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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Abwehrreflex ausgelöst.«
    Schon möglich. Aber ich stammte nicht aus Vox und musste nicht an die Gutmütigkeit der Hypothetischen glauben. Musste keine Ausreden suchen für ein sinnloses Massaker.
    Unsere Flugmaschine ruhte auf der antarktischen Ebene wie die bizarre Hinterlassenschaft eines Gletschers. Ich fragte Oscar, ob er in der Lage sei, die Maschine nach Vox zu fliegen.
    »Aber ja, ich muss ihr nur sagen, sie soll uns heimbringen.«
    »Sind Sie sicher? Sie bluten.«
    Er sah kurz an seiner lädierten Kleidung hinunter. »Das ist nicht so schlimm.«
    Als wir die Luftschleuse passiert hatten, legte er die Montur ab. Sein Oberkörper hatte eine ganze Reihe kleiner Schnitte davongetragen, keiner besonders tief oder lebensbedrohlich. Er zeigte mir, wo die Erste-Hilfe-Ausrüstung zu finden war, und ich gab ihm etwas Blutstillendes auf die Wunden.
    Einige winzige, kristalline Schmetterlinge – tot oder nur leblos – klammerten sich immer noch an seine abgelegten Sachen. Oscar leerte eine Proviantdose aus, pflückte einen der regungslosen Schmetterlinge von seiner Kleidung und ließ ihn in die Dose fallen. Ein Exemplar zur Analyse, sagte er. Dann warfen wir den Rest unserer ramponierten Sachen aus der Luftschleuse.
    »Sie wurden verschont«, sagte Oscar, als wir in der Luft waren und dem programmierten Kurs nach Vox folgten.
    Die Kabine, die auf dem Hinflug voll besetzt gewesen war, war nun grausam leer. Die Luft, unsere Haut, selbst die frische Kleidung stank nach Schwefelwasserstoff.
    »Nein, ich …«
    »Weil man Sie erkannt hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass die Hypothetischen ihresgleichen erkennen. Sie sind ein Aufgenommener.«
    »Ich weiß genauso wenig wie Sie, was da passiert ist, und ich bin nicht Isaac – ich habe keine hypothetische Biotechnik in mir.«
    »Mr. Findley, wollen Sie es denn immer noch nicht wahrhaben? Einen temporalen Torbogen zu passieren ist nicht dasselbe wie durch einen gewöhnlichen Torbogen zu reisen. Wir wissen das aus vielen Jahren Feldforschung. Sie wurden nicht konserviert und aufbewahrt wie Tiefkühlgemüse – aller Wahrscheinlichkeit nach wurden Sie aufgrund gespeicherter Informationen wiedererschaffen. Die Rekonstruktion mag für menschliche Augen und Instrumente makellos erscheinen. Aber die Hypothetischen erkennen Sie auf Anhieb als einen der ihren.«
    Ich war zu erschöpft, um mit ihm zu streiten. Oscar klammerte sich an eine der wenigen Erwartungen, die von dieser Begegnung tatsächlich gestützt wurden: dass die Hypothetischen mich erkannt und beschützt hatten. Er glaubte, er hätte nur überlebt, weil ich an seiner Seite gewesen war und ihm geholfen hatte. Ja, er bildete sich allen Ernstes ein, ein dummer, aufsässiger Halbgott hätte ihn gerettet.

15
    SANDRA UND BOSE
    Sandra kam um die Mittagszeit bei der State Care an. Der Parkplatz wurde von Luftspiegelungen versilbert, und die Luft war zum Schneiden, noch schlimmer als am Tag zuvor, wenn das überhaupt möglich war. Der Wachmann in dem kleinen Kabuff am Eingang – er hieß Teddy – aalte sich in der Brise eines kleinen, hin und her pendelnden Ventilators, sprang aber hastig auf, als er Sandra erkannte. »Dr. Cole! Hi! Es tut mir leid, aber ich habe Instruktionen, Sie nicht durchzulassen …«
    »Schon okay, Teddy. Rufen Sie bitte Dr. Congreve an und sagen Sie ihm, ich würde ihn gern sprechen.«
    »Ja, Ma’am.« Teddy murmelte in einen Handapparat, wartete, murmelte wieder. Dann drehte er sich zu Sandra um und lächelte. »Geht in Ordnung! Dr. Congreve ist in seinem Büro. Ich soll Ihnen ausrichten, Sie möchten auf dem kürzesten Weg zu ihm kommen.«
    »Gehe nicht über Los und ziehe keine zweihundert Dollar ein.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Danke, Teddy.«
    »Gern geschehen! Schönen Tag noch, Dr. Cole.«
    Congreve stand der Triumph ins Gesicht geschrieben, als Sandra eintrat, aber sie riss sich zusammen, schließlich hatte sie eine Rolle zu spielen – so wie damals auf der Highschool, als sie die Desdemona in Othello gespielt hatte. »Mein edler Vater, ich sehe hier zwiefach geteilte Pflicht …« Nicht, dass sie großes Talent bewiesen hätte.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Dr. Congreve.«
    »Ich bin überrascht, Sie zu sehen, Dr. Cole. Sollten Sie nicht den Rest der Woche freinehmen?«
    »Ja. Aber ich wollte mich doch für mein Benehmen entschuldigen und dachte, ich sollte es persönlich tun.«
    »Wirklich? Ein so plötzlicher Sinneswandel?«
    »Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Zeit für ein

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