Vorsicht Niemandsland
hatte.
Das Wesen im hochlehnigen Sitz des Ersten Piloten sah nur wie ein Mensch aus. Hinter dem faszinierenden Gesicht von Gundry Ponjares verbarg sich etwas vollkommen Fremdes. Wir wußten schon seit vielen Monaten, daß es die wirkliche Gundry Ponjares nicht mehr gab. Sie war indirekt gestorben, als eine hochentwickelte Wissenschaft ihren menschlichen Körper übernahm. In dem Schädel der äußerlich so attraktiven Frau ruhte das Gehirn eines Denebers, den wir vor fast zwei Jahren entlarvt hatten.
Nur er konnte fähig sein, die Anlagen des marsianischen Raumschiffes zu begreifen und einwandfrei zu beherrschen. Schließlich hatten diese Lebewesen aus einem fernen Sonnensystem den Mars vernichtet.
Ich trat näher. Unsere Wachen ließen keinen Blick von dem Unheimlichen, der zweifellos der letzte Überlebende seines Volkes war.
»Schön, Sie wieder einmal zu sehen, mein Freund«, redete ich »ihn« an. »Geben Sie es auf, mich mit den Blicken durchdringen zu wollen. Sie sollten wissen, daß ich darauf nicht reagiere.«
Der Mund begann zu lächeln. Die Ironie in den dunklen Augen war nicht zu übersehen.
»Hallo, HC-9, wenn ich mich nicht täusche«, sagte der Deneber mit dunkler Frauenstimme. »Wir kennen uns, nicht wahr?«
»Das sollte man meinen. Ich habe Sie damals entdeckt. Sind Sie inzwischen so vernünftig geworden, um über eine ehrliche Zusammenarbeit mit uns wenigstens einmal nachzudenken?«
»Mehr als das. Es bleibt mir schließlich keine andere Wahl. Habe ich Ihnen den marsianischen Zeitumformer gut zur Erde gebracht oder nicht?«
»Ich hatte nichts einzuwenden. Sind Sie auch in der Lage, diese marsianische Konstruktion einwandfrei zu fliegen?«
Die »Frau« seufzte gelangweilt. Es versetzte mir immer wieder einen Schock, wenn ich Gundry Ponjares gegenüberstand, in deren Kopf ein männliches Deneber-Gehirn transplantiert worden war, das diesen Körper beherrschte und keineswegs seine Individualität aufgegeben hatte. Man mußte sich immer wieder an den Umgang mit einem derartigen Lebewesen gewöhnen.
Ich war froh, daß ich meine undurchsichtige Maske trug. Der Deneber in Menschengestalt war vor einigen Monaten noch unendlich überheblich gewesen. Für seine Begriffs stand die Menschheit noch auf einer tierhaften Entwicklungsstufe.
»Hören Sie, HC-9: Solche Fragen sollten Sie nicht mehr stellen. Die Menschen sind mir durchaus nicht sympathisch, aber die Venusier hasse ich noch stärker. Als wir vor fast 190.000 Jahren Ihrer irdischen Zeitrechnung in dieses Sonnensystem einflogen, hatten sich Ihre Vorfahren noch nicht einmal zu Halbaffen entwickelt. Auf der Venus war es aber noch widerlicher. Sie haben großes Glück, mein Lieber, daß wir wenigstens entfernt miteinander verwandt sind. Damit will ich natürlich nicht sagen, daß ich Sie jemals als gleichberechtigt anerkennen werde.«
Seine Worte erbosten mich erneut; wieder brach die Überheblichkeit des Denebers durch. Ich bezwang meinen Zorn jedoch. Wir brauchten ihn, und – das war mehr als wichtig – er benötigte uns.
»Immerhin haben Sie sich nicht gescheut, in einen menschlichen Körper umzusteigen, wenn ich mich so ausdrücken darf. Sie haben auch nichts dagegen, daß irdische Wissenschaftler jenes Zellaktivierungs-Plasma erzeugen, das Sie zur Erhaltung Ihres Lebens dringend benötigen. Halten Sie sich an unser Abkommen, und wir werden uns vertragen.«
»Zu gütig, Erdbewohner. Ich muß feststellen, daß Ihre genialsten Köpfe unfähig waren, die einfachsten Nebenaggregate dieses Raumschiffes anzuschalten.«
Ich überhörte auch diese Beleidigung.
»Es genügt uns völlig, wenn Sie die
Weitere Kostenlose Bücher