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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hat­te.
    Das We­sen im hoch­leh­ni­gen Sitz des Ers­ten Pi­lo­ten sah nur wie ein Mensch aus. Hin­ter dem fas­zi­nie­ren­den Ge­sicht von Gun­dry Pon­ja­res ver­barg sich et­was voll­kom­men Frem­des. Wir wuß­ten schon seit vie­len Mo­na­ten, daß es die wirk­li­che Gun­dry Pon­ja­res nicht mehr gab. Sie war in­di­rekt ge­stor­ben, als ei­ne hoch­ent­wi­ckel­te Wis­sen­schaft ih­ren mensch­li­chen Kör­per über­nahm. In dem Schä­del der äu­ßer­lich so at­trak­ti­ven Frau ruh­te das Ge­hirn ei­nes De­ne­bers, den wir vor fast zwei Jah­ren ent­larvt hat­ten.
    Nur er konn­te fä­hig sein, die An­la­gen des mar­sia­ni­schen Raum­schif­fes zu be­grei­fen und ein­wand­frei zu be­herr­schen. Schließ­lich hat­ten die­se Le­be­we­sen aus ei­nem fer­nen Son­nen­sys­tem den Mars ver­nich­tet.
    Ich trat nä­her. Un­se­re Wa­chen lie­ßen kei­nen Blick von dem Un­heim­li­chen, der zwei­fel­los der letz­te Über­le­ben­de sei­nes Vol­kes war.
    »Schön, Sie wie­der ein­mal zu se­hen, mein Freund«, re­de­te ich »ihn« an. »Ge­ben Sie es auf, mich mit den Bli­cken durch­drin­gen zu wol­len. Sie soll­ten wis­sen, daß ich dar­auf nicht rea­gie­re.«
    Der Mund be­gann zu lä­cheln. Die Iro­nie in den dunklen Au­gen war nicht zu über­se­hen.
    »Hal­lo, HC-9, wenn ich mich nicht täu­sche«, sag­te der De­ne­ber mit dunk­ler Frau­en­stim­me. »Wir ken­nen uns, nicht wahr?«
    »Das soll­te man mei­nen. Ich ha­be Sie da­mals ent­deckt. Sind Sie in­zwi­schen so ver­nünf­tig ge­wor­den, um über ei­ne ehr­li­che Zu­sam­men­ar­beit mit uns we­nigs­tens ein­mal nach­zu­den­ken?«
    »Mehr als das. Es bleibt mir schließ­lich kei­ne an­de­re Wahl. Ha­be ich Ih­nen den mar­sia­ni­schen Zeit­um­for­mer gut zur Er­de ge­bracht oder nicht?«
    »Ich hat­te nichts ein­zu­wen­den. Sind Sie auch in der La­ge, die­se mar­sia­ni­sche Kon­struk­ti­on ein­wand­frei zu flie­gen?«
    Die »Frau« seufz­te ge­lang­weilt. Es ver­setz­te mir im­mer wie­der einen Schock, wenn ich Gun­dry Pon­ja­res ge­gen­über­stand, in de­ren Kopf ein männ­li­ches De­ne­ber-Ge­hirn trans­plan­tiert wor­den war, das die­sen Kör­per be­herrsch­te und kei­nes­wegs sei­ne In­di­vi­dua­li­tät auf­ge­ge­ben hat­te. Man muß­te sich im­mer wie­der an den Um­gang mit ei­nem der­ar­ti­gen Le­be­we­sen ge­wöh­nen.
    Ich war froh, daß ich mei­ne un­durch­sich­ti­ge Mas­ke trug. Der De­ne­ber in Men­schen­ge­stalt war vor ei­ni­gen Mo­na­ten noch un­end­lich über­heb­lich ge­we­sen. Für sei­ne Be­griffs stand die Mensch­heit noch auf ei­ner tier­haf­ten Ent­wick­lungs­stu­fe.
    »Hö­ren Sie, HC-9: Sol­che Fra­gen soll­ten Sie nicht mehr stel­len. Die Men­schen sind mir durch­aus nicht sym­pa­thisch, aber die Ve­nu­sier has­se ich noch stär­ker. Als wir vor fast 190.000 Jah­ren Ih­rer ir­di­schen Zeit­rech­nung in die­ses Son­nen­sys­tem ein­flo­gen, hat­ten sich Ih­re Vor­fah­ren noch nicht ein­mal zu Halb­af­fen ent­wi­ckelt. Auf der Ve­nus war es aber noch wi­der­li­cher. Sie ha­ben großes Glück, mein Lie­ber, daß wir we­nigs­tens ent­fernt mit­ein­an­der ver­wandt sind. Da­mit will ich na­tür­lich nicht sa­gen, daß ich Sie je­mals als gleich­be­rech­tigt an­er­ken­nen wer­de.«
    Sei­ne Wor­te er­bos­ten mich er­neut; wie­der brach die Über­heb­lich­keit des De­ne­bers durch. Ich be­zwang mei­nen Zorn je­doch. Wir brauch­ten ihn, und – das war mehr als wich­tig – er be­nö­tig­te uns.
    »Im­mer­hin ha­ben Sie sich nicht ge­scheut, in einen mensch­li­chen Kör­per um­zu­stei­gen, wenn ich mich so aus­drücken darf. Sie ha­ben auch nichts da­ge­gen, daß ir­di­sche Wis­sen­schaft­ler je­nes Zel­lak­ti­vie­rungs-Plas­ma er­zeu­gen, das Sie zur Er­hal­tung Ih­res Le­bens drin­gend be­nö­ti­gen. Hal­ten Sie sich an un­ser Ab­kom­men, und wir wer­den uns ver­tra­gen.«
    »Zu gü­tig, Erd­be­woh­ner. Ich muß fest­stel­len, daß Ih­re ge­ni­als­ten Köp­fe un­fä­hig wa­ren, die ein­fachs­ten Ne­be­n­ag­gre­ga­te die­ses Raum­schif­fes an­zu­schal­ten.«
    Ich über­hör­te auch die­se Be­lei­di­gung.
    »Es ge­nügt uns völ­lig, wenn Sie die

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