Voyager 023 - Endspiel
Familien an
Bord von Raumschiffen zu gründen. Es konnte sehr gefährlich
werden, wenn ein Besatzungsmitglied seine Aufmerksamkeit
teilen musste. An Bord eines Raumschiffs forderten emotionale
Ablenkung und unklare Prioritäten Katastrophen geradezu
heraus. Paris war der beste Pilot. Niemand konnte die Voyager
so gut fliegen wie er, nicht einmal Captain Janeway oder
Chakotay. Sollte er bei B’Elanna bleiben, die sich nun
anschickte, ihre Tochter zu gebären? Oder bestand seine Pflicht
darin, die Brücke aufzusuchen und dafür zu sorgen, dass das
Baby die Chance hatte, länger als nur zwei Minuten zu leben?
Und konnte er sich wirklich ausschließlich auf die Navigation
konzentrieren, wenn er an seiner Station saß?
Sein Platz war hier – oder?
»Geh«, sagte B’Elanna und las seine Gedanken.
»Aber…«
»Kein Aber, Fliegerjunge. Wenn diese Mission erfolgreich
sein soll, brauchen wir den besten Piloten an den
Navigationskontrollen. Keine Sorge – der Doktor kümmert sich
um mich.«
Paris verabscheute die Vorstellung, B’Elanna ausgerechnet
jetzt allein zu lassen. Welche Arbeit konnte er an der
Navigationsstation leisten, wenn er daran dachte, dass seine
Frau ihre Tochter ohne ihn gebar? Er hatte etwas begonnen und
jetzt hinderten ihn die Umstände daran, es zu Ende zu bringen.
Bel musste allein damit fertig werden. Er hatte versprochen,
dass sie alles Wichtige gemeinsam erledigten – immerhin war
dies eine Ehe, oder? Während er sich hier befand, dachte er an
die Brücke. Und auf der Brücke würde er sich fragen, was er
hier versäumte und warum er bei einem so wichtigen Ereignis
fehlte.
»Gibt es ein Problem, Mr. Paris?«, erklang erneut die Stimme
der Kommandantin.
»Ich bin unterwegs, Captain.«
Blieb ihm überhaupt eine Wahl?
DIE VOYAGER HAT DEN KURS GEÄNDERT.
GEGENWÄRTIGE POSITION: RAUMGITTER DREI
SECHS ZWEI. KURS: EINS EINS ZWEI KOMMA FÜNF.
»Ich weiß nicht, wie Sie das aushalten.«
Admiral Janeway genoss die Überraschung der Borg-Königin,
die ganz plötzlich die Augen öffnete. Sie befand sich in ihrem
privaten Alkoven in der großen Metropolis des Unikomplexes.
Für die Königin musste es den Anschein haben, dass Admiral
Janeway nur wenige Schritte entfernt stand. Ein guter Effekt.
Die Borg-Königin zu verblüffen… Es fühlte sich großartig an.
»Die vielen Stimmen, die Sie dauernd hören. Bestimmt
bekommen Sie davon schreckliche Kopfschmerzen.«
Ein Schatten fiel auf die bleiche Miene der Königin und sie
neigte den Kopf zur Seite.
»Wenn Sie Drohnen rufen wollen, um mich zu
assimilieren…«, sagte die Admiralin. »Sparen Sie sich die
Mühe.«
»Ich brauche keine Drohnen, um Sie zu assimilieren«,
erwiderte die Königin.
Sie näherte sich und hob drohend die Hand, doch Janeway
wich nicht zurück. Ein Assimilierungsröhrchen – ein hässliches,
invasives Instrument, das geordnetes Chaos für Millionen
ehemaliger Individuen bedeutete.
Das Röhrchen schien in den Hals der Admiralin einzudringen,
aber Janeway blieb gelassen. »Ich bin nicht wirklich hier, ›Euer
Majestät‹.«
Die Königin zog das Assimilierungsgerät zornig zurück.
»Ich bin in Ihrem Bewusstsein«, erklärte die Admiralin.
»Wie ist das möglich?«, fragte die Königin.
»Ich benutze ein synaptisches Interface. An Ihrer Stelle würde
ich keine Zeit mit dem Versuch verschwenden, den Ursprung
der Signale festzustellen.«
Die ältere Janeway freute sich darüber, im Vorteil zu sein. Wie
angenehm: Sie konnte alle ihre Geheimnisse preisgeben und
trotzdem den Sieg erringen.
»Derzeit sind Sie nicht dazu imstande«, fügte die Admiralin
hinzu.
Die Züge der Königin verhärteten sich. »Was wollen Sie?«
»Ich möchte eine Übereinkunft mit Ihnen treffen. Captain
Janeway glaubt, dass ich hier bin, um ihr bei der Zerstörung des
Transwarp-Zentrums zu helfen.«
»Das geht über Ihre Fähigkeiten hinaus.«
»Ich weiß. Ich habe versucht, es meinem naiven jüngeren
Selbst zu erklären, aber sie wollte nicht auf mich hören und ist
fest entschlossen, das Zentrum zu vernichten.«
»Sie wird keinen Erfolg erzielen.«
»Nein. Aber sie hat Waffen, die ich aus der Zukunft
mitgebracht habe. Ich glaube, Sie sind mit ihnen vertraut.«
»Transphasen-Torpedos. Wir werden uns anpassen.«
»Nach einer Weile«, räumte die Admiralin ein. »Aber vorher
wird die Voyager Gelegenheit haben, großen Schaden
anzurichten.« Sie zögerte, damit die Königin über ihre
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