Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
verstehen, wie es ist, von denen verraten zu werden, denen Sie Ihr Leben geweiht haben. Sie müssen Mr. Truman kennenlernen. Er ist ein Mann mit Visionen und Bestimmung. Sie können ihm vertrauen.«
»Nun«, antwortete ich, »das ist gut zu wissen. Können meine Gefährten mitkommen?«
Solomon Kriegk betrachtete sie flüchtig mit seinem kalten, ungerührten Blick. »Sofern sie sich benehmen. Sie verstehen: Wenn sie aus der Reihe tanzen, werde ich ihnen unter Umständen den Hintern versohlen müssen.«
»Nur zu!«, sagte ich. »Ich werde Ihren Mantel halten.«
»Na, na, Solomon!«, sagte Molly. »Sie müssen sich doch an mich erinnern! Schließlich waren Sie es doch, die mich vor vier Jahren zum Manifesten Schicksal gebracht haben. Im Wolfskopf; wissen Sie noch?«
»Nein«, sagte Solomon Kriegk.
Er führte uns durch einen weiteren Stahlkorridor, um eine Ecke und in ein schlichtes, privates Büro. Und dort, hinter einem schlichten Schreibtisch, saß der Kopf des Manifesten Schicksals. Anführer der Widerstandsbewegung gegen die alte und mächtige Herrschaft der Droods. Er saß mit dem Rücken zu uns in seinem Drehstuhl und behielt ein Dutzend Bildschirme im Auge, die ihn mit Informationen bombardierten. Der Art nach zu urteilen, wie er seinen Kopf langsam hin und her bewegte, schien er alles in sich aufzunehmen, obwohl es für mich nur ein Gewirr aus zusammengemischten Geräuschen war. Er ließ uns eine Weile warten, nur um uns daran zu erinnern, wer hier der Boss war, und dann winkte er mit einer Hand in Richtung der Bildschirme, und alle schalteten sich gleichzeitig aus. Bedächtig drehte er sich herum, um uns anzusehen, indes Solomon Kriegk Stellung an seiner Seite bezog. Truman hatte ein breites, freundliches Gesicht, aber das war es nicht, was meine Blicke anzog. Ich hatte in meiner Zeit manchen seltsamen Anblick erlebt, aber was Truman mit sich angestellt hatte, war wahrhaft außergewöhnlich.
Aus seinem rasierten Kopf ragten, strahlenförmig und in regelmäßigen Abständen, lange Stahlstäbe fast vierzig Zentimeter weit heraus, verbunden durch ein breites Stahlband, wie ein großer Nimbus aus Metall. So, wie die Haut um die Eintrittsstellen der Stäbe herum Falten bildete, war davon auszugehen, dass sie sich schon eine Zeit lang dort befanden. Das Gewicht dieser Konstruktion musste entsetzlich sein, doch Truman zeigte keine Anzeichen von Belastung. Mein erster Gedanke war, dass er einen Unfall gehabt hatte und dies eine Art Kopfstütze war, aber der Stolz in seinen Augen und in seiner Körperhaltung legte eine andere Erklärung nahe.
Schauen Sie sich an, was ich mit mir gemacht habe!, sagte sein Gesicht. Ist es nicht großartig?
»Ja«, sagte er mit tiefer, befehlsgewohnter Stimme. »Es ist alles mein eigenes Werk. Ich selbst habe die Löcher in meinen Schädel gebohrt, die Stahlstäbe einen nach dem andern eingeführt und sie eine präzise Strecke in mein Gehirn hineingedrückt, wobei ich meinen eigenen, sehr sorgfältigen Berechnungen folgte. Und dann musste ich sie nur noch am Ende mit einem verstärkenden Ring verbinden, und ich wurde der erste Mensch, der das wahre Potenzial des menschlichen Gehirns erkannte. O ja, meine Freunde, diese Dornenkrone dient einem ganz bestimmten Zweck!«
»Wirklich?«, sagte ich. »Ich bin ja so froh, das zu hören!«
»Es erwuchs alles aus meinem Interesse für Akupunktur und Trepanation«, fuhr er in seiner vorbereiteten Rede fort, als ob er mich nicht einmal gehört hätte, und vielleicht hatte er das auch nicht. »Die Stäbe in meinem Gehirn aktivieren die Energiezentren, erweitern meine Gedanken und vergrößern die Kraft meines Geistes über alle normalen Grenzen hinaus. Mein Gehirn ist jetzt jedem Computer ebenbürtig, dazu in der Lage, unglaubliche Mengen an Informationen zu speichern, Entscheidungen in unerhörter Geschwindigkeit zu treffen und so viele Aufgaben gleichzeitig auszuführen, dass Sie es nicht für möglich halten würden. Mein Kopf enthält die gesamte Organisation des Manifesten Schicksals, bis hinunter zum kleinsten Detail. Nichts entgeht mir.
Ich kann all die wissenschaftlichen und magischen Kräfte in der Welt um mich herum wirken sehen, all die Dinge, die den meisten Sterblichen verborgen sind. Ich kann all die unsichtbaren und nicht greifbaren Bedrohungen für die Werke der Menschheit sehen. Und gleichzeitig bin ich unsichtbar und unverwundbar für all jene Kräfte, die mich zu Fall bringen würden, wenn sie könnten. Keine Wissenschaft
Weitere Kostenlose Bücher