Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
den Kopf.
Janeway nickte kurz. »Na schön, Doktor, jetzt sind Sie an der
Reihe. Ich schlage vor, Sie beginnen ganz von vorn, damit wir
alles verstehen.«
Dr. Maalot schluckte einmal mehr. »Es könnte ein wenig
fachspezifisch werden.«
»Keine Sorge«, sagte Janeway und sah kurz zu Seven, deren
Blick dem Lekk galt.
Dr. Maalot musterte Seven kurz. »Vor zwei Wochen«, begann
er dann, »befand ich mich auf einem mittelgroßen Asteroiden
am Rand unseres Sonnensystems und probierte dort einen mit
mehreren Radioteleskopen verbundenen Signalverstärker aus.
Dabei entdeckte ich die schnell aufeinander folgenden
periodischen Signale eines binären Pulsars.«
»Eines binären Pulsars?«, wiederholte Janeway und beugte
sich interessiert vor. »Solche Sterne sind sehr selten.«
Dr. Maalot nickte. »Die extrem kurze Orbitalperiode von nur
acht Sekunden erlaubte mir Rückschlüsse auf die Art dieses
Neutronenstern-Paars. Die hohe relative Geschwindigkeit des
Doppelsterns in Bezug auf die benachbarten Sterne deutet
meiner Ansicht nach darauf hin, dass er durch ein
kataklystisches Ereignis aus einem Tri-System geschleudert
wurde.«
Maalot schien recht stolz auf seine Entdeckung zu sein, was
Janeway durchaus verstand: Er war auf eins der seltensten
Phänomene im bekannten All gestoßen.
»Ein binärer Pulsar mit einer so kurzen Orbitalperiode?«,
fragte Seven. »Sind Sie sicher?«
»Ja«, bestätigte Maalot. »Offenbar bewirkt
Gravitationsstrahlung eine rasche Destabilisierung des Orbits.«
»Wenn man die Zeit berücksichtigt, die elektromagnetische
Wellen brauchen, um Ihr Sonnensystem zu erreichen…«, sagte
Janeway. »Es bedeutet, dass die tatsächliche Orbitalperiode des Doppelsterns noch kürzer ist.«
»Korrekt«, sagte Maalot. Ganz offensichtlich freute er sich
über Janeways Bemerkung und sie verstand auch diese
Reaktion. Viele Leute wussten nicht, dass sie in die
Vergangenheit blickten, wenn sie durch ein Teleskop sahen.
Wenn sie einen hundert Lichtjahre entfernten Stern
beobachteten, so sahen sie ihn, wie er vor hundert Jahren
beschaffen gewesen war.
»Bei den ersten Messungen vom Asteroiden aus habe ich eine
Entfernung von etwas mehr als zehn Lichtjahren festgestellt«,
sagte Maalot.
»Zehn Lichtjahre?«, fragte Janeway.
Maalot lächelte. »Ich verdanke die Entdeckung hauptsächlich
dem neuen Signalverstärker.«
Janeway nickte. »Fahren Sie fort.«
»Im Laufe meiner Beobachtungen ist die Orbitalperiode auf
nur noch etwa eine Sekunde geschrumpft. Diese Erkenntnis
schockierte mich, Captain. Alles deutet darauf hin, dass wir es
mit einer unmittelbar bevorstehenden kosmischen Katastrophe
zu tun haben.«
Janeway sah zu Seven, die nicht recht zu wissen schien, was
sie von der Besorgnis des Lekk halten sollte.
»Die Geschwindigkeit, mit der sich die Orbitalperiode
verringert, hängt natürlich von den individuellen Massen ab«,
sagte Seven. »Ich nehme an, Sie haben die Massen der beiden
Sterne berechnet.«
Maalot erlaubte sich ein selbstgefälliges Schmunzeln, bevor er
antwortete. »Ja, das habe ich. Angesichts der kurzen Periode
kannte ich die Radialgeschwindigkeitskurven schon kurz nach
der Entdeckung. Die orbitale Neigung ließ sich ebenfalls leicht
feststellen. Als sich die beiden Sterne gegenseitig verdeckten,
zeigten sie eine Umlaufbahn, deren ›Kante‹ genau auf unser
Heimatsystem gerichtet ist. Anschließend war es leicht, die
absoluten Massen zu berechnen. Der größere Stern hat eine
Sonnenmasse – um in Ihren Maßeinheiten zu sprechen –, der
kleinere ein Zehntel davon. Die Schrumpfung der Orbitalperiode
dauert an und beschleunigt sich.«
Janeway nickte.
Paris wirkte verwirrt und auf Chakotays Stirn bildeten sich
dünne Falten.
»Ich brauche weitere Daten«, sagte Seven, »aber offenbar
deutet alles darauf hin, dass für die beiden Neutronensterne
innerhalb weniger Tage das letzte Stadium beginnen könnte.«
»Stimmt«, ließ sich Maalot vernehmen. »Mir standen keine
detaillierten Informationen zur Verfügung, als ich unseren
politischen Oberhäuptern einen Bericht vorlegte, aber ich bin
sicher, dass Sie den zeitlichen Rahmen richtig beschrieben
haben. Vielleicht kommt das Ende sogar noch früher und die
orbitale Neigung der beiden Neutronensterne gibt uns natürlich
allen Grund zur Sorge.«
»Warum?«, fragte Chakotay.
Dr. Maalot richtete einen ernsten Blick auf ihn.
»Wenn alles nach dem üblichen Muster abläuft«,
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