Vorübergehend tot
da?“
„Ja, wir haben vor, uns zusammen ein Video anzusehen. Ich wollte mir morgen in der Videothek eines ausleihen. Aber wenn die Kinder kommen, hole ich etwas, was sie auch gern sehen.“ Dann aber wurde mir jäh bewußt, wie sie ihre Frage gemeint hatte. „He! Du willst die Kinder nicht bei mir lassen, wenn Bill kommt?“ Ich spürte, wie meine Augen zu schmalen Schlitzen wurden und meine Stimme sich senkte, wie sie es zu tun pflegt, wenn ich wütend werde.
„Sookie“, begann sie hilflos, „ich liebe dich. Aber du verstehst das nicht, du bist keine Mutter. Ich kann meine Kinder nicht bei einem Vampir lassen, ich kann das einfach nicht.“
„Es ist egal, daß ich auch da bin und daß ich deine Kinder auch liebe? Es ist egal, daß Bill nie in einer Million Jahren einem Kind etwas zuleide täte?“ Ich warf mir die Handtasche über die Schulter, stapfte mit riesigen Schritten hinaus auf den Parkplatz und ließ Arlene einfach stehen. Sie sah fix und fertig aus, und weiß Gott: Dazu hatte sie auch allen Grund!
Als ich dann vom Parkplatz bog und auf der Straße dahinfuhr, hatte ich mich etwas beruhigt. Aber aufgebracht war ich immer noch. Ich sorgte mich um Jason, war sauer auf Arlene und was Sam anging, so herrschte in meinen Gefühlen ohnehin so etwas wie Dauerfrost, denn mein Chef tat dieser Tage so, als seien wir füreinander lediglich entfernte Bekannte. Mir kam in den Sinn, lieber einfach nach Hause zu fahren, statt wie verabredet zu Bill zu gehen, und ich befand, das sei eine sehr gute Idee.
Ungefähr eine Viertelstunde, nachdem ich eigentlich hätte bei ihm auftauchen müssen, tauchte Bill bei mir auf; daran kann man sehen, welch große Sorgen er sich um meine Sicherheit machte.
„Du bist nicht gekommen, du hast nicht angerufen“, sagte er ruhig, als ich ihm die Tür öffnete.
„Ich bin gereizt“, sagte ich. „Sehr gereizt.“
Er hielt Abstand, was klug von ihm war.
„Entschuldige, daß du dir um mich hast Sorgen machen müssen“, sagte ich nach einer Weile. „Es wird nicht wieder vorkommen.“ Mit diesen Worten strebte ich weg von ihm, auf die Küche zu. Er ging mir nach, oder zumindest nahm ich an, daß er das tat. Bill war so leise, daß man nie wußte, was er tat, es sei denn, man sah ihm dabei zu.
Dann stand ich mitten in der Küche, während Bill am Türrahmen lehnte, und fragte mich, wie ich überhaupt in die Küche gekommen war und was ich da eigentlich wollte, und spürte, wie der Zorn erneut heftig in mir aufstieg. Ich war noch einmal von vorn unheimlich sauer und hätte nur zu gern mit etwas geworfen, etwas kaputtgemacht. Aber ich bin nicht so erzogen, daß ich solchen destruktiven Impulsen nachgeben kann. Also unterdrückte ich sie, preßte die Augen zu und ballte die Hände zu Fäusten.
„Ich gehe ein Loch graben“, verkündete ich und marschierte zur Hintertür hinaus. Ich schloß die Tür zum Geräteschuppen auf, nahm eine Schaufel heraus, die dort lehnte, und stürmte in meinen Hintergarten. Dort gab es eine Stelle, an der nichts wachsen wollte. Warum, weiß ich auch nicht. Ich versenkte die Schaufel im Boden, trat mit dem Fuß nach, lockerte einen Klumpen Erde und warf ihn beiseite. Dann wiederholte ich das Ganze. Langsam wuchs der Erdhaufen, und das Loch wurde immer größer.
„Meine Schultern und Arme sind stark!“ sagte ich und stützte mich auf die Schaufel, um leicht keuchend ein wenig zu verschnaufen.
Bill saß in einem der Gartenstühle und sah mir zu. Er sagte nichts.
Ich fing wieder an zu graben.
Schließlich hatte ich ein wirklich nettes, großes Loch.
„Hast du vor, dort etwas zu begraben?“ wollte Bill wissen, als er sah, daß ich nun fertig war.
„Nein.“ Ich sah in die Grube zu meinen Füßen. „Ich werde einen Baum pflanzen.“
„Was für einen?“
„Eine Virginia-Eiche“, sagte ich spontan.
„Wo kriegt man die denn?“
„Aus dem Gartencenter. Ich gehe nächste Woche da vorbei.“
„Die wachsen langsam.“
„Das kann dir doch wohl egal sein“, fuhr ich ihn an. Ich stellte die Schaufel zurück in den Schuppen und lehnte mich dann, plötzlich sehr erschöpft, dagegen.
Bill machte Anstalten, mich hochzuheben.
„Ich bin eine erwachsene Frau“, zischte ich. „Ich kann auf meinen eigenen Beinen in mein eigenes Haus gehen!“
„Habe ich dir irgend etwas getan?“ fragte Bill. Seine Stimme klang nicht besonders liebevoll, und das brachte mich wieder zur Vernunft. Ich hatte mich lange genug gehen lassen.
„Ich muß mich bei
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