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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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Dinge dufteten viel zu
    verlockend, um nicht eßbar zu sein. Das ist ein gefährlicher Trugschluß, ermahnte sich Kim. Doch die Versuchung, beide
    Hände auszustrecken und alles Erreichbare in sich
    hineinzustopfen, war enorm groß. Er hielt ihr stand, hob statt
    dessen den Tricorder und richtete ihn auf den Tisch. Die
    Anzeigen bestätigten ihm, daß tatsächlich alle Speisen genießbar
    waren.
    »Captain…«, begann er und erschrak, als er das Krächzen in
    seiner Stimme hörte.
    Torres räusperte sich. »Sind das etwa Hände?«
    Kim sah zu ihr und stellte fest, daß sie den Tisch beobachtete.
    »Dort!« stieß B’Elanna ungeduldig hervor. »Bei der großen
    Schüssel! Und auch bei den anderen…«
    Kim sah genauer hin. Was er bisher für einen besonders
    filigranen Ständer unter der Terrine gehalten hatte, waren in
    Wirklichkeit zwei dreifingrige Objekte, die wie Roboterhände
    wirkten. Sie schmiegten sich rechts und links an die Terrine.
    Jeweils zwei Finger wölbten sich nach unten, direkt neben einen
    glühenden Heizkörper, und der dritte stabilisierte das Gefäß am
    Rand. Eine weitere Hand mit dünnen, mehrgelenkigen Fingern
    hielt acht kleine, runde Objekte, die Kim an Kuchenstücke
    erinnerten. Während er die Hand noch beobachtete, geriet sie in
    Bewegung, drehte sich und hielt ein anderes Kuchenstück über
    ein kleines Heizelement. Eine weitere Hand – sie war klein und
    goldgelb, nicht zinngrau wie die meisten – entfaltete sich, nahm
    den Kuchen entgegen und setzte ihn auf eine leere Platte.
    »Meine Güte«, hauchte Paris. Es klang fast so, als stünde er
    kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. »Ist das alles eßbar, Harry?«
    Kim nickte und mußte sich zwingen, »Ja, alles« zu sagen.
    Glücklicherweise wiederholte sich das Krächzen in seiner
    Stimme nicht.
    »Also los«, sagte Paris. »Captain, dies wartet nur darauf, daß
    wir zulangen. Laßt uns essen.«
    Kim nickte erneut. Zwar wirkte das Bankett außerordentlich
    seltsam, aber er konnte nicht widerstehen. Es war einfach zuviel
    verlangt, nicht zu essen, nachdem sie nicht nur wochenlang gehungert hatten, sondern aufgrund des Vitaminmangels krank
    geworden waren. Er sah, wie Renehan nickte, und Torres’
    Miene verfinsterte sich, als sie versuchte, die Kontrolle zu
    bewahren.
    »Halt, Mr. Paris.« Janeways Stimme war wie das Knallen
    einer Peitsche und durchbrach den Zauber. Kim blinzelte und
    schüttelte den Kopf, spürte dann, wie der Heißhunger ein wenig
    nachließ. Ihnen drohte nicht der Tod, wenn sie hier und jetzt
    darauf verzichteten, etwas zu essen, ganz gleich, wie verlockend
    die Speisen dufteten und wie sehr sie sich etwas wünschten, das
    anders schmeckte als die von Neelix zubereiteten Mahlzeiten.
    Selbst der Skorbut konnte warten. Sie würden ihn später heilen,
    wenn sie herausgefunden hatten, von wem das Bankett stammte
    und welchen Zweck es erfüllen sollte.
    »Wir wissen nicht, ob diese Speisen für uns bestimmt sind«,
    fügte Janeway hinzu. »Und selbst wenn das der Fall ist: Es
    könnte eine Falle sein.«
    »Aber es steht alles bereit.« Paris vollführte eine hilflose
    Geste, die dem Tisch und den Köstlichkeiten darauf galt. »Für
    wen könnte es sonst gedacht sein? Lieber Himmel, vielleicht
    bekommen wir eine solche Chance nie wieder.«
    »Was für eine Chance?« erwiderte Janeway. »Meinen Sie die
    Gelegenheit, fremde Nahrung zu genießen? Das dürfte in Ihrem
    Leben häufiger passieren, Mr. Paris. Und ich möchte dafür
    sorgen, daß Sie entsprechende Erfahrungen überleben. Haben
    Sie die Bäume in den Gärten vergessen?« Sie schüttelte den
    Kopf. »Man hat uns nicht zum Essen eingeladen, Mr. Paris.
    Niemand rührt etwas an, bis wir wissen, was hier vor sich geht.
    Das ist ein direkter Befehl.«
    Paris holte tief Luft, als wollte er Einwände erheben, doch
    Kim legte ihm die Hand auf den Arm. »Der Captain hat recht«,
    sagte er und betonte den Rang. Paris fügte sich, doch Kim
    spürte, daß nicht alle Anspannung aus ihm wich.
    »Na schön, Captain.« Es klang ein wenig widerwillig, doch
    Janeway ging nicht darauf ein.
    »Also gut, wir…«
    »Captain!« rief Torres und sah von ihrem Tricorder auf. »Ich
    registriere einen Energieschub direkt unter diesem Raum…«
    Sie hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als ein tiefes,
    dumpfes Brummen erklang – ein Geräusch, das sich nicht mit
    dem hellen Summen von Föderationstransportern vergleichen
    ließ. Der Boden unter dem Tisch verschwand in

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