Wächter der Macht 02 - Blutlinien
darauf wartete zu explodieren, zu deuten, und einmal mehr überraschte es ihn, wie schmal der Grat zwischen sinkender Stimmung und einer plötzlichen Explosion aufgestauter Gefühle war.
Diesmal war es Jaina, die explodierte. Ihre Fäuste waren geballt. Luke, den das Ganze angesichts seiner eigenen Scham über Bens Auftreten unvorbereitet traf, gelang es nicht, Jainas Macht-Stoß abzublocken, und schon krachte der Captain gegen die Wand der Messe. Taina machte einen Satz nach vorn. Luke schaffte es, sich vor sie zu schieben. Zwei andere Offizierspiloten gingen dazwischen und kippten Stühle um bei dem Versuch, ihren Kameraden davon abzuhalten, noch weitere Dummheiten zu begehen.
»Er hat's nicht so gemeint«, sagte einer. Er schien Luke nicht zu sehen. »Tut mir leid, Colonel.«
Jainas Gesicht war rot, ihre Augen groß. Colonels gingen nicht auf andere Offiziere los, ob nun mittels der Macht oder nicht. Das war schlechtes Betragen. Luke wollte sie nach draußen bringen, aber sie versicherte ihm, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Niemand diente gern unter einer Offizierin, die außerstande war, ihr Temperament im Zaum zu halten.
Der Captain wurde auf die Füße gezogen. Er sah mehr außer Atem als verletzt aus. »Na, los«, sagte einer der Offiziere. »Entschuldigen Sie sich beim Colonel. Sie sind aus dem Rahmen gefallen.«
Der Gesichtsausdruck des Captains verriet, dass er der Ansicht war, er hätte die Dinge so, wie sie lagen, lediglich beim Namen genannt, doch sein Mund tat, was ihm gesagt wurde. »Ich bitte um Verzeihung, Colonel Solo.«
»Wir sind alle ein bisschen angespannt«, sagte Jaina. »Ich hätte einen weniger nachdrücklichen Weg wählen sollen, Sie darum zu bitten, das zurückzunehmen, was Sie über meine Familie gesagt haben.«
Und jetzt schien dem Captain klar zu werden, dass er sich ebenfalls Luke Skywalker gegenübersah. »Tut mir leid, Sir.«
Es tut weh, weil jeder das sagt, dachte Luke. Du bist bloß der Bote.
»Vergessen Sie's«, sagte Luke. »Jaina, gehen wir ein Stück.« Auf Centax gab es keine natürliche Vegetation. Sie suchten sich ein Plätzchen im Schatten eines Hangars und setzten sich auf ein paar Kisten.
»Wir können um den heißen Brei herumscharwenzeln oder Klartext reden«, sagte Luke. »Ich persönlich ziehe Klartext vor.«
»Spart Zeit.«
»Ich weiß nicht, was in Jacen vorgeht.«
»Ich auch nicht, Onkel.«
»Dann versuch zu raten.«
»Ich erkenne ihn nicht wieder.«
»Wenn das ein Zwilling sagt, ist das eine ziemlich erschreckende Sache.«
»Er hat jetzt irgendetwas Dunkles an sich. Er schließt mich aus. Er hat mich sogar manipuliert, als es gegen die Chiss ging.«
»Ich weiß.« Ja, darin ist er wirklich gut. »Das ist. besorgniserregend.«
»Ich kann ihm nicht länger trauen.«
Luke wollte nicht, dass es laut ausgesprochen wurde, aber er wusste, dass er darauf hören musste. Mara spürte es ebenfalls, gab sich jedoch damit zufrieden, dass es die widerstreitenden Emotionen einer unglücklichen Liebesaffäre waren, die die Dunkelheit hervorbrachten. Luke dachte an die Bilder, die er in den letzten Tagen gesehen hatte, und wusste, dass die Dunkelheit nichts mit irgendwelchen Problemen in Jacens Liebesleben zu tun hatte. Das war so offensichtlich, dass man es mit einer Holokamera hätte aufzeichnen können.
Ich will, dass mein Sohn sich von ihm fernhält.
Luke dachte an Lumiya und an seine Träume von der Gestalt mit der Kapuze, bei der es sich mit Sicherheit um sie handelte. Aber diese Anzeichen einer drohenden Katastrophe waren neu; Jacen hatte dafür gesorgt, dass sich zwischen Jaina und ihm eine Kluft aufgetan hatte, als er Jaina mehrere Jahre zuvor mit List und Tücke dazu gebracht hatte, die Chiss anzugreifen.
Jedi waren es gewöhnt zu sehen, was gewöhnlichen Leuten verborgen blieb. Getäuscht zu werden - etwas, womit das normale Volk von Kindesbeinen an zu leben lernte - wirkte auf sie besonders bedrohlich.
Aber mich täuschst du nicht, Jacen. Du wendest dich der Dunklen Seite zu.
»Onkel Luke, das alles ist nicht meine Sache«, sagte Jaina. »Aber wenn ich du wäre, würde ich für Ben einen neuen Lehrer suchen.«
Luke wusste, dass sie recht hatte, und er wusste ebenfalls, dass Mara sich mit Händen und Füßen dagegen wehren würde.
Genau wie Ben.
BRAVO-KOMPANIE, 967STE SPEZIALEINHEIT,
FAHRZEUGKONTROLLPUNKT:
GALACTIC CITY, UNTERE EBENEN, 23.30 UHR
»Das Beste haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben«, sagte Korporal
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