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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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aus dem Bett gefallen.
    »Rachel, Sie sind doch bestimmt nur deshalb zu spät gekommen, weil Sie noch einige aufwendige Entwürfe ausdrucken mussten, die Sie uns zeigen wollen. Warum beginnen wir nicht einfach bei Ihnen?«
    Scheiße.
    Es waren fünf Männer, einige Seile und ein solider Hieb mit dem Schwertknauf vonnöten, um ihn zu überwältigen, und selbst dann noch hörte Lachlan nicht auf, sich zu wehren. Schrille Schreie und klirrendes Kampfgetöse hallten durch das schiefergedeckte Herrenhaus. Der beißende Geruch von brennendem Holz vermischte sich mit dem stechenden Gestank von vergossenem Blut.
    Dem vergossenen Blut der Seinen.
    Tormod Campbell, sein meistgehasster Feind, schleifte Lachlans Frau an ihrem langen dunkelroten Haar vor ihn, ohne darauf zu achten, dass sie dabei immer wieder über den Saum ihres zerrissenen und besudelten Kleides stolperte. Elspeth, tapfer und treu wie stets, weinte nicht, als Campbell sie auf die Knie stieß. Aber Lachlan kannte ihr hübsches sommersprossiges Gesicht besser als jeder andere, und so konnte er die Angst in den winzigen Linien um den Mund lauern sehen – nicht Angst um sich selbst, sondern um ihre drei kleinen Kinder, die Augenblicke zuvor aus den Bettchen gezerrt und nach draußen in den Hof gebracht worden waren.
    »Dafür wird deine Seele in der Hölle verrotten«, fauchte Elspeth ihren Peiniger an.
    Campbell schüttelte sie, bis ihr Tränen in die blauen Augen traten. Lachlan brüllte auf, als er sein Weib auf diese Weise misshandelt sah, und riss an seinen Fesseln. »Lass sie los! Dein Zorn gilt mir, nicht ihr.«
    Seine Gegenwehr trug ihm Campbells verächtlichen Blick ein. »Du hast dir genommen, was mein war, MacGregor, und jetzt wirst du den Preis dafür zahlen.«
    Eine eiskalte Hand wühlte sich durch Lachlans Eingeweide. »Dies Land gehörte den MacGregors, seit MacAlpin König war«, erklärte er. »Ich habe nichts genommen, was mir nicht gehörte.«
    »Dir?« Der Schwarze Campbell belächelte Lachlans Einwand höhnisch. »Die Schlucht wurde den Campbells bereits vor Hunderten von Jahren abgetreten. Die Urkunde, die unser Lehnsherr im März vom König erhielt, hat diese Wahrheit nur mit Tinte niedergeschrieben.«
    »Wir haben niemandem etwas abgetreten. Das Land wurde uns gestohlen.«
    Campbell zog die Augenbrauen finster zusammen. Er riss Elspeths Kopf so gewaltsam nach oben, dass sie beinahe vom Boden abhob. »Ich hatte Mitleid mit dir, du Wicht. Ich habe dir erlaubt, deine Heimstatt an den Ufern des Loch Lyons zu errichten, und zum Dank hast du meine Sippe getötet. Doch das zahle ich dir nun mit gleichen Mitteln heim, MacGregor. Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Die eiskalte Hand erreichte Lachlans Herz. »Deine Kinder sind tot.«
    Elspeth schrie auf. Ihre Augen suchten Lachlans Blick in der nichtigen Hoffnung, er vermöge Campbells Behauptung zu widerlegen. Aber das konnte er nicht. Sein Feind hob die rechte Hand und zeigte sie ihm. Jede Furche, jede Schwiele war blutrot gefärbt, und auf dem Safrangelb des Ärmels prangte ein großer Fleck, der fast schwarz war. »Sie sind tot – durch meine eigene Hand«, sagte Campbell.
    »Nein!«, wehklagte Elspeth. Alles Blut war aus ihren Lippen gewichen. Sie sackte zu Boden, ohne Rücksicht auf den schonungslosen Griff, der sie festhielt.
    Ihr Bezwinger schüttelte sie erneut. »Aber gewiss doch, und auch die Bauernmädchen. Sie haben um Mitleid gebettelt, aber ich habe ihnen keines gewährt.«
    Lachlan konnte kaum noch atmen. Es war nun so kalt in ihm, dass er das Gefühl hatte, die Sonne sei ausgelöscht worden. Jamie war noch ein Windelkind gewesen. Mairi mit den krausen Haaren hatte weinend nach ihrer Mutter geschrien, als man sie weggezerrt hatte. Und Cormac … der junge Cormac war standhaft geblieben und hatte ein tapferes Gesicht gemacht, als sie ihn mit sich nahmen. Er versuchte, wie sein Vater zu sein.
    Und jetzt waren sie fort – für immer.
    Das leise, gepeinigte Schluchzen seines Weibs erreichte Lachlans Ohr, aber er fand nicht die Kraft, zu ihr zu sprechen. Arme und Beine waren erstarrt, seine Brust ein einziger Eisblock. Er hatte sie im Stich gelassen, sie alle im Stich gelassen.
    »Heute«, fuhr Campbell fort, »wird deine Linie enden, MacGregor. Du sollst keine Zukunft haben, keine Hoffnung für die Deinen. Selbst deine Brüder liegen in ihrem Blut.«
    Das Geräusch eines Messers, das aus der ledernen Scheide gezogen wurde, war kaum wahrnehmbar, aber Lachlan hörte es doch und wusste

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