VT06 - Erstarrte Zeit
belauschen konnte.
»Heute Nacht«, flüsterte Knox. »Sie sind für Mitternacht mit ihnen verabredet. Ich habe ihnen einen guten Cognac aus dem Lager besorgt. Astrid und Liv werden das Schlafmittel hineinmischen und den beiden Kerlen einen besonders scharfen Begrüßungstrunk reichen.«
»Wenn wir die beiden erst einmal nach oben geschafft haben, stehen die restlichen Kaiserlichen ohne Führung da. Dann kann nicht mehr viel schief gehen. Poronyoma selbst werde ich persönlich mit ITH abschießen. Und dann raus mit dem Gesindel!«
»Lieber gestern als heute.« Knox blies die Backen auf. »Allerdings hätte ich gern das Gehirn des Kaisers.«
Für einen Augenblick verschlug es dem Professor den Atem. Mit vor Schrecken geweiteten Augen sah er seinen Assistenten an. »Bitte…?« Knox reagierte überhaupt nicht. »Ich habe nicht gesagt, dass ich Poronyoma töten werde!«
»Du brauchst ihn nicht töten«, sagte Knox ungerührt. »Ich werde ihn töten.«
Van der Groot war dermaßen verblüfft, dass er nicht wusste, was er antworten sollte. Schließlich erreichten sie den Zellentrakt. Die beiden Wächter standen auf und nahmen Haltung an, als van der Groot und Knox eintraten. Daniel Djananga hatte sie längst auf die Seite der Revolutionäre gezogen. »Wir brauchen noch Verstärkung«, raunte Knox ihnen zu. »Mindestens sechs Leute.«
Van der Groot stellte sich so hin, dass er alle Zellen auf einmal einsehen konnte. Joshua musterte ihn feindselig, Carlo spöttisch und die beiden van Dams behandelten ihn wieder wie Luft.
»Tja«, begann van der Groot. »Sie haben extremes Glück gehabt. Ich hätte nicht gedacht, dass es uns gelingen würde, Sie alle vor dem Salzsäurebad zu retten, aber es ist uns gelungen. Sie haben sicher gehört, dass einer von Poronyomas engsten Vertrauten daran glauben musste.«
»Und jetzt?« Endlich reagierte Peter van Dam. »Jetzt lässt du uns raus?«
»Ja«, sagte van der Groot. »Ihr sollt nach Maren die ersten sein, die in den Tiefschlaf gehen. Am besten, der Tyrann bekommt euch nicht mehr zu Gesicht, dann kommt er gar nicht erst auf dumme Gedanken. Wir geben euch die sichersten Schlafzellen im Laborbereich. Auf die hat niemand Zugriff außer Knox und mir.«
»Und weil Sie so furchtbar vertrauenswürdig sind, sollen wir uns jetzt völlig beruhigt in ihre Hände begeben, verstehe ich das richtig?« Vera schwang sich von der Pritsche, kam zur Gittertür und funkelte den Professor an. »Machen Sie uns doch nichts vor, van der Groot!«
»Es tut mir Leid, Vera, aber was hätte ich denn tun sollen?« In einer Geste der Ratlosigkeit breitete der Professor die Arme aus. Er spielte seine Rolle perfekt. »Hätte ich Sie auch nur einen Tag vorher hier rausgeholt, hätte ich sofort den Verdacht des Tyrannen und seiner Vasallen erregt.« Er wusste, wie gefährlich die Frau war, gefährlicher noch als Carlo. »Ich musste kleine Schritte tun, ich musste auf der Hut sein, und ich muss es immer noch.«
»Sie sind ein verdammter Lügner, van der Groot!«, zischte Vera.
»Was soll das?« Endlich bequemte auch Carlo sich von seiner Pritsche. »Hat er uns das Leben gerettet, oder nicht? Ich vertraue ihm.« Er trat ans Gitter. »Und ich vertraue dir und Eusebia, Knox.«
»Ein Fehler, Mr. Carlo«, sagte Vera. »Er wird uns als Versuchskaninchen missbrauchen, glauben Sie mir!«
»Das ist nicht wahr«, sagte van der Groot mit sanfter Stimme.
»Wenn du uns verarscht, Jan, soll dich der Teufel holen!«, polterte Peter van Dam.
»Niemand verarscht hier irgendjemanden«, versuchte Knox die Gemüter zu beschwichtigen. Er fühlte sich plötzlich unwohl in seiner Haut.
»Sag ich doch.« Carlo krempelte den Ärmel hoch. »Sie sind schon in Ordnung, Doc. Hab ein gutes Gefühl für Leute. Her mit dem Zeug, und dann ab in die Gruft.« Er lachte kehlig.
Mit einer Kopfbewegung bedeutete van der Groot den Wächtern, die Zellentüren aufzuschließen. Der Tansanier hängte sein Schnellfeuergewehr über die Schulter, klinkte den Schlüsselbund aus seinem Gurt und fummelte den passenden Schlüssel in das Schloss von Carlos Zellentür.
Die Tür des Haupteingangs ging auf, sechs Bewaffnete traten ein und verteilten sich an der Wand. Bis auf einen gehörten sie zu den Revolutionären. Der Wächter öffnete zuerst Carlos Zellentür und danach die der van Dams.
»Machen wir’s gleich hier, oder erst im Labor?« Carlo bot dem Professor seinen entblößten Unterarm.
»Hier.« Van der Groot deutete auf die Liege. Er war
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