Voyager 012 - Der Garten
»Vermutlich liegt es daran.«
Janeway nickte. »Ja, das ist wahrscheinlich der Grund. Aber
wir sollten auf Nummer Sicher gehen.«
»In Ordnung, Captain.« Chakotay lehnte sich zurück.
»Nun…« Janeway preßte die Fingerspitzen aneinander und
bedauerte, daß sie sich keinen Kaffee leisten konnte – es hätte
zu sehr nach einem maßlosen Luxus ausgesehen, eine
Replikatorration dafür zu vergeuden. Erneut sah sie sich am
Tisch um. Die Leiter aller Abteilungen waren zugegen, mit der
Ausnahme des holographischen Arztes. Ihr Blick verweilte bei
Kes, die wie üblich neben Neelix saß. Doch bevor sie eine Frage
stellen konnte, erhellte sich ein Wandschirm, und im
Projektionsfeld erschien die wie fast immer verdrießlich
wirkende Miene des Doktors.
»Gut«, sagte Janeway. »Jetzt sind alle da.«
Der Holo-Arzt erwiderte ihren Blick unbeeindruckt, und
einmal mehr fragte sie sich, wer bei der Programmierung seines
Verhaltensmusters als Vorbild gedient hatte.
»Zentraler Punkt ist das Angebot der Kirse«, fuhr sie fort.
»Wie Sie wissen, wollen sie ihre Nahrungsmittel gegen
Transporter-Komponenten eintauschen – gegen Hardware, die
es ihnen erlaubt, ihre eigene Version unseres Transporters zu
bauen. Ich habe geantwortet, daß wir zunächst die zur
Verfügung stehenden Lebensmittel prüfen werden, bevor wir ein
eigenes Angebot unterbreiten. Mr. Paris und Mr. Kim werden
sich auf den Planeten beamen, um die notwendigen Analysen
vorzunehmen. Das heißt, falls es Ihnen inzwischen wieder
besser geht, Mr. Kim.«
»Ja, Captain, ich habe mich erholt.« Erneut huschte
Verlegenheitsröte durchs Gesicht des jungen Fähnrichs, und
Janeway verbarg ihre Erheiterung.
»Gut. Ich bitte um Kommentare in Hinsicht auf den Vorschlag
der Kirse.«
Einige Sekunden lang blieb alles still. Neelix drehte den Kopf
von einer Seite zur anderen. »Nun, wenn niemand etwas zu
sagen hat, so ergreife ich das Wort. Meiner Meinung nach
sollten wir das Angebot der Kirse sofort annehmen und froh
sein, daß sie nichts Wichtigeres verlangen.«
Torres holte zischend Luft, und es fiel ihr sichtlich schwer,
sich zu beherrschen. Neelix breitete die Arme aus. »Was habe
ich denn Schlimmes gesagt? Mir gegenüber haben Sie selbst
darauf hingewiesen, daß wir sogar zwei oder drei Transporter
verlieren könnten, ohne daß sich dadurch größere
Schwierigkeiten für uns ergeben.«
»Das Transportersystem ist redundant«, brachte Torres
zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Deshalb bleibt
die Funktionsbereitschaft unter normalen Umständen selbst
dann erhalten, wenn mehrere Transporter ausfallen.« Sie sah zu
Janeway. »Aber wenn wir die nächsten siebzig Jahre damit
verbringen, zum Alpha-Quadranten zu fliegen, können wir es
uns nicht leisten, irgendwelche technischen Komponenten zu
verschenken – oder gewissermaßen als Zahlungsmittel zu
verwenden. Um es ganz klar zu sagen: Es gibt keine Ersatzteile.
Wir können nicht einfach die nächste Starbase ansteuern, um
defekte Teile austauschen zu lassen. Deshalb dürfen wir uns
nicht von Dingen trennen, die wir vielleicht in einigen Jahren für
Reparaturen brauchen.«
»Das ist auch meine Ansicht«, pflichtete Tuvok der
Chefingenieurin bei. »Wie dem auch sei: Vielleicht geben sich
die Kirse mit weniger als einer kompletten Hardware-
Ausstattung zufrieden.«
»Ja«, sagte Chakotay. »Ihre Technik ist leistungsfähig genug,
um ein System zu schaffen, das dem unsrigen ähnelt.
Andernfalls käme hier die Erste Direktive zur Anwendung.«
Janeway nickte. Darin bestand einer der wenigen Vorteile der
gegenwärtigen Situation. Die Kirse waren ein hochentwickeltes
Volk; es bestand also nicht die Gefahr, daß die Präsenz der
Voyager maßgeblichen Einfluß auf ihre Kultur entfaltete.
»Allerdings ergibt sich dadurch möglicherweise ein
Sicherheitsproblem«, wandte Chakotay ein. »Neelix’
Schilderungen und Schlüsselhüters Bemerkungen beim Essen
deuten darauf hin, daß die Kirse nicht an der Erforschung des
Weltraums interessiert sind. Ihnen geht es allein um ihre eigene
Welt und die Gärten.«
Neelix rutschte unruhig hin und her. »Das stimmt. Ich habe nie
von einem Kirse gehört, der seine Heimatwelt verlassen hat.
Nie. Es ist auch gar nicht nötig – alle kommen zu ihnen.«
Tuvok sah Chakotay an. »Ich glaube, ich verstehe, was Sie
meinen. Die Kirse betreiben keine Raumfahrt, woraus folgt: Wir
brauchten selbst dann nicht zu befürchten, den Vorteil
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