Voyager 012 - Der Garten
Nebenzimmer führen. Durchs
Fenster beobachtete er, wie der Doktor die Kirse untersuchte.
Schon nach kurzer Zeit drehte sich das Hologramm um und
schüttelte den Kopf.
»Nein…« Paris preßte die Lippen zusammen, als sich seine
schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten. Irgend etwas in
ihm weigerte sich strikt, die Realität zu akzeptieren.
»Es tut mir leid«, sagte der Arzt. Seine Stimme ertönte aus den
Lautsprechern. »Ich kann ihr nicht helfen.«
»Nein«, wiederholte Paris, und er hörte Resignation in der
eigenen Stimme. Kes berührte ihn erneut am Arm, voller
Anteilnahme und Mitgefühl. Doch er drehte sich ruckartig um
und preßte beide Hände an die Wand, um nicht der Versuchung
nachzugeben, irgend etwas zu zertrümmern. Nicht Graurose,
dachte er. Nicht ausgerechnet sie. Ich habe sie gemocht. Sie war ein Freund, und ich habe nicht genug Freunde, um einen von
ihnen zu verlieren…
»Janeway an Krankenstation.« Die Stimme ertönte aus einem
Interkom in unmittelbarer Nähe, aber Paris achtete nicht auf sie.
Er konzentrierte sich darauf, die Tränen zurückzuhalten.
»Bericht, Mr. Paris.«
Der Starfleet-Offizier in ihm reagierte auf die Anweisung. Er
straffte die Schultern, während es ihm feucht über die Wangen
rann. Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, ob ihn Kes oder
sonst jemand weinen sah.
»Hier Paris, Captain. Graurose ist tot.«
»Die Kirse?« Janeway sprach sanfter. »Das tut mir leid, Mr.
Paris. Wenn Ihnen das ein Trost ist: Sie starb nicht umsonst. Die
Andirrim verlassen das Sonnensystem. Wir haben Renehan an
Bord geholt und stellen jetzt einen Kontakt mit der anderen
Einsatzgruppe her.«
Wenn es ein Trost ist…, wiederholte Paris in Gedanken. Alles in ihm drängte danach, eine scharfe Antwort zu geben, seinem
inneren Schmerz ein Ventil zu verschaffen, doch es gelang ihm,
sich zurückzuhalten. Dabei half ihm die kühle Logik, die er
beim Maquis und in der Strafanstalt auf Neuseeland gelernt
hatte. Nein, so etwas bot natürlich keinen Trost, doch man durfte
sich nicht der Verzweiflung hingeben; so etwas hatte keinen
Sinn und brachte Graurose gewiß nicht ins Leben zurück.
Er holte tief Luft und war stolz darauf, daß seine Stimme ruhig
klang, als er erwiderte: »Freut mich, das zu hören, Captain.« Er
zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Falls Sie mich nicht sofort
brauchen… Ich würde gern noch etwas hierbleiben.«
Es folgte eine kurze Pause, bevor Janeway antwortete. Als sie
schließlich sprach, klang ihre Stimme verständnisvoll. »In
Ordnung, Mr. Paris. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn wir Ihre
Dienste benötigen. Janeway Ende.«
Paris wandte sich vom Interkom ab, ging zum Fenster und
beobachtete, wie der Doktor Grauroses Leiche zudeckte. Ihre
Schwingen ragten unter dem Tuch hervor. Paris wandte den
Blick ab. Die Kirse hatte ihre Pflicht erfüllt – vielleicht wäre es ihr selbst ein Trost gewesen.
9
Torres blickte von Bildschirm zu Bildschirm, wie hypnotisiert
von den ständigen Veränderungen. Der Umstand, daß es die
ganze Zeit über völlig still blieb, wirkte sehr desorientierend.
Andererseits… Vielleicht wäre es viel schlimmer gewesen,
wenn es auch noch eine zu den visuellen Darstellungen passende
Geräuschkulisse gegeben hätte. An der kioskartigen
Zentralkonsole betätigte Unnachgiebig immer wieder neue
Schaltelemente. Gelegentlich hob er den Kopf und sah empor
zur transparenten Kuppel, die sich über ihm wölbte. Oder er sah
zu einem der großen Bildschirme, fokussierte seine
Aufmerksamkeit auf etwas, das nur für ihn Bedeutung hatte. Die
anderen Mitglieder der Einsatzgruppe standen dicht beisammen,
als wollten sie vermeiden, Unnachgiebig den Blick auf die
Projektionsfelder zu versperren. Der Kirse ignorierte sie,
während seine Finger eine endlose Wanderung über die
Schaltelemente fortsetzten. Nur Tuvok schien in der Lage zu
sein, den Bewegungen zu folgen. Aber vielleicht ging dieser
Eindruck nur auf die vulkanische Unerschütterlichkeit zurück,
die keinen Platz ließ für Unsicherheit und Verwirrung.
Torres wandte sich von den Konsolen des Kiosks ab, sah zu
den Bildschirmen und versuchte, ihre Darstellungen zu
verstehen. Auf der einen Seite des Raums, hinter Unnachgiebig,
zeigten die Schirme nur die Bäume und Büsche der Gärten. Hier
und dort waren die Köpfe einiger der zwergenhaften Soldaten zu
sehen, die hinter niedrigen Begrenzungsmauern hockten. Auf
der anderen Seite flog das
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