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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Nordlicht, »du weißt, daß mich die Ehre verpflichtet, dir mitzuteilen « »Das weiß ich, Neffe«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Du brauchst es mir also gar nicht erst zu sagen. Außerdem schläft Krähenbart jetzt. Er kann dich nicht bestrafen für etwas, was er gar nicht wahrnimmt.« Nordlicht hob eine Braue. »Das ist wahr.«
    Nachtsonne kniete sich vor ihn und blickte auf ihren Mann. Was sie sah, erschreckte sie. Dünnes graues Haar klebte ihm in kleinen Strähnen am Kopf, sein faltiges Gesicht war gerötet. Die Brust hob und senkte sich schnell unter den Decken.
    Sie beugte sich vor und berührte seine eingefallenen Wangen. »Heilige Götter«, flüsterte sie. »Was hast du gegen das Fieber getan?« Nordlicht schaute sie mit klaren, braunen Augen an. »Nichts. Er hat uns befohlen, keine Heiler zu holen. Er sagt, er haßt sie alle, sogar -« »Das ist Wahnsinn! Das macht das Fieber! Du hast ihm geglaubt?« »Nein - nicht richtig. Aber es war ein Befehl, Nachtsonne. Ich hatte keine Wahl.«
    Sie packte ihren Umhang am Hals und zog daran, um die Schleife zu lösen. »Gut«, sagte sie und atmete tief aus. »Mein Mann ist nicht mehr fähig, dir weitere Befehle zu geben, großer Sonnenseher. Du bekommst jetzt Befehle von mir.« »Natürlich.«
    Sie breitete ihren Umhang über Krähenbart. »Wo ist mein Sohn?« »Schlangenhaupt ist die ganze Nacht aufgeblieben. Erst vor zwei Zeithänden hat er sich in seine Zimmer zurückgezogen.« »Gut. Dann wird er mich jetzt nicht stören.«
    Nordlicht beugte ergeben das Haupt. »Was kann ich tun, um dir zu helfen?«
    »Wo sind meine Sklavinnen? Finde sie! Sie sollen mir Becken mit Glut bringen und sie um Krähenbart herumstellen. Sag ihnen, ich will alle Felle, die sie finden können.«
    »Ja, Nachtsonne. Noch etwas?«
    Sie zwang ihr müdes Gehirn, konzentriert nachzudenken. »Nur eines noch. Ich habe Wolkenspiel und mein Medizinbündel im Hirschkuhdorf zurückgelassen. Da ist eine Frau nach der Geburt krank geworden - es war eine Totgeburt. Da ich mein Bündel nicht habe, brauche ich verschiedenes aus meinen Zimmern. Sag meiner Sklavin Trauertaube, daß ich den Topf mit Weidenrinde benötige…« Sie seufzte; Erschöpfung drückte sie nieder, als trüge sie einen Umhang aus Stein. Sie war fast den ganzen Weg nach Hause gelaufen. »Bitte sie auch, mir ein warmes Bad zu machen und meine Decken herzubringen. Ich werde heute nacht neben Krähenbart schlafen.«
    Eisenholz und Nordlicht starrten sie mit offenem Mund an, als hätten sie nicht richtig gehört. Seit vielen Sommern hatte sie nicht mehr im Zimmer ihres Mannes geschlafen und er nicht in ihrem. Das war allgemein bekannt.
    Nachtsonne schaute Nordlicht finster an. »Bist du taub? Oder weigerst du dich?«
    »Weder - noch, Tante.« Er stand auf. »Ich gehe, um deinen Befehlen zu gehorchen.« Nordlicht ging leichtfüßig durch den Raum, sein weißes Opferhemd schwang bei jedem Schritt hin und her. Er wechselte einen Blick mit Eisenholz, bevor er in das rötliche Nachtmittagslicht hinausschritt.
    Nachtsonnes düsterer Blick verbot Eisenholz jede Bemerkung. Als er näher kam, warf das Licht aus der Tür einen langen Schatten, der seine Größe, die Breite seiner Schultern und seine schmalen Hüften hervorhob. Er kniete sich neben sie und durchforschte ihr Gesicht. Nachtsonne sehnte sich danach, ihn zu berühren, die Trauer in seinen Augen zu lindern - aber sie konnte es nicht. Nicht jetzt. Nie mehr. Sie dachte: Wir verändern das, was wir lieben. Wir haben uns gegenseitig zu einsamen Menschen gemacht.
    Eisenholz sagte mit tiefer, weicher Stimme: »Wie lauten deine Befehle für mich, Nachtsonne? Ich werde alles tun, was du verlangst.«
    »Ach ja? Und deswegen hast du mich nicht einlassen wollen?«
    »Aber ich habe dich eingelassen, meine Freundin.«
    Sie blickten sich lange an.
    »Ja, das hast du. Dafür danke ich dir.«
    Er betrachtete Krähenbart. »Kannst du etwas für ihn tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Wenn das Fieber schon tagelang so hoch war -«
    »Das war es.«
    »Dann fürchte ich für seine Seele. Vielleicht ist sie schon auf ihrer Reise ins Jenseits. Selbst wenn ich ihn noch retten kann, wird er vielleicht nie mehr der alte sein.«
    Nachtsonnes Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie Krähenbart betrachtete. Sie hätte ihn niemals heiraten sollen, hätte den Bitten ihrer Familie niemals nachgeben dürfen. Aber es hatte damals eine Katastrophe gegeben. Ihre ältere Schwester

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