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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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    Der Nachmittag endet mit dem Versuch, gegen achtzehn Uhr in der Kensington High Street, einer der Haupteinkaufsstraßen, ein Taxi herbeizuwinken. Ich verrückter, hoffnungsloser Trottel. Schließlich komme ich spät nach Hause, zerzaust, erhitzt, verärgert und noch um einiges stinkiger als vorher.
    »Geh niemals einkaufen, wenn du schlechte Laune hast«, grummele ich, als ich zu Emma stoße, die in der Küche über dampfenden Kochtöpfen hantiert, mit Mehl bestäubt ist und um sich herum Kochbücher ausgebreitet hat. »Ich habe mir gerade ein Kleid gekauft, das ich kaum wage, in die Altkleidersammlung zu geben, geschweige denn, es in der Öffentlichkeit anzuziehen.«
    »Also hat die Therapie nicht funktioniert?« fragt sie und streut Oregano über eine brodelnde Pfanne.
    »Nein. Mein Tag war anschließend nur noch mieser. Das war einer der beschissensten Tage, die ich je erlebt habe. Also habe ich auf dem Nachhauseweg einen Abstecher gemacht und ein paar Glücksbringer mitgebracht.« Ich halte die zwei Tragetaschen mit billigem Wein hoch.
    »Ooooh, toll.« Emma betrachtet die zwei Plastiktüten mit wesentlich mehr Interesse als vorhin beim Reinkommen mein Gesicht. »Ich habe Pasta gemacht. Laß uns was essen, was trinken und versuchen, dich ein bißchen fröhlich zu stimmen.«
    Das Telefon klingelt. Emma hört auf, in einer der Schubladen nach dem Korkenzieher zu suchen, und greift nach dem Hörer an der Wand, während ich mich verdrießlich am Tisch niederlasse und Streifen aus einem Klumpen halb zerkleinertem Mozzarella picke.
    »Hallo«, zwitschert sie fröhlich und klemmt den Hörer unter das Kinn. Doch dann ändert sich ihr Tonfall, sie hört sich reserviert und ablehnend an.
    »Ah, ja. Einen Moment, ich frag sie.«
    Sie hält die Muschel mit der Hand zu.

    »Das ist Max, dieser Idiot«, zischt sie wütend. »Er will wissen, wo die Unterlagen für die Hausratversicherung sind. Anscheinend hat er ein paar Probleme mit dem Fernseher. Willst du mit ihm sprechen, oder soll ich ihm sagen, er soll sich ins Knie fi...« Sie verstummt, als der verdrießliche Ausdruck auf meinem Gesicht schließlich doch verschwindet und ich mich, Gesicht nach unten, auf die Tischplatte werfe und in hysterisches Lachen ausbreche.
     
    Max’ Anruf war der Tritt in den Hintern, den ich brauchte, der belustigte Ausbruch, der nötig war, damit ich meinen Hintern aus der Talfahrt dieser emotionsgeladenen Achterbahn hochhieve und wieder zum Höhenflug ansetze. Ich gehe am nächsten Tag viel fröhlicher zur Arbeit, fest entschlossen, alles zu ignorieren, was aus Larry Chambers’ Richtung kommt. Ich habe beschlossen, daß ich einen Gegenangriff starten werde, wenn er weiterhin Gerüchte über mich verbreitet. Dann werde ich behaupten, daß zwischen uns nichts gelaufen ist, weil er keinen hochbekommen hat. Das wird ihm den Wind aus den Segeln nehmen; dann wird sein Sack endgültig absacken, um es mal so zu sagen.
    Bei dieser Vorstellung muß ich kichern, genauso wie bei der Vorstellung, daß Max seinen heißgeliebten Fernseher in einer Pfütze aus Badewasser explodieren sieht. Mit einem verrückten Grinsen im Gesicht steige ich in die U-Bahn. Trotz der Tatsache, daß ich die fünfzehnminütige Fahrt damit verbringe, an einer verschwitzten Lederschlaufe hin- und herzupendeln und gleichzeitig irgend jemands ebenso verschwitzte Achselhöhle direkt vor meiner Nase habe, steige ich mit dem gleichen Grinsen im Gesicht wieder aus und nehme es mit zur Arbeit.
    Unglücklicherweise ist es von äußerst kurzer Dauer, wie es bei meinen Grinsen zur Zeit leider immer der Fall ist.
    Mary Piccolo, Fachfrau in Sachen Kochen und meine liebste
Arbeitskollegin, erscheint an meinem Arbeitsplatz, bevor ich überhaupt den Computer einschalten kann.
    »Was höre ich da über dich und Laurence Chambers?« fragt sie mich mit vor Interesse weit aufgerissenen Augen.
    »Äh... was genau hast du denn gehört?« frage ich sie nervös, und mein Lächeln erlischt.
    »Die Neuheit des Tages ist, daß du angeblich was mit ihm hast. Ich hätte nie geglaubt, daß er dein Typ ist.«
    »Da hast du recht: ist er auch nicht.«
    »Dann stimmt das alles also gar nicht, daß du die Nacht mit ihm verbracht hast?«
    »Na ja... ähm, rein technisch gesehen... nein, nicht auf die Art und Weise, an die du denkst.«
    »Was meinst du damit, >na ja... ähm, rein technisch gesehen... neinna ja... ähm, rein technisch gesehen... ja<,

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