich gewählt?«
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»Ja.«
Der Pförtner zog überrascht die Augenbrauen hoch,
doch seine Hand bewegte sich seitwärts und sein Bild
erlosch. Die Komkonsole läutete. Einige Male.
Endlich erschien Gregors Bild. Er war noch in Tageskleidung, was Ivan erleichterte, der sich mit Schrecken vorgestellt hatte, er würde den Kaiser aus dem Bett oder aus der Dusche holen. Der Hintergrund zeigte eines der gemütlicheren Wohnzimmer der kaiserlichen Residenz.
Verschwommen konnte Ivan darin Dr. Toscane erkennen.
Sie schien ihre Bluse zu richten. Uff. Fass dich kurz.
Gregor hat heute Abend Besseres zu tun.
Ich wünschte mir. ich auch.
Gregors Gesichtsausdruck wandelte sich von Erstaunen
zu Verärgerung, als er Ivan erkannte. »Ach, du bist es.«
Der gereizte Blick milderte sich ein wenig. »Du rufst mich nie über diesen Kanal an, Ivan. Ich dachte, es müsste Miles sein. Was gibt's?«
Ivan holte tief Luft. »Ich bin gerade vom Shuttlehafen zurück. Dort habe ich… Donna Vorrutyer getroffen. Sie ist zurück von Beta. Ihr beide müsst euch sprechen.«
Gregor zog die Augenbrauen hoch. »Warum?«
»Ich bin sicher, sie würde dir lieber selbst alles erklären.
Ich habe nichts mit der Sache zu tun,«
»Das hast du jetzt schon. Lady Donna fordert einen alten Gefallen ein,
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