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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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das ist mit Vorsicht zu genießen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie mehr Informationen besitzen.«
    Campbell drehte sich mit gerunzelter Stirn zu Lachlan um. »Die Aufzeichnungen des Protektorats sind voller nützlicher Informationen, aber ich fürchte, dass sie in diesem Fall nicht sehr hilfreich sind. Dämonen werden in den alten Pergamenten selten beim Namen genannt. Man glaubte damals, dass es diesen höllischen Kreaturen Macht verlieh, wenn man ihren Namen aussprach oder niederschrieb.«
    »Enthalten die Aufzeichnungen keine Einzelheiten darüber, was geschah, bevor das Linnen versteckt wurde?«
    »O doch. Jeder, der es berührte, verleugnete sofort Jesus Christus. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb man es seither in einem hermetisch versiegelten Behältnis aufbewahrt.«
    »Steht in den alten Pergamenten etwas über den Dämon, der versuchte, es zu stehlen?«
    »Nur, dass er sowohl charmant als auch brutal war. Nicht genug, dass er Petrus fast überredet hätte, ihm das Linnen auszuhändigen, ihm werden die grausamen Morde an mindestens zwei Wachen zur Last gelegt. Verätzte Augen, herausgerissene Eingeweide …«
    Lachlan schloss für einen kurzen Moment die Augen. Vielleicht sollte er dankbar sein, dass Tormod Campbell seinen drei kleinen Kindern die Zukunft geraubt hatte, nicht Drusus. »Warum will er es an sich reißen?«
    »Nun, ein Verlockungsdämon könnte es dazu benutzen, zahlreiche Menschen zur Sittenlosigkeit zu verführen. Aber ich fürchte, dass das noch nicht das Schlimmste ist. Wenn es in Satans Besitz gelangt, könnte die Macht des Linnens Tausende und Abertausende dazu anstiften, sich von Gott abzuwenden.«
    »Und die Sünde in jeden Winkel der Welt tragen.« Eine hitzige Welle der Ohnmacht ließ Lachlan seine Hände zu Fäusten ballen. »Warum sollen wir es also schützen?«
    »Weil –«
    Lachlan hob die Hand. »Nein, bemühen Sie sich nicht, ich verstehe schon. Aber ich glaube noch immer, dass das Wahnsinn ist.«
    »Aber kämpfen Sie nicht tagtäglich gegen Dämonen? Ist das nicht Ihre Aufgabe? Alles, was Sie tun müssen, ist, diese eine Ausgeburt der Hölle zu beseitigen, und wir haben wieder unseren Frieden.«
    Doch Drusus war kein gewöhnlicher Dämon. Zweitausend Jahre Dasein hatten ihm besondere Kräfte verliehen. Außerdem war er jener Schwertmeister, der Lachlan die Kunst, eine Klinge zu führen, beigebracht hatte.
     
    Die letzten Strahlen der Sonne versanken hinter den Bäumen, doch Drusus fröstelte nicht wegen der schwindenden Wärme. Als sich die Tür öffnete, schenkte er der älteren Nonne sein umwerfendstes Lächeln und drängte ins zitronenfrisch stinkende Innere des Gebäudes. Der geheiligte Boden begann sofort sein Fleisch zu verätzen, aber Drusus ignorierte es. Er hatte nicht vor, lange zu bleiben. »Ich heiße Alistair Rose«, begann er im breiten Akzent eines schottischen Arbeiters. »Aus Dumbarton, Schottland. Man sagte mir, dass ich hier einen Priester aus der alten Heimat finde. Stimmt das?«
    Unter ihrer Haube legte die Nonne die Stirn in Falten. »Nun ja, hier lebt Monsignore Campbell. Seine Familie stammt aus Schottland, aber soweit ich weiß, ist er in den Vereinigten Staaten geboren.«
    »Campbell? Sind das die Campbells aus Glen Lyon?«
    »Oh, das weiß ich nicht.«
    Drusus nickte. Natürlich nicht. Die Frau war in Illinois aufgewachsen und hatte nicht ein einziges Mal einen Blick über den Tellerrand des eigenen Kontinents gewagt. »Dürfte ich wohl kurz mit dem Monsignore sprechen, um in Erfahrung zu bringen, ob er derjenige ist, den ich suche?«
    Die Nonne zögerte. »Es ist bereits nach sechs Uhr.«
    »Ich verspreche, dass ich nicht mehr als fünf Minuten seiner Zeit in Anspruch nehmen werde.« Drusus lächelte wieder, diesmal intensiver und länger, um die Schutzschichten ihres Verstandes zu durchdringen. Überzeugte Gläubige ließen sich nicht völlig kontrollieren, aber sie ließen sich beeinflussen. Man brauchte nur ein wenig Fingerspitzengefühl.
    Die Schultern der Nonne entspannten sich, und sie winkte Drusus weiter. »Es wird wohl nicht weiter schlimm sein. Kommen Sie, ich bringe Sie zu seinem Zimmer.«
    Der Dämon folgte ihr die Treppe nach oben. Er fuhr zusammen, als er fast mit der Schulter an ein großes Holzkruzifix an der Wand stieß. Der Zitronengestank wurde beißend, brannte in seiner Nase und krallte sich in seine Haut, aber es drängte ihn vorwärts. Alles, das etwas wert war, forderte auch seinen Preis. Und Drusus war diesem

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