Wachgeküßt
Taylor verheiratet, und nach dem Sex tauscht er keine Klamotten.«
Der Sarkasmus gleitet an Ashleys hübschem Kopf ab. Verwirrt wirft sie mir einen Blick aus ihren riesigen, bambigleichen, blauen Babyaugen zu und legt ihre hübsche, kleine Nase in Falten. Das tut sie immer, wenn sie versucht, ihr Gehirn zu alctivieren.
»Wie bitte?« säuselt sie.
Gerade hatte ich eine geniale Eingebung. Ich sollte sie Guy vorstellen. Wenn es je ein Paar gab, das füreinander geschaffen ist, dann dieses.
»Er ist schwul, Ashley.«
Ich streue mir Asche aufs Haupt! Noch eine Lüge in meiner langen Sammlung. Was stimmt im Moment bloß nicht mit mir? Die Bemerkung ist mir einfach so rausgerutscht, bevor ich es verhindern konnte.
Warum werde ich eifersüchtig, nur weil Ashley auf Jake steht? Ashley steht schließlich auf alles, was haarige Beine unter der Hose und eine gut gefüllte Brieftasche hat – ausgenommen Sandra -, und normalerweise stört mich das nicht übermäßig. Es liegt nicht daran, daß ich selbst ein Auge auf Jake geworfen habe. Das habe ich zwar, und ich bin die erste, die zugeben würde, daß ich ganz schön verrückt nach ihm bin. Aber es ist doch nicht so, daß ich auf eine echte Beziehung mit dem Kerl aus bin, warum also mache ich mir Sorgen, daß das bei Ashley der Fall sein könnte? Und außerdem: Welche Chance hätte ich denn?
Na ja, du weißt, daß er dich mag, er war nämlich schon mit dir im Bett.
Jetzt hör aber auf, Alex. Er ist ein Mann, vergiß das nicht. Aber das folgt ja nicht zwangsweise daraus, oder? Außerdem denkt er jetzt von dir, du hättest die Moral einer streunenden Katze in der Paarungszeit, also hätte er gar kein Interesse an dir, selbst wenn du eines hättest. Aber das hast du ja nicht, oder?
Klar, ich finde ihn sehr attraktiv. Er hat eine Menge guter Eigenschaften, deren nicht gerade unbedeutendste die ist, daß er der einzige Mann in meinem Leben zu sein scheint, der weiß, wie man meine Libido anknipst und für die nötige Zeit am Laufen hält – na ja, eigentlich sogar immer, um genau zu sein.
Eine ganze Menge Männer kapieren einfach nicht, daß man nicht nur den Körper einer Frau stimulieren muß, um sie zu erregen. Das Wichtigste ist, sie dazu zu bringen, danach zu gieren, sich die Kleider vom Leib zu reißen.
Wenn ich an Jake denke, bin ich so erregt wie ein Vollblut vor dem Start beim Rennen in Ascot. Es reicht, daß ich an seine breite Brust denke, und schon stehe ich so gut wie in Unterwäsche da. Vertiefe ich diesen Gedanken, und stelle mir z. B. vor, wie ich nackt auf besagter breiter Brust liege, muß ich beim Gehen meine Beine aneinanderpressen, aus Angst, ich könnte eine Spur hinterlassen, wenn ich mich bewege. Wie kann dieser Mann
so eine Wirkung auf mich haben? Kann mir mal jemand sagen, warum ich ihn so leidenschaftlich begehre, wie niemanden je zuvor in meinem Leben?
Manche Leute behaupten ja, das liege alles an den Pheromonen und den Hormonen. Eine Frage der Chemie. So weit es mich betrifft, reicht es, Jakes Pheromone mit meinen zu mischen, und schon entsteht das sexuelle Gegenstück zu einer Atombombe.
Also, okay, ich gebe zu, daß ich total auf ihn abfahre. Aber eine Beziehung? Das steht wirklich auf einem anderen Blatt. Wer hat denn je was von einer Beziehung gesagt?
Oh, ja, Ashley.
Moment mal... Zusammengekniffene Augen. Verächtlich geschürzte Lippen. Bebende Nasenflügel. Kurz davor zu knurren. Es passiert wieder.
Ich versuche, ein normales Gesicht aufzusetzen, was dazu führt, daß ich schließlich wie ein Teilnehmer bei einem Grimassenwettbewerb aussehe. Was um Himmels willen stimmt nicht mit mir? Ich mag Jake, finde ihn attraktiv und nett, das ist alles. Mehr nicht. Ich mag ihn. Er ist amüsant. Wir können miteinander reden. Ich meine damit ein richtiges Gespräch. Als ich noch mit Max zusammengelebt habe, hätte ich nicht geglaubt, daß man sich intelligent mit einem Mann unterhalten kann, mit dem man auch im Bett war.
»Wie läuft’s denn mit dem Artikel, Alex?«
Eine Stimme unterbricht meine durchgeknallten Tagträume.
Ich bemerke, daß Ashley ihren winzigen Minirock noch ein paar Zentimeter nach oben geschoben und ihren verführerischsten Schmollmund aufgesetzt hat, und sogar Mary klimpert mit den Augendeckeln. Ich blicke auf und sehe das Objekt all meiner ungezähmten Begierde, dieser schlichten und einfachen Zuneigung - mehr nicht, ehrlich – vor mir stehen.
Wie üblich versagt der Generator, der mein Gehirn mit Strom
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