Voyager 008 - Cybersong
schicken. Er klopfte auf seinen
Insignienkommunikator und übermittelte ihr eine entsprechende
Anweisung.
Doch dieses Problem war nur eins auf einer langen Liste. Es mußten noch viele andere gelöst werden, bis Janeway und ihre
Begleiter von dem Außeneinsatz zurückkamen.
Fähnrich Daphne Mandel freute sich nicht darüber, in den
Maschinenraum beordert zu werden. Andere Arbeit wartete auf
sie, wichtige Arbeit. Sie hatte von so etwas geträumt, ohne
wirklich zu glauben, daß ihr Wunsch einmal in Erfüllung gehen
würde – ein ganzer unerforschter Quadrant, den es zu
kartographieren galt.
Mit einer Menge Glück, so hatte Mandel früher spekuliert,
würde sie vielleicht nach Deep Space Nine versetzt werden, um
dort mit den Leuten zusammenzuarbeiten, die den Gamma-
Quadranten kartographierten. Zwar standen Karten von den dort
beheimateten Völkern zur Verfügung, aber es gab noch immer
viel zu tun.
Doch hier im Delta-Quadranten… Nie zuvor hatte sich jemand
aus der Föderation in diesem Bereich der Galaxis aufgehalten.
Für Daphne Mandel war es so, als ginge ihr Wunschtraum in
Erfüllung. Manchmal mußte sie sich kneifen, um wirklich sicher
zu sein, daß sie tatsächlich die Realität erlebte.
Sie verabscheute es, ihre Arbeit wegen irgend etwas zu
unterbrechen. Sie schlief und aß nur, weil sich so etwas nicht
vermeiden ließ. Früher oder später gelang es ihr vielleicht, diese beiden Bedürfnisse zu überwinden. Derzeit begnügte sie sich
damit, vor der Kombüse anzustehen und mit der Mahlzeit sofort
zu ihrer Station zurückzukehren. Dadurch verlor sie nur
fünfzehn Minuten, zwanzig in ungünstigen Fällen, wenn die
Schlange der Wartenden länger war als sonst.
Ihre Abteilung bot nur wenig Platz – die Voyager war nicht als Forschungsschiff konzipiert. Für Daphne Mandel bedeutete es:
Es gab weniger Leute, die Fehler machen konnten.
Bei der Konstruktionsplanung der Voyager hatte man es nicht für nötig gehalten, die Sektion Stellarkartographie in der Nähe
wichtiger Bordfunktionen unterzubringen – sie befand sich in
einem Nebenkorridor und bestand zum größten Teil aus zwei
Holotischen, die alle Karten des Quadranten, alte wie neue,
projizieren, miteinander vergleichen und aktualisieren konnten.
Manchmal kam Captain Janeway, um sich die Projektionen
anzusehen und eine bessere Vorstellung von der gegenwärtigen
Position des Schiffes zu gewinnen. Häufiger geschah es, daß die
Stellarkartographie komplexe Karten vereinfachte und in
zweidimensionaler Form der Navigation zur Verfügung stellte.
Während ihrer Ausbildung an der Akademie hatte ihr ein
Professor vorgeschlagen, sich auf Navigation zu spezialisieren.
Bei dieser Vorstellung schauderte Mandel noch heute. In der
Navigationsabteilung ging es nur um praktische Lösungen;
mathematische Eleganz wußte man dort nicht zu schätzen.
Schon während des ersten Jahres an der Akademie verliebte
sich Daphne Mandel in die stellare Kartographie. Seitdem lehnte
sie alles ab, das sie von ihrer heißgeliebten Arbeit ablenkte. Sie war nicht bereit, kostbare Minuten für Gespräche mit anderen
Besatzungsmitgliedern zu vergeuden, geschweige denn Stunden
für Freizeit und Privatleben. Sie bedauerte den Umstand, daß
Körper und Geist Schlaf brauchten. Wenn es nach ihr gegangen
wäre, hätte sie den Platz an der Kartographierungsstation nie
verlassen.
Jetzt wurde sie aufgefordert, sich stunden lang mit anderen Dingen zu befassen. Sie sollte an einer Sache arbeiten, die das
Ziel hatte, sie alle nach Hause zu bringen. Nun, ihre Arbeit blieb natürlich sinnlos, wenn sie nie zur Föderation zurückkehrten –
in dieser Hinsicht machte sich Mandel nichts vor. Doch die
Feststellung, daß es siebzig Jahre dauerte, um die Heimat
erreichen… Sie war von dieser Nachricht begeistert gewesen.
Ihr ganzes Leben konnte sie damit bringen, das Unbekannte zu
kartographieren, und den krönenden Abschluß bildete dann eine
triumphale Rückkehr.
Weitere Kontakte mit der Familie – samt Ärger, Erwartungen
und Enttäuschungen – blieben ihr erspart. Mandel konnte ihre
Verwandten einfach vergessen. Sie waren längst alle tot, wenn
die Voyager wieder das stellare Territorium der Föderation erreichte.
Nein, sie freute sich nicht über den Auftrag, sich um ein
Problem im Maschinenraum zu kümmern. Hinzu kam, daß ihr
die Chefingenieurin Unbehagen bereitete. Torres war wie all die
anderen Techniker, mit denen Mandel
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