Voyager 023 - Endspiel
»Ich kann mir keinen
besseren Ort vorstellen, an dem ich sein möchte. Und zweifellos
gibt es keine bessere Gesellschaft.«
Seien Worte hingen einige Sekunden lang in der Luft und dann
hob Tom Paris seine Kaffeetasse.
»Auf den Weg«, sagte er.
Die anderen hoben ebenfalls ihre Gläser oder Tassen und
wiederholten diesen ganz besonderen Trinkspruch, der
Solidarität zum Ausdruck brachte. Die Admiralin und die Borg
spielten in diesem Zusammenhang überhaupt keine Rolle mehr.
Dienstfrei, bei Alarmstufe Rot. Das eine schloss das andere aus.
Niemand hatte dienstfrei, solange Alarmstufe Rot herrschte,
aber Captain Janeway stand allein in der Offiziersmesse, in der
Nähe des Fensters. Sie trank Kaffee, blickte dabei aufs Display
eines Handcomputers. Dies war die zehnte Tasse in zwei
Stunden. Entweder hatte sie irgendwann genug oder sie
verbrauchte den ganzen Vorrat. Vielleicht war das der Grund
dafür, warum sie das Kaffeetrinken schließlich aufgab – weil
kein Kaffee mehr da war.
»Kaffee, schwarz.«
Janeway drehte sich um, als sie ihre eigene Stimme hörte. Ihr
Blick fiel auf die Admiralin – wann hatte ihr älteres Selbst die
Offiziersmesse betreten?
Ein Tasse erschien im Ausgabefach des Replikators. Die
Admiralin griff danach und näherte sich.
»Ich dachte, du hättest es aufgegeben«, kommentierte
Janeway.
Die Admiralin zuckte auf sehr vertraute Weise mit den
Schultern. »Ich habe beschlossen, zu einigen meiner alten
Angewohnheiten zurückzukehren.«
»Ach? Und welche sind damit gemeint, abgesehen vom
Kaffeetrinken?«
In Admiral Janeways Augen funkelte es. »Nun, früher bin ich
idealistischer gewesen und viele Risiken eingegangen.«
Worauf wollte sie hinaus? Janeway schwieg ganz bewusst, um
ihrem älteren Selbst Gelegenheit zu einer Erklärung zu geben.
Ȇber viele Jahre hinweg bin ich ganz darauf konzentriert
gewesen, meine Crew nach Hause zu bringen«, fuhr die
Admiralin in einem bedauernden Tonfall fort. »Dabei habe ich
vergessen, wie viel den Besatzungsmitgliedern daran lag,
zusammen zu sein. Und ich vergaß, wie loyal sie… dir
gegenüber waren.« Sie ging einige Schritte, legte sich dabei
neue Worte zurecht. »Ich habe einige Tage gebraucht, um zu
begreifen, dass dies dein Schiff ist, deine Crew. Nicht meine. Es
war falsch zu glauben, dich von etwas abbringen zu können, zu
dem du dich bereits entschlossen hattest…«
Janeway unterbrach ihr älteres Selbst mit einer Plattitüde, denn
eigentlich wollte sie gar nichts mehr hören. »Du hast dabei vor
allem an unser Wohl gedacht.«
»Inzwischen habe ich meine Meinung geändert«, sagte die
Admiralin. »Und ich möchte dir bei deiner Mission helfen.
Vielleicht können wir beide zusammen die Erfolgsaussichten
erhöhen.«
Janeway starrte die Admiralin groß an, ohne zu blinzeln, bis
ihre Augen brannten. Konnte es so einfach sein? Ich hab’s mir
anders überlegt und bin jetzt auf deiner Seite?
Oder wirkten sich Verhalten und Hingabe der Crew so
nachhaltig auf eine Person aus, deren eigensinnige Sturheit bei
grundsätzlichen Dingen Janeway nur zu gut kannte?
Janeway sah ihrem älteren Selbst in die Augen, konnte den
Glanz darin aber nicht deuten. Es gab noch immer die
Möglichkeit der Manipulation. Auch deshalb wollte sie
vorsichtig sein und nicht zu schnell vertrauen. Sie schuldete es
allen Beteiligten, argwöhnisch zu sein und nichts zu
überstürzen, nur weil die Admiralin plötzlich beschlossen hatte,
nett zu sein.
Warum der Konflikt zwischen ihnen? Warum die
Konfrontation, bei der es um Autorität und Willenskraft ging?
Etwas war falsch daran – es musste eine andere Möglichkeit
geben. Ein Captain mit einem so mächtigen Schiff, mit einer so
fähigen Crew… Es musste etwas geben, das sie bisher
übersehen hatte.
Zum ersten Mal zog sie etwas in Erwägung, das bisher von ihr
beiseite geschoben worden war, um der Sicherheit der Crew
willen.
»Vielleicht ist mehr möglich. Vielleicht lässt sich beides
bewerkstelligen.«
Die Admiralin verzog das Gesicht. »Wir können nicht das
Transwarp-Zentrum zerstören und die Voyager nach Hause bringen.«
»Bist du da absolut sicher?«
Ganz offensichtlich hatte die Admiralin noch nicht daran
gedacht. Sie war zu sehr auf die Heimkehr der Voyager
konzentriert gewesen, um Alternativen zu berücksichtigen. Jetzt
überlegte sie.
»Nun, es gibt da eine Möglichkeit«, sagte sie leise. »Ich habe
einmal darüber nachgedacht, ihr dann aber
Weitere Kostenlose Bücher