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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Augenblick begann Isaac zu beben – kein einfacher Tremor, sondern ein ausgewachsener Krampf. Sein Kopf schlug hin und her, und die Augen wölbten sich gegen die papierdünnen Lider. Das Ärzteteam eilte herbei, während ich Platz machte.
    »Turk!«, schrie Isaac. Speichel schäumte auf seinen Lippen. Dann versteifte er sich und verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiß zu sehen war. Doch Lippen, Zunge und Kiefer bewegten sich weiter und formten präzise englische Worte: »Majestätisch! Milliarden unterschiedlichster Komponenten, über die ganze Galaxis verteilt. Sie wissen, dass wir hier sind. Sie kommen uns entgegen.«
    Die Worte, die Oscar benutzt hatte.
    Ich warf einen raschen Blick auf Oscar. Sein Gesicht war fast so bleich wie das des Jungen.
    »Turk!«, schrie Isaac wieder.
    Eine Ärztin presste eine silbrige Röhre an den Hals des Jungen. Sein Körper erschlaffte, seine Augen fielen zu, und der Chefarzt warf mir einen unmissverständlichen Blick zu: Raus! Sofort!
    3.
    Allison begleitete mich zu den Docks, die, geschützt durch eine transparente, osmotische Membran, auf einer Plattform hoch über der Stadt lagen. Ringsherum Soldaten, deren Ausrüstung sich auf dem Deck stapelte. Ockerfarbene Wolken flogen vorüber, düster im schrägen Licht der Sonne.
    Sie umarmte mich zum Abschied. »Komm zurück«, sagte sie und flüsterte mir dann ins Ohr: »Bald.«
    Selbst dieses eine Wort war riskant. Doch sollte das Netzwerk es gehört haben, klang es eher wie der Appell einer Frau an ihren Geliebten, der sich aus ihren Armen befreite.
    Aber das meinte sie nicht. Wir müssen bald handeln, meinte sie, oder wir kommen hier nicht mehr weg.
    Sie meinte: Unser Plan kann jederzeit auffliegen.
    »Das werde ich«, flüsterte ich zurück.
    Und meinte: Ich weiß.

13
    SANDRA UND BOSE
    Es war nach zehn, als Sandra ihn endlich erreichte. Als sie Bose erklärt hatte, was passiert war, sagte er, sie solle in der Wohnung bleiben, er würde so schnell wie möglich kommen. Keine halbe Stunde verging, als der Summer der Sicherheitsschleuse betätigt wurde. Sie öffnete und lauschte, bis sie hörte, wie der Lift in ihrem Stockwerk ankam. Sie wartete sein Klopfen ab, bevor sie entriegelte und ihn hereinließ.
    Bose trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Er entschuldigte sich, dass er nicht früher zurückgerufen hatte. Ob er Kaffee wolle – sie hatte gerade einen aufgesetzt. Er schüttelte den Kopf. »Was genau hat der Kerl gesagt? Versuch es, Wort für Wort zu rekonstruieren.«
    Die Stimme hatte rau und ein bisschen nasal geklungen, sie schien einem älteren Mann zu gehören. Es war diese schleimige Vertrautheit, die Sandra sofort Angst gemacht hatte. Jemand, der es gut mit Ihnen meint … Nein, ganz bestimmt nicht!
    »Ist es wegen Kyle? Ist er okay?«
    »Er ist wie immer«, sagte die Stimme. »Hirnschaden, hab ich recht? Deshalb wird er ja für den Rest seiner Tage in diesem Gemüseschrank aufbewahrt.«
    »Sagen Sie mir, wer Sie sind, oder ich lege auf.«
    »Das ist Ihr gutes Recht, Dr. Cole, aber noch einmal, ich will Ihnen helfen, also immer schön der Reihe nach. Ich weiß, dass Sie heute Ihren Bruder besucht haben, und ich weiß noch ein paar andere Dinge über Sie. Ich weiß, dass Sie bei der State Care arbeiten. Ich weiß, dass Sie sich für einen Patienten namens Orrin Mather interessieren. Und Sie interessieren sich auch für Jefferson Bose.«
    Sie umklammerte wortlos den Hörer.
    »Nicht dass ich behaupte, Sie würden mit ihm ins Bett gehen. Aber Sie haben bereits eine Menge Zeit mit dem Burschen verbracht, wenn man bedenkt, dass Sie ihn erst vor ein paar Tagen kennengelernt haben. Wie gut kennen Sie ihn eigentlich? Vielleicht fragen Sie sich das einmal.«
    Warum lege ich nicht einfach auf?, dachte sie. Oder war es besser zuzuhören? Dann konnte sie Bose sagen, was der Anrufer gewollt hatte … Sie fühlte sich überrumpelt, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. »Wenn Sie mir drohen wollen …«
    »Hören Sie zu! Ich will Ihnen helfen . Und Sie brauchen Hilfe. Sie haben ja keine Ahnung, in was Sie da hineingestolpert sind. Wie viel hat Bose Ihnen über sich erzählt, Dr. Cole? Hat er erzählt, er sei der einzige ehrbare Polizist auf der Gehaltsliste des Houston Police Departments? Er sei daran interessiert, einen Drogenring auffliegen zu lassen? Nun, ich will Ihnen ein anderes Bild von Jefferson Bose zeichnen. Es ist womöglich nicht sehr schmeichelhaft: Ein Mann mit einer schwächelnden Polizeikarriere und beschissenen

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