Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
zurück, wobei er nicht überzeugend den Entspannten spielte. »Als Erstes möchte ich betonen, dass im Moment alle Schuld auf mir lastet. Die Spritzer dieser Kloake scheinen Sie nicht getroffen zu haben. Ich hätte gern, dass es so bliebe.
Wenn wir… einander treffen, dann wird niemand einen
Vorwand haben, Sie zum Ziel weiterer Verleumdungen zu machen.«
»Aber dadurch würden Sie noch schlimmer aussehen«,
erwiderte Ekaterin. »Es würde so aussehen, als glaubte ich Alexis Lügen.«
»Die Alternative würde jedoch den Eindruck erwecken,
als hätten wir bei Tiens Tod unter einer Decke gesteckt. Ich sehe nicht, wie man in dieser Sache gewinnen kann. Ich sehe jedoch, wie sich der Schaden halbieren lässt.«
Auf Ekaterins Stirn erschienen tiefe Runzeln. Und Sie da
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stehen lassen, damit Sie ganz allein mit diesem Kot beworfen werden? Nach einem Moment des Nachdenkens sagte sie: »Die Lösung, die Sie vorschlagen, ist unannehmbar. Suchen Sie eine andere.«
Er blickte ihr forschend ins Gesicht. »Wie Sie
wünschen…«
»Worüber redet ihr?«, wollte Nikki wissen. Verwirrt
hatte er die Augenbrauen gesenkt.
»Ah.« Miles legte den Finger an die Lippen und
betrachtete den Jungen. »Der Grund, warum meine
politischen Gegner mich beschuldigt haben, ich hätte die Atemmaske deines Papas sabotiert, scheint darin zu liegen, dass ich um deine Mutter werben möchte.«
Nikki zog die Nase kraus, während er Miles' Antwort
überdachte. »Haben Sie sie wirklich gebeten. Sie zu
heiraten?«
»Ja. Auf eine ziemlich plumpe Art, aber ich hab's
getan.« Errötete er wirklich? Er warf ihr einen schnellen Blick zu, doch sie wusste nicht, was er in ihrem Gesicht sah. Oder was er daraus machte. »Doch jetzt fürchte ich, wenn sie und ich weiter zusammen herumgehen, dann werden die Leute sagen, wir müssten uns gegen deinen Papa verschworen haben. Sie fürchtet, wenn wir nicht weiter zusammen herumgehen, dann werden die Leute
sagen, dies beweise, dass sie meint, ich hätte – es tut mir Leid, wenn dir das jetzt Kummer bereitet – ihn ermordet.
Zu so was sagt man: Du bist verurteilt, wenn du es tust, und du bist auch verurteilt, wenn du es nicht tust.«
»Zum Teufel mit denen allen«, sagte Ekaterin schroff.
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»Es ist mir egal, was einer von diesen ignoranten Idioten denkt oder sagt oder tut. Wegen mir können die Leute an ihrem boshaften Geschwätz ersticken.« Sie ballte die Fäuste in ihrem Schoß. »Mir ist wichtig, was Nikki denkt.«
Vormoncrief soll verrotten.
Vorkosigan zog eine Augenbraue hoch. »Und Sie
glauben, diese Version würde ihm nicht auch zu Gehör
kommen, so wie die erste?«
Sie wich seinem Blick aus. Nikki kauerte sich wieder
zusammen und blickte unsicher von einem Erwachsenen
zum anderen. Dies war nicht der richtige Moment,
beschloss Ekaterin, ihm zu sagen, er solle seine Füße von dem guten Möbelstück herunternehmen.
»In Ordnung«, flüsterte Miles. »Also alles in Ordnung.«
Er nickte ihr fast unmerklich zu. Ekaterin überkam die seltsame Vision eines Ritters, der sein Visier herunterklappte, bevor er ins Turnier ritt. Miles musterte Nikki einen Moment lang und befeuchtete seine Lippen. »Also – was denkst du bis jetzt über das Ganze, Nikki?«
»Weiß nich.« Nikki. der so kurze Zeit gesprächig
gewesen war, zog sich wieder in sich zurück. Das war nicht gut.
»Ich meine nicht die Fakten. Niemand hat dir schon
genug Fakten mitgeteilt, mit denen du viel anfangen
könntest. Versuche es mit Gefühlen. Mit Sorgen. Zum
Beispiel, hast du Angst vor mir?«
»Nö«, murmelte Nikki, schlang die Arme um die Knie
und starrte auf seine Schuhe, die auf dem feinen gelben Seidenpolster rieben.
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»Befürchtest du, dass es wahr sein könnte?«
»Es könnte nicht sein«, erklärte Ekaterin heftig. »Es war physisch unmöglich.«
Nikki blickte auf. »Aber er war im KBS, Mama! KBS—
Agenten können alles, und sie können machen, dass es
ganz anders aussieht.«
»Danke für dieses… Votum des Vertrauens, Nikki«,
sagte Miles ernst. »Ich glaube, in der Tat hat Nikki Recht, Ekaterin. Ich kann mir einige plausible Szenarios vorstellen, bei denen die physischen Beweise hätten herauskommen können, die Sie gesehen haben.«
»Nennen Sie eins«, sagte sie verächtlich.
»Am einfachsten: Ich hätte einen unbekannten
Komplizen haben können.« Ziemlich furchtbar machten
seine Finger eine winzige Drehbewegung, als ließe jemand den Sauerstoffvorrat aus der Atemmaske
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